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Frage an Druckexperten: Wie genau reproduzieren professionelle Digitaldruckmachinen Farben?

Rosember13.12.2311:36
Ich habe bei einer professionellen Druckerei ein Buch drucken lassen und einige Monate später eine zweite Auflage bestellt. Obwohl in jedem Fall die exakt gleiche Datei (CMYK 8bit) für das farbige Cover verwendet wurde, sind deutliche Änderungen des das Cover bestimmenden Gelbtons zwischen beiden Auflagen zu erkennen:

Die zweite Auflage (rechts) ist auf den ersten Blick als deutlich rötlicher im Gelbton zu erkennen. Die Druckerei sagt dazu, derartige Schwankungen seien gerade bei helleren Farbtönen nicht zu vermeiden. Ich finde den Unterschied, der mir bereits ohne direkten Vergleich mit der ersten Auflage aufgefallen war, zu groß. Die Druckerei weist nun darauf hin, dass ich ein Muster (ein Exemplar der 1. Auflage) hätte mitschicken müssen, um den Ton genau zu treffen.
Das irritiert mich. Selbst mein Heimdrucker schafft es, über den Austausch von Tintenpatronen hinweg, den Druck einer Farbe stabiler zu halten, als es im obigen Fall gelungen ist. Außerdem lebte ich bisher in dem Glauben, dass die Arbeit mit geeichten Bildschirmen, Farbprofilen etc. pp. Farben besser reproduzierbar gemacht hätte als im obigen Beispiel. Das Einsenden von Farbmustern gehört für mich der Vergangenheit an und sollte im zeitgemäßen Digitaldruck bei sauberer Arbeit nicht mehr erforderlich sein (wie gesagt: es handelt sich um zwei Ausdrucke der identisch-gleichen Datei im Abstand von etwa anderthalb Jahren).
Was sagen die Druckexperten hier dazu? Die Druckerei druckt auf professionellen digitalen Buchdruckmaschinen.
Habe ich falsche Vorstellungen oder zu hohe Erwartungen?

Danke für eure Rückmeldung!
-1

Kommentare

breaker
breaker13.12.2311:50
Genau deshalb gibt es Farbproofs. Unsere Druckerei, in die wir unsere hochwertigen Druckprojekte übergeben, fragt exakt deswegen immer vorher lieber noch einmal nach, ob wir entsprechend mit Proofs arbeiten möchten. Der Proof wird vor der ersten Auflage von der Druckerei erstellt, diesen geben wir frei. Wenn dann der eigentliche Druck beginnt, wird der Proof als Referenz für die Druckmaschinen herangezogen. Die Druckerei lädt dann zum Andruck-Termin ein, wo dann die Drucke aus der Maschine mit dem Proof verglichen werden. Gibt es hier Unterschiede, wird entsprechend nachjustiert. Die Proofs, werden natürlich entsprechend aufgehoben, wenn absehbar ist, dass es eine zweite Auflage geben wird. Falls die Proofs nicht mehr existieren, nehmen wir das Druckprojekt aus Auflage 1 als Farb-Referenz. Sollte natürlich so gelagert werden, dass die Farben sich nicht durch Sonneneinstrahlung o.ä. verfälschen.

