Test Lautsprecher: Genelec 8330A Studio Monitore mit automatischer Einmessung – und ein (etwas) unfairer Vergleich
Wichtige Information vorweg: Die Genelec SAM Lautsprecher sind primär für den Studiobereich konzipiert und daher in bestimmten Punkten nicht optimal an die Erfordernisse von Heiminstallationen angepasst. Zwar ist fast alles für technisch versierte User einfach durchschaubar und nutzbar, aber man merkt dem System mit jeder Faser seine Abstammung aus dem Pro-Bereich an, der gewisse Hemdsärmligkeiten leichter verzeiht als der typische High End Audio Kunde. Ich schreibe diesen Bericht aus Sicht eines Heimanwenders. Bitte behalten Sie dies im Hinterkopf, weil es einige der im Text genannten Kritikpunkte relativiert.
KompaktEmpf. Preis (€) | | 2.140 (Set) |
Genelec ist eine echte Größe im Lautsprechermarkt. Ungefähr so wie einst Nokia erfreuen sich die in Finnland entwickelten und gebauten Lautsprecher einer großen Fangemeinde – allerdings hauptsächlich in kommerziellen Anwendungsbereichen. Also in Studios bei Tontechnikern und Musikern oder auch als Installationslautsprecher für Restaurants, öffentliche Einrichtungen etc. Bei HiFi-Fans ist Genelec hingegen längst nicht so bekannt, obwohl sich die Finnen dem Endverbrauchermarkt keineswegs verschließen.
Sehen wir den Tatsachen ins Auge: HiFi- und Studio-Wiedergabetechnik haben im Prinzip das gleiche Ziel: aufgezeichnete Klänge so naturgetreu wie möglich wiederzugeben. Darum gelten für beide Anwendungsbereiche prinzipiell auch die gleichen physikalischen Gesetze, die beim Bau guter Lautsprecher zu berücksichtigen sind. Wie beispielsweise resonanzarme Gehäuse mit geringen Kantenreflexionen, linear und verzerrungsfrei arbeitende Treiber, verfärbungsfreie Wiedergabe u.s.w.
Es sind ganz andere Dinge, die den Profi- und den Heim-User-Markt bei Lautsprechern voneinander unterscheiden. Zunächst einmal sind Studiolautsprecher in der Regel weniger von einem schicken Design abhängig und müssen stattdessen eher praktisch und robust sein. So haben die Genelec Lautsprecher für Studio- und Installationsanwendungen z.B. Gewinde an der Rückseite und im Boden, um sie einfach befestigen bzw. auf Stativen montieren zu können. Und es gibt sie nur in Anthrazit oder (gegen Aufpreis) in Weiß.
Genelec unterscheidet drei Kategorien: Heimlautsprecher, Studiolautsprecher und Installationslautsprecher. Dazu gibt es Extras wie Subwoofer und Sonderformen wie Wandeinbaulautsprecher. In jedem Fall handelt es sich um Aktivlautsprecher. Aus dem großen Sortiment habe ich mir bewusst ein Modell aus der Studio-Serie zum Test ausgesucht, weil es nur dort Modelle mit der automatischen Einmesstechnik SAM gibt. SAM steht bei Genelec für „Smart Active Monitor“. Überhaupt haben es die Finnen mit bedeutsam klingenden Abkürzungen. Der Einfachheit halber hier eine kleine Übersicht der wichtigsten Genelec Akronyme mit Links zu deren Erläuterung:
Bedeutungen der Kürzel:
- GLM: Genelec Loudspeaker Manager (Software und Netzwerkadaptebox)
- SAM: Smart Active Monitor (automatische Einmessung auf Hörplatz)
- DCW: Directivity Control Waveguide (Schallführung zur Optimierung der Abstrahcharakteristik)
- MDE: Minimum Diffraction Enclosure (akustisch optimiertes Gehäuse gegen Beugungseffekte)
Mich hat vor allem interessiert, wie einfach man die Lautsprecher mittels SAM auf den Hörplatz einmessen kann und wie viel das klanglich bringt. Aus dem SAM-Sortiment habe ich das
Modell 8330A ausgesucht, einen sehr kompakten Monitor, der sich ideal für’s Nahfeld bzw. eine Desktop-Installation eignet. Es ist der zweitkleinste von vier unterschiedlich großen „Compact Studio Monitors“ von Genelec. Für Musiker mit kleinem Setup ist dieser Lautsprecher genauso passend wie für anspruchsvolle Computer-Audiophile. Der Preis für die 8330A im Paket mit GLM Netzwerkadapter und Messmikrofon liegt bei 2.150 Euro/Paar.
Den aus meiner Sicht interessantesten Genelec Lautsprecher überhaupt, nämlich das
Modell 8351A, werde ich eventuell noch mal zu einem anderen Zeitpunkt testen. Es handelt sich dabei um eine höchst spannende Konstruktion mit Koaxialtreiber, der aber deutlich größer und kostspieliger ist als die hier getesteten 8330A.