Konfiszierte iPhones - US-Staatsanwalt hofft auf Entschlüsselungspflicht für Apple
„Morde und Vergewaltigungen bleiben ungesühnt, weil die Ermittler keinen Zugriff auf die Apple-Geräte haben!“ Mit diesen schwerwiegenden Vorwürfen unterstreicht der New Yorker Staatsanwalt Cyrus Vance Jr. seinen Ruf nach einer Software-Hintertür in iOS. Mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsident könnte diese Forderung auf offenere Ohren stoßen als bisher.
Lobbyarbeit gegen starke Verschlüsselung423 iPhones stapeln sich Vance zufolge aktuell in den Asservatenkammern der Polizei von New York County. Jeweils mehr als 40 davon wurden im Zusammenhang mit Mord, bzw. versuchtem Mord, und sexuellen Verbrechen sichergestellt. Doch wegen der seit iOS 8 deutlich verbesserten Verschlüsselungstechnologie in den Apple-Smartphones habe es bisher keine Möglichkeit gegeben, an Informationen auf den Geräten heranzukommen. Für Vance Anlass genug, auf Sicherheitstagungen und auch in Gesprächen mit Medienvertretern immer wieder hochzurechnen, dass es US-weit wahrscheinlich mehrere tausend Ermittlungsfälle gebe, die aufgrund von Apple still ständen.
Der schmale Grat zwischen Privatsphäre und ErmittlungsinteresseApple legte im Konflikt mit Sicherheitsbehörden stets großen Wert darauf, keine Möglichkeiten zum Entschlüsseln des Systems, sogenannte Hintertüren, bereitzustellen. Denn früher oder später würden die Schlüssel dafür auch von zwielichtigen Gestalten gefunden und verwendet werden. Dementsprechend sei der Schutz der Privatsphäre von Millionen von Nutzern wichtiger als das Interesse von Polizei und Sicherheitsbeamten bei einzelnen Ermittlungen. Anfang des Jahres führte diese Einstellung zu einem großen Konflikt mit dem FBI, der auch medial unbarmherzig ausgefochten wurde. Damals wollte die Bundesbehörde in Kooperation mit dem US-Justizministerium Apple zwingen, Software zum Knacken eines iPhone 5c zur Verfügung zu stellen, welches bei dem Terroranschlag von San Bernardino eine Rolle spielte. Erst eine zwielichtige andere Quelle, die beim Knacken des Smartphones half, ließ die Aufregung abebben und die Forderungen des FBI zurückziehen.
Ungewisse Zukunft mit TrumpDoch schon damals gaben Staatsanwälte wie Vance zu bedenken, dass es neben dem prominenten Fall San Bernardino noch bei Dutzenden weiterer Fälle darum gehe, an Informationen auf konfiszierten iPhones zu gelangen. Nun, angesichts des Wahlsiegs Donald Trumps bei der Präsidentschaftswahl, wittern sie Morgenluft bei dem Ziel, im Kongress entsprechende gesetzliche Verpflichtungen für Apple und andere IT-Unternehmen durchzudrücken. Trump selbst rief im FBI-Streit zum Boykott von Apple-Produkten auf, bis der Konzern mit den Ermittlern kooperiere. Noch liegt allerdings kein konkretes Vorhaben des President Elect auf dem Tisch.
Neben der Verschlüsselungsdebatte könnten auf Apple mit einem Präsidenten Trump auch auf anderem Feld Probleme erstehen. Der Republikaner hatte im Wahlkampf angekündigt, die großen Konzerne zur Produktion ihrer Waren innerhalb der USA zu zwingen. Angeblich lotet Apple deswegen Möglichkeiten aus, iPhone-Fabriken von Foxconn in die Vereinigten Staaten zu bringen (MTN berichtete:
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