Bei so bestimmten Farbtönen hilft auch gern der Einsatz von Patone/HKS-Sonderfarben, anstatt diese in 4c zu mischen.
+8
Rosember13.12.2312:02
Danke, breaker. Demnach sollte ich in Zukunft bei neuen Auflagen immer einen Farbproof mtschicken, da die Druckerei meines Wissens nach selbst keine aufbewahrt.
-1
penumbra13.12.2312:07
Ergänzender Hinweis: bei Internet-Druckdienstleistern wie Flyeralarm usw. werden die Druckaufträge von unterschiedlichen Druckereien abgearbeitet, da kann es durchaus Abweichungen geben.
Aber so wie du schreibst, war es wohl eher die gleiche Druckerei, oder?
„enjoy life in full trains“
+3
Rosember13.12.2312:30
penumbra
Ergänzender Hinweis: bei Internet-Druckdienstleistern wie Flyeralarm usw. werden die Druckaufträge von unterschiedlichen Druckereien abgearbeitet, da kann es durchaus Abweichungen geben.
Aber so wie du schreibst, war es wohl eher die gleiche Druckerei, oder?
Ja, es ging um die gleiche Druckerei und digitalen Buchdruck – sowie um meine offensichtlich falsche Vorstellung, dass durch die Digitalisierung der Drucktechnik Proofs nicht mehr notwendig seien.
Wieder was gelernt!
+1
te-c13.12.2312:52
Wie schon richtig beschrieben worden ist, sollte Dein Muster auch entsprechend gelagert werden. Falls sich Dein Muster über die Zeit hin verändert, dient es eben auch nur schwer als Referenz.
Hier kann natürlich keiner für jede Druckerei sprechen, aber es liegt ja nicht nur an der Maschine, sondern eben auch an der Person, die sie wartet und einstellt.
Ein Proof ist immer eine Versicherung für beide Seiten und man hat für eine spätere Reklamation immer etwas in der Hand.
+2
F303
F30313.12.2312:56
Es gibt gewissen Farbtöne, wie z.B. orange, gemischtes gelb, beige die im 4-Farbdruck extrem auf geringste Farbschwankungen "reagieren". Heisst, sichtbare Veränderung in der Farbdarstellung zeigen. Besonders stark, wenn allen Farbanteilen nur wenig zur Mischung beiträgt (bis ca. 30 % pro Farbkanal), oder der ein beigemischter Ton starken Einfluss auf die Änderung der Farbe hat.

So wie in deinem Fall, der Druckfarbe gelb eben noch magenta hinzugefügt wird, um den sonnigen Ton zu erreichen. In der Theorie mag das alles genauestens definiert und angegeben sein. Sobald eine Maschine und echte Farbe ins Spiel kommt, sind Schwankungen in der Genauigkeit der Farbzugabe nicht zu vermeiden.

Hat man heikle Farben, reicht schon eine geringe Schwankung, für eine sichtbare Veränderung. (Kannst ja mal im Dokument +/- 2 bis 3 % Magenta hinzugeben oder wegnehmen) Sieht man sofort deutlich. So wie bei deinem Umschlag. Bei beige ist das auch ganz krass. Oft empfiehlt die Druckerei in solchen Fällen einen Wechsel auf Sonderfarben. Denn aus dem Topf sieht die selbe Farbe immer gleich aus. Aber selbst dann, gibt es noch Parameter in der Maschine, welche das Druckbild beeinflussen.

Wie schon von breaker geschrieben, hilft es bei 4-Farbdruck ein Muster der vorherigen Auflage mitzugeben oder den Bezug auf dieses (bei gleichem Druckdienstleister) klarzustellen. Proof kann auch helfen. Gibt aber auch oft ein falsche Sicherheit, wenn nicht das Auflagenpapier mit simuliert wird. Eine (nach meinem Verständnis) gute Druckerei, hätte dich vermutlich darauf hingewiesen, dass Schwankungen möglich sind. Ist aber immer ein wenig Frage der Kommunikation zwischen Kunde und Druckerei.
„The brain is a wonderful organ. It starts working the moment you get up in the morning and does not stop until you get into the office. – Robert Frost“
+3
HAL 9000
HAL 900013.12.2314:16
Farben verändern sich.
Bist du wirklich sicher, das die erste Auflage noch immer die Farbe hat, die sie bei Auslieferung hatte?
Möglicherweise hat die 2. Auflage in ein paar Monaten die gleiche Farbe, die die erste Auflage heute hat...
+2
Rosember13.12.2314:33
HAL 9000
Farben verändern sich.
Bist du wirklich sicher, das die erste Auflage noch immer die Farbe hat, die sie bei Auslieferung hatte?
Möglicherweise hat die 2. Auflage in ein paar Monaten die gleiche Farbe, die die erste Auflage heute hat...
Da bin ich ziemlich sicher. Erstens, weil die erste Auflage gut gelagert wurde (im Dunkeln bei mehr oder weniger konstanter Temperatur, und zweitens, weil die Farben aus buch.inhaltlichen Gründen die der Deutschen Flagge sind (nix nationalistisch!), für die es u.a. auf Wikipedia eine Referenz für CMYK gibt, an die ich mich gehalten habe (). Ich denke daher nicht, dass die Farbabweichung mit der Alterung der ersten Auflage zu tun hat.
+1
Rosember13.12.2314:43
F303

