Providerwechsel: Das letzte große Abenteuer der modernen Zivilisation
Realsatire Made in GermanyNur um das vorab klarzustellen: Dies ist definitiv nicht der erste Leidensbericht über die katastrophalen Zustände im Online-Deutschland des Jahres 2016, und die Schrecken, die mit einem Providerwechsel einhergehen können. Vermutlich lässt sich mittels Statistik nachweisen, dass die „überwiegende Mehrheit“ aller Providerwechsel reibungslos abläuft. Allerdings kann so ziemlich jeder, der seit längerem Internet über das Festnetz nutzt, Horrorgeschichten darüber erzählen, was bei einem Anbieterwechsel alles schief gehen kann. Egal wem ich gerade von meinen jüngsten Erlebnissen berichte, die Antwort lautet praktisch immer: „Das kenne ich nur zu gut!“, oder „Habe ich auch gerade erst hinter mir.“ u.s.w.
Ich nutze das Internet seit etwa Mitte der neunziger Jahre und habe seit dem fünf oder sechsmal den ISP (Internet Service Provider) gewechselt. Von AOL über Telekom, Freenet, Arcor, Alice (später O2) bis hin zu easybell habe ich alle paar Jahre aus jeweils gewichtigen Gründen auf ein anderes Pferd gesetzt. Und bei jedem – ich betone: bei JEDEM Wechsel ist etwas schiefgegangen, sodass ich einen bis mehre Tagen und einmal sogar rund zwei Wochen ohne Festnetz-Internet war. Zuletzt hatte ich 2009 bei meinem Wechsel von Arcor zu Alice in
Rewind 154 ausführlich mein Leid geschildert. Und nun ist es schon wieder passiert…
Mein letzter Anbieter war
easybell. Der Wechsel hierhin war einer der wenigen, die nahezu reibungslos verliefen. easybell war preiswert und bot mir die Möglichkeit der IP-Telefonie über die eigene FritzBox. Bislang war es ja so, dass die meisten Anbieter die Herausgabe der Zugangsdaten für IP-Telefonie verweigerten und ihren Kunden so einen „eigenen“ Router aufzwingen wollten (Stichwort: Routerzwang). Da ich meine „offene“ FritzBox aber keinesfalls aufgeben wollte, kam mir das Angebot von easybell sehr gelegen.
Rund zweieinhalb Jahre funktionierte das einwandfrei. Tatsächlich hatte ich nie weniger Ausfälle seitens des Anbieters zu beklagen, als mit easybell. So gesehen war ich absolut zufrieden. Nur leider sind mit der Zeit meine Anforderungen an die Leitungsgeschwindigkeit weiter gestiegen. Über easybell war und ist in meiner Gegend nur eine 16.000er-Leitung verfügbar, die real gerade mal 10 Mbit/s Downstream und (im Bestfall) lachhafte 1 Mbit/s Upstream erlaubt. Für immer größere zu transportierende Datenmengen im geschäftlichen Bereich und für Streaming wie Netflix & Co. kommt man damit häufig an die Grenzen des erträglichen.