Canon stellt neue spiegellose Kamera EOS M5 vor
Mit einiger Verspätung zur Konkurrenz trat Fotoriese Canon Mitte 2012 in den Markt für spiegellose Systemkameras ein. Die EOS M-Serie war geboren (siehe Vorstellung in
Rewind 338; Praxistest in
Ausgabe 355). Obwohl die auf einem Bildsensor in APS-C-Größe basierende EOS M einige überzeugende Merkmale aufwies, überwog doch die Kritik vor allem an dem langsamen AF und allgemein schwacher Performance im Vergleich zu Wettbewerbern, die bereits mehr Erfahrung mit CSC (Compact System Camera) hatten. Daran änderten auch die Nachfolger EOS M2, M3 und M10 nicht viel. Canons Ansatz blieb in gewissen Bereichen halbherzig und ließ den Verdacht aufkommen, dass das eigene, gut laufende Geschäft mit Klappspiegelkameras (SLR) nicht kannibalisiert werden sollte. Auch die recht dürftige Versorgung mit hochwertigen Objektiven für den neuen EOS-M-Mount legte den Verdacht nahe, dass Canon den CSC-Markt nicht wirklich ernst nahm.
KompaktEmpf. Preis (€) | | 1.129 (nur Body) |
Bis heute hat das Canon jedoch offensichtlich nicht ernsthaft geschadet, denn obwohl CSCs von anderen inzwischen auch für absolut professionelle Bedürfnisse zu haben sind (z.B. Sonys A7-Modelle oder Olympus' E-M1), macht der Branchenprimus weiterhin gute Geschäfte mit großen und schweren SLRs, wie der erst
kürzlich vorgestellten EOS 5D Mark IV.
Tatsächlich haben SLRs auch nach wie vor ihre Berechtigung. Vor allem in der Sport- und Action-Fotografie bieten High-End-SLRs noch immer deutlich bessere Leistungen im Hinblick auf einen schnellen Verfolgungs-AF und viele Profis bevorzugen das robuste Handling vergleichsweise großer Kameras. – Die Gründe sind aber recht vielfältig, warum spiegellose Kameras den Markt noch nicht vollständig erobert haben.
Fakt ist: Canon wagt jetzt mit der
EOS M5 einen neuen Anlauf, um im CSC-Markt besser Fuß zu fassen. Die Japaner versprechen für dieses Modell DSLR-Leistung im kompakten Design und damit verstärkt auch auf Foto-Enthusiasten mit höherem Anspruch. Das neue, SLR-ähnliche Design mit integriertem Handgriff und Sucherhöcker verstärkt diesen Eindruck.
Zu den technischen Highlights der Canon EOS M5 zählen der APS-C Bildsensor mit 24 Megapixeln und (erstmals in einer EOS M) Dual Pixel AF für schnelles und zuverlässiges Fokussieren, auch bei kontinuierlicher Motivverfolgung. Mit dem Auge am OLED-EVF, der eine Auflösung von 2,36 Megadots hat, kann man den AF-Punkt mittels Daumen live auf dem (klappbaren) Touchscreen an den gewünschten Punkt verschieben. Die Serienbildgeschwindigkeit liebt bei 7 B/s mit kontinuierlichem AF und Belichtung (9 B/s mit fixed AF und Belichtung). Außerdem an Bord: NFC sowie WiFi mit Bluetooth und konstanter Verbindung zwischen Kamera und Mobilgerät. So können Aufnahmen auf das Mobilgerät übertragen und dort betrachtet werden, ohne dass man die Kamera dafür aus der Tasche nehmen muss – die WLAN-Verbindung wird automatisch aufgebaut. Damit lässt sich das Mobilgerät auch als Fernbedienung für die Kamera einsetzen.
Videoaufzeichnung ist "nur" in Full-HD 1080/60p möglich. Dafür bietet die Kamera so nützliche Funktionen, wie den Fokuspunkt bei Videoaufzeichnung per Touchscreen sanft nachzuführen.
Der Preis für die ab November erhältliche EOS M5 liegt bei 1.129 Euro für den Body. Ein ebenfalls neu vorgestelltes EF-M 18-150mm 1:3,5-6,3 IS STM kann für 499 Euro erworben werden.Einschätzung: Die EOS M5 macht, zumindest auf dem Papier, einen großen Sprung nach vorn. Doch die Konkurrenz in diesem Bereich ist inzwischen sehr stark. Kameras wie die Sony a6300 oder die Panasonic GX8 bieten vergleichbare oder teils sogar noch bessere Spezifikationen. Dennoch: Allein der Schwenk zu einem SLR-ähnlicheren Gehäuse und praktischeren Bedienelementen (mehrere Einstellräder, verbesserte Touch-Features, Klappdisplay etc.) machen die M5 zu einer attraktiven Alternative für anspruchsvolle Hobbyfotografen, zumal sich auch Canons riesiger (EF-) Objektivpark einfach daran nutzen lässt (per optionalem EF-EOS M Adapter). Allerdings muss die M5 erst in der Praxis beweisen, ob sie den hohen Erwartungen tatsächlich gerecht wird.