Hallo,

mein letzter Fahrradkauf ist mehr als zwei Jahrzehnte her. Mit Staunen lese ich über die Änderung seit dem, einerseits der Trend zu einfachen klaren und auch retro-Formen (Singelespeed und Fixie) anderseits über Gates Riemenantried, Nabelschaltung und gar Automatik. Von eBikes will ich erste gar nicht anfangen.

Nun soll es ein neues Stadtfahrrad werden, für den Weg zur Arbeit und für gelegentliche Stadtfahrten. Von der Funktionalität und von Design her gefällt mir nach einiger Recherche sehr die Räder von Schindelhauer, speziell das Friedrich:




Der Preis bei über 2000 Euro finde ich allerdings heftig. Eine günstige aber nicht ganz so schöne Alternative erscheint mir das 247 von Diamant:



Kennt ihr noch guter Alternativen? Also mit Gates-Antrieb und Nabenschaltung? Mir gefallen auch sehr die Fahrräder der Berlin Firma Rakete , allerdings setzten die noch auf Kette:

warum soll es zwingend ein riemenantrieb werden? nur weil es gerade "in" ist?
sind dir die entscheidenden nachteile bekannt?
soll das nur ein schön-wetter-fahrrad werden, was du nur auf den saubersten wegen fährst oder soll es ein tagtäglicher treuer begleiter sein? wenn letzteres würd ich mir das mit dem riemen nochmal gut überlegen.

Kannst du mir auf die Sprünge helfen?
Soweit ich es verstanden habe ist die Langlebigkeit umstritten und die Anforderungen an die Rahmensteifigkeit ist sehr hoch. Was fällt dir noch ein? Wie gesagt, ich habe erst angefangen mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Die Vorteile des Kettenverlustes (kein Öl, kein Kettengeräusch, weniger Wartung) leuchten mir jedenfalls ein.

Ok, habe jetzt noch mal explizit zu den Nachteilen gelesen, und das ist schon was wahres dran. Auch wenn man die Berliner Straßen nicht verlässt ist Schneematsch ja durchaus mal unterm Reifen. Dann eben kein Riemen .
Das macht die Sache aber nicht einfacher. Jetzt habe ich ja noch mehr Auswahl. Habt ihr eine Empfehlung?

naja. es ist eigentlich ganz simpel.
alle vermeintlichen vorteile, mit denen die riemenantriebe angepriesen werden, sind nicht wirklich welche.
wartungsfreiheit: mag zwar in der theorie stimmen, aber hey.. wie wartungsintensiv ist denn eine kette? richtig. überhaupt nicht. alle jubeljahre mal säubern, also kurz durch nen lappen ziehen, und neu fetten. aufwand: 1min
dagegen lass mal aber was mit dem riemenantrieb sein: ein riemenantrieb muss exakt gespannt werden werkstatt
riemenantrieb kaputt? find mal einen neuen. im gegensatz zu einer kette. bewährt seit jahrzehnten, gibts überall, wirds auch immer geben.
angeblich ist ein riemenantrieb langlebiger als eine kette. 1. ist das fragwürdig ob das überhaupt stimmt (die carbonriemen sind super sensibel). 2. die kette eines stadtfahrrads überlebt eh seinen besitzer. also was solls...
riemenantriebe (also die sensiblen carbonfasern) sind nicht gut auf witterung (also schnee, kälte, etc) zu sprechen. und im winter bei sauwetter mag der riemen auch kein split, der aufgewirbelt und in die fasern gedrückt wird. dasselbe gilt für "dreckige" strassen abseits des perfekten asphalts.
lautstärke: riemen sind angeblich leiser, aber 1. kann der auch quietschen und 2. kann ich mich in den letzten 20 jahren nicht daran erinnern, dass ich mal gesagt hätte "man diese laute kette nervt aber.. warum gibts da nix anderes?" das abrollgeräusch der laufräder auf der strasse ist lauter als jede kette. also was soll das argument?

kette ist robust, einfach und nicht umsonst seit jahrzehnten bewährt und wird es auch bleiben. riemen ist ne modeerscheinung meiner meinung nach und wird entweder wieder komplett verschwinden oder ne schwierige nischenerscheinung bleiben.

Leider Geil


Ansonsten stimmt es (leider),
bei KFZ ist ein Riemen(Steuerriemen) nur die billig Lösung, hochwertiger und bedeutend langlebiger ist da Kette (Steuerkette)…als Beispiel.