Wie schon von breaker geschrieben, hilft es bei 4-Farbdruck ein Muster der vorherigen Auflage mitzugeben oder den Bezug auf dieses (bei gleichem Druckdienstleister) klarzustellen. Proof kann auch helfen. Gibt aber auch oft ein falsche Sicherheit, wenn nicht das Auflagenpapier mit simuliert wird. Eine (nach meinem Verständnis) gute Druckerei, hätte dich vermutlich darauf hingewiesen, dass Schwankungen möglich sind. Ist aber immer ein wenig Frage der Kommunikation zwischen Kunde und Druckerei.
Zu deinem ersten Punkt bezüglich der Anfälligkeit insbesondere des Gelbtons stimme ich dir vollkommen zu.
Und natürlich hast du ebenfalls recht damit, dass ein Kommunikationsproblem hinter der Farbabweichung steckt. Die Druckerei hat mich erst auf den Nutzen von Farbmustern hingewiesen, als mir die Farbabweichung bewusst war, d.h. nachdem der Druck bereits erfolgt war. Bei einem anderen Buch mit hauptsächlich blauem Cover hatte der Nachdruck problemlos geklappt. Daher war ich von einem ähnlich guten Ergebnis auch bei dem überwiegend gelben Buch ausgegangen – und die Druckerei hat keinen entsprechenden Hinweis gegeben, da ich ja bei dem blauen Buch auch kein Muster mitgeliefert hatte.
Ist also einfach dumm gelaufen. Für den Verkauf hoffe ich nun einfach darauf, dass niemand die erste Auflage direkt neben die zweite stellt (was auch eher unwahrscheinlich ist). Wie gesagt: Ich habe wieder etwas Wichtiges gelernt und werde meinen Fahler beim nächsten Fall vermeiden.
+1
te-c13.12.2314:46
Ganz ehrlich – so schlimm das für uns als Grafiker/Designer/Reinzeichner auch immer ist, wenn das Ergebnis nicht 100%ig richtig ist... der Ottonormal-Verbraucher wird es leider niemals (oder zum Glück) niemals merken.
+9
tangoloco13.12.2314:57
Ein etwas andres Papier, andere chemische Aufheller einer neuen charge des selben Papiers, kann der selbe Handelsname sein, von der selben Papiermühle/Hersteller ….

