Überwachungsgesetze: Threema prüft Wegzug aus der Schweiz
Der Messenger Threema unterschied sich von Branchengrößen wie WhatsApp und dem Facebook Messenger stets durch zwei Dinge: Er kostet Geld, dafür erhält man verschlüsselte Kommunikation, keinerlei Datenüberwachung sowie Server in der Schweiz (Store:
). Diesem Geschäftsmodell rückt nun eine angehende Verordnung zu Leibe, der zur Umsetzung des »Bundesgesetz zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs« (BÜPF) konzipiert wurde.
Vorratsdatenspeicherung vorausDieses Schweizer Gesetz wurde im März 2016 überarbeitet, der zugehörige Verordnungsentwurf sieht vor, dass jede Anwendung, die eine Chatfunktion bereithalte, zur Datenspeicherung auf Vorrat gezwungen wird. Das beträfe dann natürlich auch Threema und stellt einen fundamentalen Widerspruch zur Unternehmensphilosophie dar.
Mögliche Konsequenz: WegzugDie Verordnung sieht nur die Speicherung von sogenannten Metadaten vor, also etwa Übersichten über Gesprächsteilnehmer, Zeitpunkte und Orte. Außerdem gehe es nur um Ausnahmefälle, wie etwa »bei einem Ereignis mit besonderer Relevanz für die Strafverfolgungsbehörden«, was beispielsweise Terroranschläge einschließen würde, dennoch ist die Reaktion bei Threema empört. „Sollten wir vom Gesetz gezwungen werden, eine Vorratsdatenspeicherung anzulegen, werden wir prüfen, unsere Server und gegebenenfalls auch unseren Geschäftssitz ins Ausland zu verlagern“, sagte Mitgründer Martin Blatter. Aktuell nehme das Unternehmen juristische Abklärungen vor. Welches Zielland Threema im Blick haben könnte, sagte er nicht.
Was Threema von seinen Nutzern weißWürden aktuell Sicherheitsbehörden an Threema mit der Bitte um Daten über die Nutzer herantreten, habe das Unternehmen nur wenig zu bieten, heißt es im jüngsten Transparenzbericht. Lediglich der öffentliche Nutzerschlüssel und das Datum des letzten Logins wären verfügbar. Zusätzlich noch Handynummer und E-Mail-Adresse, aber nur wenn der Anwender diese mit seinem Profil verknüpft habe. Das wäre definitiv zu wenig, um den angedachten Verordnungen zum BÜPF gerecht zu werden.
Threema bietet seine Chat-App seit 2014 auf iOS, Android sowie kleineren Smartphone-Plattformen an. Inzwischen hat der Dienst aus Pfäffikon im Kanton Schwyz eigenen Angaben zufolge 4,5 Millionen Nutzer. Die iOS-App ist für 2,99 Euro im App Store zu erwerben und erfordert mindestens iOS 8.0.
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