Warum Apple Touchscreen-Macs ablehnt
Mit dem iPhone stellte Apple vor fast zehn Jahren ein weitgehend neues Bedienkonzept vor. Nur sehr wenige Funktionen stehen über physikalische Tasten zur Verfügung, ansonsten erfolgt die Steuerung komplett über einen großen Touchscreen. Auch beim iPad blieb Apple diesem Konzept treu. Zwar bietet Apple seit der Vorstellung des iPad Pro 12,9" auch einen Eingabestift an, dieser stellt jedoch nur eine Erweiterung dar. Weiterhin lautet die Maßgabe, dass der Nutzer nie auf einen Stift angewiesen sein soll. Anders sah es bislang auf dem Mac aus, der vollständig mit Maus, Tastatur oder Trackpad zu bedienen war. Das Touchpad übernahm zwar einige Multitouch-Befehle, dennoch geht es weiterhin nicht ohne eine physikalische Tastatur. Einen Mittelweg stellt das neue MacBook Pro mit Touch Bar dar, das nun zumindest eine variabel zu belegende Tastenzeile in Form einer berührungsempfindlichen Oberfläche mitbringt.
Schiller: Touch auf dem Mac funktioniert nichtIn den unzähligen Foren wird immer wieder die Frage aufgeworfen, warum Apple nicht einen Mac mit Touchscreen auf den Markt bringe. Marketingchef Phil Schiller gab schon vor einiger Zeit in einem
Gespräch die Antwort darauf. Tatsächlich forschte Apple jahrelang an einem solchen Konzept und experimentierte mit zahlreichen Ansätzen. Jeder Versuch führte aber zur Erkenntnis, dass ein Touchscreen-Mac einfach keine sinnvolle Lösung darstelle. Was man schon vorher befürchtet habe, ließ sich während der Testphase bestätigen, so Schiller. Vor allem auf dem Desktop wäre Touch-Bedienung ein Desaster - man solle sich nur einmal vorstellen, einen iMac 27" mit ausgestreckten Armen bedienen zu müssen.
Touch + Maus = schlechter KompromissEin Betriebssystem zu entwickeln, dass sowohl für Touch als auch Tastatur und Maus ausgelegt sei, stellt Apples Überzeugung nach einen sehr schlechten Kompromiss dar. Beispielsweise müssten alle Menüs auf Fingerbedienung umgestellt werden, was allerdings die Nutzung mit einem Zeigegerät wie der Maus umständlich mache. Watch, iPhone, iPad, MacBook und iMac seien zwar allesamt auf ihre Art Computer, allerdings mit komplett unterschiedlichen Zielsetzungen und Anwendungsbereichen. Was auf einer Plattform sinnvoll ist, muss nicht notwendigerweise auch für andere Geräte gut funktionieren.
Touch Bar als KonsequenzMit dem neuen MacBook Pro bestätigte Apple, dass die vor Monaten geäußerte Einschätzung weiterhin Gültigkeit hat. Das Gerät folgt weiterhin dem klassischen Bedienkonzept, fügt dort aber Touch-Steuerung hinzu, wo es ohne Anpassung der eigentlichen Systemoberfläche tatsächlich Mehrwert bietet - gleichzeitig aber ohne Anwendern im Wege zu stehen, die weiterhin nur Tastatur und Maus verwenden wollen. Auch wenn es wohl nie einen Touch-iMac geben wird, ist die Präsentation einer externen Touch Bar, oder einer Tastatur mit integrierter Touch Bar, dennoch sehr wahrscheinlich. Damit hätte auch der Desktop-Mac partielle Touch-Steuerung erhalten.