Dauerzugriff aufs Mikrofon: Shazam will Lauschpraxis beenden
Man könnte meinen, dass die Mac-App für Musikerkennung
Shazam nur dann Zugriff auf das Mikrofon des Computers nimmt, wenn man den Schalter für die Erkennung auf »An« stellt. Doch wie sich nun herausstellt, hört die App ständig zu - auch wenn die App nur im Hintergrund läuft und der Schalter auf »Aus« steht. Die einzige Methode, um den Mikrofonzugriff zu beenden ist die Beendung der gesamten App.
Ist »Aus« gleich »Aus«?Die Verantwortlichen von Shazam Entertainment konnten in diesem Vorgehen zunächst kein Problem erkennen. Denn offenbar verarbeitet das Programm die aufgenommenen Geräusche nur während aktivierter Erkennung - das heißt, wenn der Schalter auf »Aus« steht, findet weder eine Speicherung noch ein Hochladen ins Internet statt. Warum greift die App trotzdem zu jedem Zeitpunkt auf das Mikrofon zu? James Pearson von Shazam erklärt dazu, der Grund liege beim Audio-Puffer. Wenn das Programm nach dem Nutzerauftrag der Musikerkennung erst das Mikrofon initialisieren müsse, um Geräusche buffern zu können, dauerte dies mitunter zu lang. Eventuell wäre ein gerade zum Ende kommendes Musikstück zu schnell vorbei, darunter leide die Nutzererfahrung.
Kritik an KommunikationspolitikDer Sicherheitsexperte Patrick Wardle stimmt dem nur teilweise zu. Zwar konnte er nach einem genaueren Blick auf den Programmcode auch keinerlei »Bosheit« entdecken, doch kritisiert er trotzdem die fehlende Kommunikation des Unternehmens zu diesem Thema. Wenn es einen Schalter mit »An« und »Aus« gebe, erwarte der Nutzer auch, dass dieser auch so funktioniere, wie man es intuitiv erwartet. Shazam hätte deutlich auf den ständigen Mikrofonzugriff hinweisen und diesen erklären müssen.
Dass die »Lauschpraxis« Shazams überhaupt ans Licht kam, ist Wardles Sicherheitssoftware
OverSight zu verdanken, die den Nutzer darauf hinweist, wenn eine App auf Mikrofon oder Webcam zugreift. Ein Anwender dieser Software entdeckte den Dauerzugriff durch Shazam.
Update angekündigtNach einiger Kritik an dem Vorgehen vollzieht Shazam nun offensichtlich einen Schwenk. In einem Statement kündigte das Unternehmen ein zeitnahes Update der Mac-App an - „obwohl wir kein ernsthaftes Risiko erkennen können“, wie betont wird. Die Shazam-Apps auf anderen Plattformen, wie etwa iOS, führten keinen Dauerzugriff auf Gerätemikrofone durch.
Weiterführende Links: