Vor 30 Jahren: Bill Gates kündigt Microsoft Windows an
Noch immer ist es für die meisten Nutzer herkömmlicher Computer selbstverständlich, auf ihrem PC Microsoft Windows einzusetzen. Auch wenn Apple den Marktanteil in der letzten Zeit deutlich erhöhen konnte, so läuft dennoch auf der eindeutigen Minderheit der Rechner OS X, während die überwältigende Mehrheit der Computer mit Windows betrieben wird. Als
Bill Gates das neue Betriebssystem vor 30 Jahren erstmals ankündigte, war noch kaum zu erahnen, zu welcher Marktmacht es das Betriebssystem einmal bringen würde. Bill Gates war fasziniert von den Möglichkeiten, die Apple mit der grafischen Benutzeroberfläche ermöglichte, und wollte das eigene System an diesen Ideen ausrichten.
Im November 1983 war der erste Macintosh noch nicht auf dem Markt, Gates kannte aber nicht nur das OS der "Lisa" sondern durfte auch einen
Blick auf den sich noch in der Entwicklung befindenden Macintosh 128k werfen. Was er dort sah und an Ideen mitbrachte, sollte den Aufstieg Microsofts überhaupt erst ermöglichen. Auch wenn Windows 1 und 2 ziemlich schlechte Versuche darstellten und sich in keiner Weise mit dem Macintosh messen konnten, so erreichte Microsoft spätestens mit Windows 3.11 die kritische Masse und wurde Marktführer.
Dem damaligen CEO John Sculley lag sehr stark am Herzen, weiterhin Microsoft -Programme für den Mac zu erhalten. Die Zusage, dass Microsoft weiterhin Word entwickelt und zudem Excel nicht vor 1990 für den PC auf den Markt bringt, war ihm einiges wert. So
erlaubte er Microsoft, Mac-Technologie in Windows einzusetzen, was sich als großer Fehler herausstellte. Microsoft konnte sich fortan zahlreicher Apple-Entwicklungen bemächtigen und damit das eigene Betriebssystem bestücken. Bill Gates hatte damals sehr hoch gepokert, wohl wissend, dass er den Mac-Markt nicht einfach ignorieren konnte und er eigentlich auch keine echten Druckmittel in der Hand hatte. Apple nahm ihm jedoch die vorgebrachten Argumente ab und ließ sich auf besagten Vertrag ein.
Mit Windows 95 baute Microsoft diesen Vorsprung dann aus, unter anderem auch deswegen, weil Apple nicht so recht wusste, was man Windows entgegensetzen sollte und zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen wurden. Die
bis in die 90er Jahre laufenden Rechtsstreitigkeiten zwischen Apple und Microsoft gingen zudem nicht im Sinne Apples aus, da sich Microsoft immer wieder auf die Lizenzierung bestimmter Bestandteile der grafischen Benutzeroberfläche berufen konnte. Sculley hatte Apple in dieser Hinsicht keinen großen Dienst erwiesen.
In den folgenden Jahren tat sich bei Apple nicht viel, nach dem verlorenen Prozess und dem Scheitern des Copland-Projekts stand man längere Zeit ratlos und vor allem ohne einen Nachfolger des klassischen Mac OS da. Erst mit Steve Jobs' Rückkehr und der Einführung von Mac OS X gelang es, wieder einen technologischen Vorsprung zu erarbeiten. Dieser reichte natürlich nicht, um Microsoft auf kurze Sicht hin ernsthaft gefährlich zu werden.
Windows
XP stellte für Microsoft ein ausgesprochen erfolgreiches System dar - Jahre nach dem letzten großen Update war XP noch immer das weltweit am häufigsten eingesetzte Betriebssystem. Der Nachfolger, Windows Vista, kam nicht nur viel zu spät, sondern wurde von den Nutzern auch verschmäht. Windows 7 war ebenfalls wieder ein Erfolg für Microsoft, mit Windows 8 erreichte man hingegen weder schnell große Marktanteile, noch zufriedene Nutzer, noch positive Berichterstattung.
In einem wesentlichen Punkt hat sich der
Markt aber stark gewandelt - dies sehr zu Ungunsten Microsofts. Microsoft steht vor dem großen Problem, dass der klassische PC-Markt immer weiter zurückgeht; genau dieser Markt besteht aber vornehmlich aus Windows-Computern, wohingegen Microsoft weder im Smartphone- noch im Tabletmarkt wirklich Fuß gefasst hat. Lässt man Tablets mit in die Verkaufsstatistiken einfließen, so greift eben nicht mehr die Mehrheit der Computerkäufer zu einem Windows-Gerät.
Galt es vor fünf Jahren noch als weitgehend undenkbar, dass
Microsoft einmal derart ins Hintertreffen geraten könnte, so waren die Umwälzungen auf dem Computermarkt zu schnell für Redmond. Es bleibt offen, wie der Konzern, bald unter neuer Führung, darauf reagiert. Android und iOS sind hingegen zu starke Konkurrenten, als dass jemals wieder plattformübergreifende Marktanteile von über 90 Prozent für Windows zu erreichen sind.