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Der "Rechner für Arme" - M$-TCP durch die Hintertür :-(

Ties-Malte
Ties-Malte02.06.0615:21
Tja, wie im letzten Absatz auch das Resümee gezogen wird: Den einen geht es um Entwicklung (natürlich bei Kostendeckung) und Nachhaltigkeit (»One Laptop per Child«), den anderen um die Eroberung neuer Märkte i.S. des shareholder value. Die Frage ist, ob sich das Gute oder das Aggressive durchsetzen wird. Ich habe da so meine Befürchtungen…

Schade, dass man von Apple in diesem Zusammenhang nichts hört, denn strategisch dürfte auch Apple diese Märkte im Blick haben.


Einen ganz anderen Ansatz, Informationstechnologie in Entwicklungsländern zu verbreiten, verfolgt Microsoft. Überhaupt spricht man bei der Softwarefirma nicht von Entwicklungsländern, sondern von »emerging markets«, aufstrebenden oder entstehenden Märkten, die Microsoft mit dem "pay-as-you-go"-PC erschließen will - einem vollwertigen Rechner, der zwar in der Anschaffung wenig kostet, dessen Gebrauch dann aber abhängig von der Nutzungszeit bezahlt werden muss

Die Technologie hinter dieser Initiative nennt sich »Microsoft FlexGo«. Es ist eine konsequente Weiterentwicklung der von Microsoft und anderen IT-Größen propagierten »Trusted Computing Platform« (TCP) … Es gibt keine Möglichkeit, eigene Software auszuwählen und zu installieren - der Kunde darf nur das, was ihm der Hersteller erlaubt. Namhafte Hersteller haben bereits angekündigt, FlexGo unter anderem auf Prozessorebene mit den nötigen Funktionen zu unterstützen.

Letztendlich ließe sich dieses Vertriebskonzept überall auf der Welt - auch in Deutschland - einsetzen und so ist es wohl auch gedacht.

FlexGo ist für Microsoft der perfekte Rechner, denn auf ihm wird von Nutzerseite nichts installiert, durch ihn wird keine geschützte Software kopiert oder gar gebrannt. Vielmehr wird die Benutzung der vorinstallierten Software solange via Verschlüsselungstechnologie verhindert, bis der Nutzer das entsprechende Pre-Paid-Guthaben einlöst. Microsoft schlägt hier gleich zwei Fliegen mit ein Klappe: Software-Piraterie — mit der Microsoft zweifelsohne gerade in den genannten Ländern am meisten zu kämpfen hat — wird zunächst unattraktiv, weil der PC so günstig als Beigabe daherkommt. Und da auf diesen PCs keine andere Software als die vorhandene oder vertrauenswürdige installiert werden kann, stirbt die Piraterie auf lange Sicht sogar aus.

IT-Industrie und Forschung präsentieren somit zwei ganz unterschiedliche Modelle, um Entwicklungsländern das Tor zum Netz zu öffnen. [Der OLPC-Rechner (»One Laptop per Child«) und M$; T.-M.]

Dass diesem Problem [gemeint ist: Wer nicht lesen und schreiben kann, kann mit einem Rechner nichts anfangen; T.-M.] nicht durch Goodwill-Aktionen wie dem OLPC-Laptop beizukommen ist, scheint offensichtlich. Doch gerade eine solche Aktion setzt auf nachhaltige Entwicklung: Sie richtet sich an Kinder, und die freunden sich bekanntlich am schnellsten mit neuen Technologien an. Diese Kinder würden über einen längeren Zeitraum Kompetenzen entwickeln, die den Entwicklungsländern in Zukunft eben doch zugute käme. Anders der Ansatz der Industrie, allen voran Microsoft, die den Markt erschließen und gleichzeitig die Gelegenheit nutzen will, ihre heftig kritisierte „Trusted Computing Platform“ durchzusetzen. Sie wird den Besitzer eines PCs schließlich zu einem Benutzer von Microsofts Gnaden machen. Denn die Hard- und Softwaregiganten selbst entscheiden dann, welcher Software wir vertrauen dürfen — freie Software wird da wohl eher nicht dabei sein.
Q: @@
„The early bird catches the worm, but the second mouse gets the cheese.“
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