Ich vermeide (seit ähnlichen Erfahrungen) Pastellfarben wie der debil das Weihwasser und mach meinem Kunden die Problematik, seit damals, möglichst klar. Und „Pastell“ in verschiedenen Auflagen (auch von hochwertigen digitalen Druckmaschinen) kann nicht billig sein, soll es möglichst ähnlich wirken.
Das wird eine Druckerei nur sagen wenn das Vertrauen da ist, denn sonst sucht sich der Kunde möglicherweise die nächste Druckerei die günstiger anbietet, und eben im Vorfeld nur wenig berät.
„... sehr veraltete mentale Schaltkreise lassen Menschen überall geheimnisvolle Kräfte vermuten“
+2
tangoloco13.12.2315:05
Für den Verkauf hoffe ich nun einfach darauf, dass niemand die erste Auflage direkt neben die zweite stellt (was auch eher unwahrscheinlich ist).
Antwort: Die Alterung einer Farbe ist niemals zu verhindern ... wie schnell hängt ab von Strich des Papiers, Temperatur, Luftfeuchte und Spektrum des auftreffenden Lichts.
Wer das als Problem wahrnimmt sollte nur noch SW publiziren.
„... sehr veraltete mentale Schaltkreise lassen Menschen überall geheimnisvolle Kräfte vermuten“
+1
s-cope13.12.2315:24
Und noch ein Hinweis, der auf einem zertifizierten Proof abzulesen ist: Dort ist ein Δ-Wert („Delta“) im Technikteil aufgeführt. Dieses Delta ist die Abweichung zur optimalen Farbwiedergabe. Bei einem Proof darf er sich nur im vorgegebenen Rahmen bewegen und wird dort beim Ausmessen des Druckergebnisses durch das Spektralphotometers notiert. Es zeigt aber: selbst zertifizierte Proofer KÖNNEN Farbtöne nicht identisch reproduzieren. Auch bei einem zertifizierten Proof treten Farbabweichungen auf. Eigentlich IMMER.

Alle anderen Rahmenbedingungen, die Einfluss auf das Farbergebnis haben, sind von den Vorschreibern bereits erwähnt worden.
– Bedruckstoff/Papier
– Ausgabebedingungen wie: Temperatur, Luftfeuchte
– gleiches Ausgabegerät (Druckmaschine)
– gleicher Produzent (Druckerei)
– gleicher Produktionsprozess
– Charge der eingesetzten Farbe
– gleiche Software
– andere Presets der Software
– Kalibrierung (wie lange her, automatisch etc.)
– tbc
+3
ww
ww13.12.2315:56
Rosember
Da bin ich ziemlich sicher. Erstens, weil die erste Auflage gut gelagert wurde (im Dunkeln bei mehr oder weniger konstanter Temperatur, und zweitens, weil die Farben aus buch.inhaltlichen Gründen die der Deutschen Flagge sind (nix nationalistisch!)

Eine Farbe kann sich auch bei kompletter Dunkelheit verändern (vergilben) und sobald du sie wieder ans Tageslicht nicht - verändert sie sich wieder zur Orignalfarbe. Passiert so jedenfalls, bei fast jeder Farbe auf Wasserbasis (zB. bei einer Kellertür). Ich weiss nicht, ob so was auch beim Druck auf Papier möglich ist.
0
net_zwerg
net_zwerg13.12.2317:49
Hallo Rosember,
Ich war schon öfter beim Andruck von kleineren Auflagen von Kunstkatalogen dabei. An einem Abgleich anhand von ausgedruckten Proofs führt beim Fein-Einstellen einer Offset-Druckmaschine kein Weg vorbei!
Monochrome Farbflächen -wie in Deinem Fall- sind eh schwierig zu reproduzieren, wenn Sie nicht in einer Sonderfarbe gedruckt werden sondern aus CMYK zusammengesetzt sind.
Weitere Faktoren sind tatsächlich auch das Papier (zwei Coils des selben Papiertyps können im Druckergebnis tatsächlich geringfügig unterschiedlich wirken) oder Feuchtigkeitsschwankungen können eine Rolle spielen, und und und…
Kurzum: die besten homogenen Ergebnisse erzielst Du bei einem Druck ‚in einem Rutsch‘.

Was den Abgleich monochromer Farbflächen betrifft, die aus 4 Farben zusammengesetzt sind: die Drucker prüfen ihre Farben unter D65 Normlicht- also bei genormten 6500 K (selbst hier gibt es Unterschiede zwischen LED, Halogen und Leuchtstoffröhren mit 6500K)
Zwei Farbmuster die unter 6500 K identisch aussehen, können sich unter einer (geringfügig) abweichenden Lichtquelle sichtbar unterscheiden.
Aus meiner Sicht kann man Deiner Druckerei keinen Vorwurf machen. Bei einer Zweitauflage muss man tatsächlich zum Andruck ein Hardware-Muster haben, um möglichst nah dran zu kommen.
+4

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