WhatsApp kann Endverschlüsselung bei Nachrichten umgehen
Datenschutz ist ein großes Qualitätsmerkmal unter Messengern. Deswegen können sich kleinere Anbieter wie
Threema halten und deswegen haben auch die Big Player in den letzten Monaten auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung umgeschaltet. Diesen Weg ist auch WhatsApp gegangen und gibt seitdem stets an, dass nicht einmal das Unternehmen selbst in der Lage sei, gesendete Nachrichten abzufangen oder mitzulesen.
Sicherheitslücke durch NeuverschlüsselungGroße Zweifel daran hegt aber Tobias Boelter von der University of California. Gegenüber dem Guardian gab er an, dass WhatsApp sehr wohl in der Lage sei, unter gewissen Umständen an die Inhalte von verschlüsselten Unterhaltungen zu kommen. Eine Entschlüsselung der gesendeten Nachrichten sei zwar nicht möglich, wohl aber der erneute Versand mit geänderten Sicherheitsschlüsseln. Denn wenn der Empfänger einer Nachricht nicht erreichbar sei, etwa weil er offline ist, kann WhatsApp die erneute Versendung mit einem geänderten öffentlichen Schlüssel veranlassen. Davon bekommt der Adressat nichts mit, der Versender nur, wenn er die entsprechende Einstellung aktiviert hat und dann auch nur im Nachhinein.
Bug oder Feature?Boelters Informationen zufolge hatte er den WhatsApp-Mutterkonzern Facebook schon Anfang des vergangenen Jahres auf das Verhalten der App hingewiesen, das seiner Meinung nach ein Sicherheitsrisiko darstellt. Die Reaktion des Konzerns bestand allerdings in dem Hinweis, dass dies erwartetes Verhalten sei und keiner Korrektur bedürfe. Zweifellos ist es für Anwender bequemer, wenn sie im Falle einer fehlgeschlagenen Zusendung keine Fehlermeldung erhalten, sondern ohne ihr Zutun ein zweiter Versuch startet, sobald es möglich ist. Doch gleichzeitig wäre WhatsApp in der Lage, bewusst Sicherheitsschlüssel einzuschleusen, die das Unternehmen selbst abfangen kann, um etwa im Regierungsauftrag Kommunikation abzufangen. Denn Boelter zufolge funktioniere das Verfahren nicht nur bei nicht zugestellten Nachrichten, sondern auch bei ganzen Konversationen. Der Konzern dagegen wies in einer Stellungnahme den Vorwurf zurück, eine absichtliche Hintertür für Regierungsanfragen eingefügt zu haben.
WhatsApp nutzt zur Verschlüsselung das Signal-Protokoll. Die Signal-App selbst zeige aber nicht die gleiche Sicherheitslücke - oder Hintertür, je nach Anschauung -, weil sie Nachrichten nicht automatisch neu übermittle.
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