Entwicklung des Ur-iPhones: Tony Fadell enthüllt viele Hintergründe
2005 war die Welt für Apple in Ordnung - wahrscheinlich sogar so in Ordnung, wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr. Mit dem iPod war Apple ein derart großer Erfolg geglückt, dass man sogar die Umsatzzahlen des eigentlichen Kerngeschäfts übertraf. Apple konnte sich als innovativer Lifestyle-Hersteller positionieren und erhielt ein Medieninteresse, wie es in den glücklosen 90er Jahren kaum denkbar war. Von Rekord zu Rekord eilend wurde es dennoch klar: Der iPod-Erfolg könnte schnell enden, wenn iPod-Funktionalität verstärkt auch in Handys enthalten ist. Steve Jobs wollte zunächst nichts von einem Smartphone wissen, weswegen die Entwicklungen im Geheimen begannen. Nachdem sich aber bald zeigte, dass ein Ende des Wachstums beim iPod bevorstehe, präsentierte das Team unter iPod-Vater
Tony Fadell gegenüber Jobs ein neuartiges Smartphone-Konzept - und bekam grünes Licht.
Streitfragen: Tastatur und EingabeDie großen Auseinandersetzungen sollten aber erst noch beginnen. Eine Frage, die zu erbitterten Auseinandersetzungen führte: Tastatur oder Display-Bedienung? Für Steve Jobs stand fest, dass eine physikalische Tastatur nicht in Frage komme. Der Streit gipfelte laut Fadell in einer mehr als eindeutigen Jobs-Ansage gegenüber der "Pro-Keyboarder"-Fraktion. So entschied Jobs die Frage auf seine Art und warf den Tastatur-Befürwortern an den Kopf: "Bis ihr uns zustimmt, könnt ihr nicht mehr diesen Raum betreten". Wer nicht im Team sein wolle, sei dann eben nicht mehr im Team. Damit war die Diskussion beendet.
Auch die Art der generellen Bedienung war strittig. Vom iPod-Team kam natürlich zunächst Clickwheel-Steuerung als Idee (siehe auch dieser Artikel:
). Schnell wurde jedoch klar, was dies bedeuten würde: Die Rückkehr zum Wählscheiben-Telefon der 60er Jahre. Während Steve Jobs konsequent argumentierte, alles müsse mit dem Finger zu bedienen sein, galt der Stylus, das bis dato im Smartphone-Bereich dominierende Eingabe-Instrument, als gute Lösung. Tony Fadell gibt in seinen Erinnerungen an, Steve Jobs sei so vehement gegen einen Stylus gewesen, dass Grundlagenforschung ebenfalls im Geheimen stattfinden musste. "Es soll auch per Stylus gehen" war zwar ein immer präsenter Gedanke, den man aber niemals Jobs gegenüber hätte äußern dürfen. "Jobs hätte mir den Kopf abgerissen", so Fadell.
Kein PC-HandySchon lange vor dem iPhone hatte Microsoft Software für Smartphones entwickelt. Das Konzept unterschied sich jedoch maßgeblich von Apples Ansatz. Windows-Smartphones waren winzige PCs in Handyform - inklusive bekannter Windows-Oberfläche und Task Manager. Apple wollte laut Fadell aber viel mehr tun, als nur einen Computer stark zu schrumpfen. Das iPhone sollte einen fortschrittlichen, ganz neuen Weg beschreiten. Apple glückte die Neuausrichtung - und schuf damit ein Produkt, das für weite Kreise der Bevölkerung interessant war und sich nicht mehr nur an zahlungskräftige Geschäftsleute richtete.