Was es aber mal gab und immer noch gibt…am Fahrrad: Statt Kette oder Riemen; Kardanantrieb,
hier mal als E-Lösung

@locoflo

auch wenn ich zugegebenerweise das erste rad ganz schick finde von der rahmengeometrie her (ich mag klare formen), so ist mir die präsi von diesem anbieter (von dem ich übrigens noch nie was gehört habe) viel zu "fancy".
zielgruppe schnösel hipster mit beruf irgendwas mit medien meiner meinung nach. das geht ja schon bei den modellnamen los.

da du ja empfehlungen suchst:
an deiner stelle würd ich mir mal die city serie von stevens angucken.

damit hab ich zwar kein persönliche erfahrung, aber mein rennrad ist von stevens

wie bist du eigentlich unterwegs? möglichst sportlich oder möglichst komfortabel/bequem/gemütlich?

Naja, der Vorteil einer halbwegs bis mittelgroßen Stadt wie Berlin ist da natürlich, man kann sich so ein Hipster Abzock Spielzeug für wenig Geld als Auftragsarbeit "klauen" lassen
Achja,
BMW hat von 2 Jungs aus Paris, letztens eine extrem coole und schicke Stadtmaschine/Bike in dem "Stil" anfertigen lassen und auf Arte vorgestellt…trés Chic

Ich auch.


Danke für den Tipp. Mache ich morgen mal in Ruhe wenn ich mehr Zeit habe.


Also die kompromisslose Sportskanone bin ich nicht. Eher der praktische bequeme Typ. Mir wäre z.B. das Vorhandensein oder wenigstens die Option auf ein Gepäckträger wichtig.



Die Jungs der Berliner Firma Rakete scheinen nett zu sein, auch wenn die Firma praktisch ein Baby ist. In meiner ersten Fixierung auf Riemen habe ich Gestern per Mail gefragt ob es so etwas bei Ihnen auch gibt und das ich mal gerne probefahren würde. Hier die Antwort:


Werde ich auf jeden Fall mal vorbeilaufen.

Grundsätzlich solltest Du Dir über die Sitzposition im klaren sein, sprich wie aufrecht oder gebeugt willst Du auf dem Rad sitzen. Je aufrechter man auf dem Rad sitzt desto wichtiger wird eine Federung im Form von Sattel, Sattelstütze und breiten Reifen, spezielle Federgabeln bzw. Hinterbauten sind fürs tägliche Fahren eher ungeeignet und zu wartungsintensiv. Schau Dir mal folgende Übersicht an , da sieht man recht schön die Modell dieser Manufaktur aufgelistet nach Sitzposition.

Als Faustegeln kann man sagen je weiter man am Stück fahren will, desto sinnvoller ist eine flachere Sitzposition. Persönlich mag ich mittlerweile einen Rennlenker am liebsten, weil man leicht umgreifen kann und so die Hände und Arme währen der Fahrt unterschiedlich belasten kann.

Was den Antrieb anbelangt, da gibt es sehr unterschiedliche Positionen. Probiere am besten beiden Varianten aus, dann hast Du den direkten Vergleich. Nabenschaltungen haben den Vorteil, daß man einen Kettenkasten montieren kann und die Kettenschaltungen haben den Vorteil, daß man das Hinterrad sehr leicht für einen platten Reifen ausbauen kann. Antiplattreifen, -bänder o.ä. haben alle ihre Grenzen. Mir persönlich sind seit langer Zeit keine Platten mehr untergekommen, aber es kann nerven wenn man irgend wo im Regen bei Kälte steht und den Schlauch flicken muß. Beste Vorsorge gegen Platten sind noch immer gut aufgepumpte Reifen.

Sehr guter Einwand. Merkt mal wieder das es das "Stadtfahrrad" nicht gibt.
Ein Grund warum ich mein altes Mountainbike nicht mehr fahren mochte war wahrscheinlich auch, dass es eher so war



und ich will eher so etwas



Ich werde an einer ausführlichen Tour durch lokalen Läden nicht vorbeikommen. Aber dank euch habe ich jetzt schon eine ziemlich konkrete Vorstellung was ich eigentlich suche. Danke.

Wenn noch jemand einen Tipp hat, immer her damit.

