Eddy Cue über Apples Karten-App: Die Arbeit hört nie auf
Mit der Einführung einer eigenen Karten-App mit iOS 6 hat sich Apple gründlich blamiert. Das sehen auch die Verantwortlichen selbst so. Tim Cook fühlte sich seinerzeit genötigt, sich öffentlich zu entschuldigen. Auch Eddy Cue, als Dienste-Chef auch für den Kartendienst zuständig, und Craig Federighi, zuständig für die iOS-Software, nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Fehlerhaftigkeit der ersten »Karten«-Versionen geht. Insbesondere die Kartendaten waren eine Katastrophe, von fehlenden Straßen bis hin zu falsch gesetzten POIs (Points of Interest).
Seitdem versucht Apple ständig, die Karten-App zu verbessern. Noch heute leidet die Lösung unter dem schlechten Image, den sie sich bei ihrem Start vor vier Jahren aufgebaut hat - Google Maps gilt bei vielen Kunden nach wie vor als die bessere und leistungsfähigere Karten-App. In der Fortsetzung des
Interviews mit Fast Company gaben Cue und Federighi aber auch zu Bedenken, dass Kartendienste mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen haben: die sich ständig ändernden Daten. Apple muss mitbekommen, wenn POIs entstehen oder schließen, wenn Straßen ihren Namen ändern, zu Einbahnstraßen werden, usw.
Neues Verfahren zur Ermittlung von KartendatenDie ursprüngliche Art, mit Kartendaten umzugehen, war damit überfordert, gibt er zu. Doch inzwischen habe sich das Verfahren geändert. So werden insbesondere kollektive Nutzerdaten verwendet, um möglichst schnelle Änderungen der Kartendaten zu erfassen. So exerziert er das Beispiel eines neuen Golfplatzes durch. Wenn Apple entdeckt, dass bei bestimmten GPS-Koordinaten plötzlich unerwartet oft Golf-Apps aus dem App Store geladen werden, wird das automatisch als Anhaltspunkt für einen neuen POI gewertet. Als nächstes folgen Internetrecherchen, um die Vermutung zu verifizieren. „Im schlimmsten Fall muss halt jemand hinfahren“, sagte er. Genauso entdecke Apple auch Straßen- oder Brückensperrungen.
Keine individualisierten NutzerdatenBei dem Stichwort »Nutzerdaten« stellten Cue und Federighi beide reflexartig klar, dass es sich nicht um individualisierte Nutzerdaten handele, sondern um kollektive. Apple solle erfassen, wie oft gewisse Straßen angefahren werden, nicht von wem und wann genau. Solche anonymisierten Nutzerdaten passen auch in das neue Datenkonzept der »
Differential Privacy«, die Apple zur Verbesserung von selbstlernenden Algorithmen in iOS 10 verwenden möchte.
Apple Karten: Viel Aufwand, wenig UmsatzDie Karten-App stellt für Apple ein teures Unterfangen dar. Mehrere Tausend Angestellte seien nur mit diesem Dienst beschäftigt, der an und für sich keine eigenen Umsätze generiere. Apple betreibt Forschungszentren alleine für die Karten-App in
Hyderabad und
Berlin, angeblich ist ein Milliardenprojekt in Thailand
geplant - und das ist nur ein Ausschnitt der Forschungsausgaben. Cue spekulierte, dass die Kostspieligkeit ein Hauptgrund dafür ist, dass außer Apple und Google keines der großen Unternehmen eine umfassende Karten-Lösung anbiete. Warum sich Apple dies aufbürdet, beantworteten die beiden Apple-Manager nicht; allerdings kann man sich vorstellen, dass eine sehr gute Karten-App für das Projekt eines selbstfahrenden Autos unumgänglich ist.
Public Betas von iOS dank Karten-DebakelÜbrigens: Einen positiven Effekt hatte der katastrophale Start der Karten-App unter iOS 6 offensichtlich gehabt. Eddy Cue zufolge war das der Grund, warum Apple inzwischen öffentliche Betas neuer iOS-Versionen anbietet. Aktuell steht die vierte öffentliche Beta (fünfte Entwickler-Beta) von iOS 10 bereit. Die Karten-App erhält mit dem nächsten großen Update ebenfalls viele Neuerungen, die wir in diesem ausführlichen Detail-Artikel genauer betrachtet haben:
Weiterführende Links: