»Ruft mich an!« Trump und Tech-Branche auf vorsichtigem Annäherungskurs
Die großen Technologie-Konzerne der USA standen im Wahlkampf fast geschlossen auf Seiten Hillary Clintons. Ihr liberaler Kurs wäre für Apple, Google, Facebook und Co. berechenbarer gewesen als die Launigkeit des Mannes, der noch vor einiger Zeit zum Boykott von Apple wegen Tim Cooks Verweigerungshaltung im Streit um das verschlüsselte iPhone eines Terroristen aufrief.
Der VersöhnungsgipfelNun ist aber die Zeit gekommen, um einen Modus Vivendi zu finden. Dafür lud Trump eine Handvoll der mächtigsten Konzernchefs zu einem »Tech Summit«, der in den Medien gerne als »Versöhnungsgipfel« bezeichnet wurde. Neben Apple-CEO Tim Cook nahmen auch prominente Vertreter wie Eric Schmidt und Larry Page von Google-Mutter Alphabet, Jeff Bezos von Amazon, Elon Musk von Tesla, Sheryl Sandberg von Facebook und Brian Krzanich von Intel. Trump sprach stolz davon, dass nur die mächtigsten Branchenteilnehmer in den 25. Stock des Trump Tower geladen waren und zahlreiche Ablehnungen an kleinere Unternehmen rausgingen. „Peter [Thiel] sagte Ihnen, »Nein, das Unternehmen ist zu klein« und es waren Monster-Konzerne!“ Auf Trumps Seite nahmen sein designierter Vize Mike Pence sowie drei seiner Kinder teil: Eric, Donald Jr. und Ivanka Trump.
Angebot zur KooperationDie inhaltlichen Themen des Gipfels sind größtenteils geheim. Allerdings wird berichtet, dass Trump für die Konzerne deutlich bessere Handelskonditionen versprach und auch Vorschlägen aus der Branche Gehör schenken wolle. „Niemand auf der Welt ist so wie ihr!“, soll Trump gesagt haben. „Egal, was ihr braucht, um weiterzukommen, wir werden für euch da sein. Ruft meine Leute an, ruft mich an - das macht keinen Unterschied. Wir haben keine formale Kommandostruktur hier.“
Außerdem besprach die Runde auch heikle Themen wie Immigration und Job-Auslagerungen nach Ostasien; zwei Themen, bei denen die beiden beteiligten Parteien fundamental unterschiedliche Positionen vertreten. Möglicherweise war dies auch die Agenda bei einem kleineren Gespräch nach dem großen Gipfel, an dem nur noch Trump, Apple-CEO Cook und Tesla-CEO Musk teilnahmen. Genauere Informationen über dieses Nachtreffen sind aber nicht bekannt.
Ob das zerschlagene Glas zwischen Trump und den IT-Riesen weggefegt werden kann, muss die Zukunft zeigen. Der Technologiegipfel jedenfalls ist im Gespräch, eine regelmäßige Institution zu werden. Der Ton ist jedenfalls deutlich diplomatischer geworden, insbesondere was Trumps Lieblingsgegner im Wahlkampf, Apple, Google, Facebook und Amazon, angeht. Nichtsdestotrotz fällt auf, dass diese großen Kritiker nicht in den Rahmen von Trumps Wirtschaftsberatern aufgenommen wurden. Dort finden sich Teslas Elon Musk, Travis Kalanick von Uber und Ginni Rometty von IBM.
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