Naja, sowas wie n Holland Rad. Wenn Du die Kohle streuen kannst, als Medizin Student, kannst Du Dir ja auch als Zweitrad n Holland Rad zulegen. Wenn's der Rücken nicht mehr mitmacht

Herrje, einfach alles vergessen was ich gesagt habe. Nach viel Probefahren habe ich festgestellt ich will es nicht bequem oder gefedert, ich will es hart und schnell.
Und ich muss sagen, Riemen fühlt sich gut an. Nur nicht nur weil man wirklich geräuschlos auf dem Asphalt dahinflitzt und die Verbindung Straße-Fuß irgendwie noch direkter ist. Auch weil die Rahmen der Riemen-Bikes deutlich kompromissloser und steifer gebaut sind, weil es da eben um mm geht.
Toll. Wirklich toll. Habe ein paar Bikes von Schindelhauer, BMC und ein paar anderen Firmen gefahren. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Kein Vergleich mit meinen alten Drahtesel. Wenn ich mal wieder ein paar Stunden Zeit habe gehe ich noch zu Rakete und versuche das Diamant Probe zu fahren (soll wohl erst wieder im Juli verfügbar sein). Tipps sind weiterhin sehr willkommen.

PS: Der schwache Euro schlägt auf den Preis von Importbikes wie z.B. von Trek und BMC. Mehrere Hundert Euro Preisanpassung, je nach Preissegment, sind keine Seltenheit.

hast du dir jetzt mal die räder von stevens angeguckt?

wenn dus sportlich magst, umso besser. die sind aus dem rennsport.
ist übrigens eine firma aus meiner lieblingsstadt (hamburg).

und was ist dir wichtiger? style oder technik/verarbeitung/rennfeeling?
letzteres kriegst du bei stevens auf jeden fall.

ps: riemengelöt wirst du bei stevens natürlich nicht finden

Ja, und habe mir auch einen Händler in der Nähe gesucht um es mir mal in Natura anzuschauen. Gefällt mir so auf dem Blatt gut. Aber wie ich heute wieder feststellen musste, anfassen ist unersetzbar. Nachdem ich die Schindelhauers mit ihrem Riemen nach reiner Internetrecherche als Hipster-Gadget abgetan habe war ich heute vom Fahrgefühl sehr angetan. Auch das Diamant 247 will ich unbedingt mal ausprobieren.

Muss es denn entweder oder sein? Geht nicht alles? Ich hoffe doch sehr .

Hi locoFlo

Ich kann zwar nur vom Hörensagen reden, weil ich selbst nicht (mehr) so der Biker bin, aber mein Bruder hat sich 2013 ein Rad mit Riemenantrieb gekauft und ist davon schwer begeistert. Probleme hatte er damit meines Wissens bisher nicht, obwohl er sehr viel fährt (allerdings nicht im Winter bei Schneematsch).

Na jedenfalls, so schlecht scheinen die Dinger wirklich nicht zu sein.

Hier ein Link zu einer Diskussion in der Galerie @@

Das spricht doch sehr für ein klassischen Randonneur oder ein Querfeldeinrad (kurz QFER bzw. neudeutsch Cyclocross). Der Vorteil gegenüber Rennrädern ist, daß man auch etwas breitere Reifen aufziehen kann, beim klassischen Rennrad ist meistens bei 25mm Schluß. Bei Regen will man zudem nicht ohne Schutzbleche fahren, es spritzt schon ziemlich übel und man sieht wie ein Streifenhörnchen aus.

Was Du Dir angeschaut hast, nennt man Speedbike z.B. das hier , es gibt da einige Variationen zum Teil werden Rennradrahmen bzw. deren Geometrie genutzt und nur ein Besenstillenker montiert zum Teil sind die Oberrohre länger als bei einem Rennrad. Mir persönlich sind diese ganz geraden Lenker mehr oder minder zu wider, da sie bei etwas längerer Fahrt ziemlich unbequem werden. (Ich habe selbst ein Rad mit so einem Lenker.) Der Rest der Ausstattung ist mehr oder minder stark auf Rennradkomponenten ausgerichtet.

Es sei hier an der Stelle auch an die StVZO-Problematik erinnert.
Riemenrahmen sind strukturell schwächer als vergleichbare andere Rahmen. Mir scheint, daß Du bisher keinen hochwertigen Rahmen gefahren bist. Einfache Rahmen sind leider mehr oder minder weich und neigen zum Pendeln (eine Torsionsschwingung zwischen Sattelrohr und Lenkrohr). Ein guter Rahmen sollte sich auch nicht sonderlich verwinden, wenn man stark in die Pedale tritt, z.B. bei einem Sprint.

Am Markt gibt es üblicherweise Rahmen aus Stahl, Titan, Aluminium, Scandium (eine Alulegierung mit Scandiumanteil) und Carbon. Meistens werden Dir Alu oder Carbonrahmen in einem Laden angeboten werden. Alle anderen Materialien sind mittlerweile schon etwas besonderes und nicht so ohne weiteres zu erhalten, man muß gezielt danach suchen.
Probier auch einmal ein Rad mit klassischen Rennbügel aus z.B. so etwas damit Du den Vergleich hast.

doch klar