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PDFs digital signieren – eine Anleitung

Weia
Weia04.01.2202:57
Es hat etwas Tragikkomisches an sich, dass im Jahre 2021 die rechtssichere Unterzeichnung von Dokumenten noch immer zum Großteil mittels monströs-grotesker, völlig ineffizienter und unökologischer Provisorien erfolgt wie dem berüchtigten Workflow Dokument ausdrucken – von Hand unterschreiben – wieder einscannen und dann als PDF via Email versenden (inklusive Rechtshinweis, dass der Versand der Email ungesichert erfolgt, der Betroffene sich dieser Tatsache bewusst ist und sein Einverständnis damit erklärt). Getoppt wird das nur noch durch Faxe und den Dokumentversand per Briefpost.

Dabei gibt es seit über zwei Jahrzehnten die Technologie und die rechtlichen Voraussetzungen, all diese Vorgänge sicher auf digitaler Ebene abzuwickeln, so wie es für Websites zur gesicherten Übertragung von Daten in Form von (HTTPS respektive SSL) geschieht.

Doch während sich SSL langsam, aber sicher durchgesetzt hat und heute als weitverbreiteter Standard gelten kann, ist das für signierte und verschlüsselte Emails weit weniger der Fall und für digital signierte PDFs so gut wie gar nicht.

Das hat seinen Grund primär darin, dass sich bei Websites nur die Website-Betreiber mit der neuen Technologie herumschlagen mussten, nicht aber die Website-Besucher, für die alles wie von selbst funktionierte, sobald ein Webbrowser-Update, das die Nutzer ohnehin vornahmen, automatisch die hierfür erforderliche Technologie mitbrachte.

Im Gegensatz zu Websites, wo ein asymmetrisches Verhältnis zwischen Betreiber und Besuchern besteht, sind Email-Verkehr und Austausch unterzeichneter Dokumente aber symmetrische Vorgänge; jeder Nutzer müsste also selbst ähnlich aktiv werden wie bei Websites nur der Betreiber (im Kern müsste er sich ein digitales Zertifikat besorgen).

Das hat die Adaptionsrate entscheidend begrenzt. Infolgedessen blieb die Technologie aufgrund kleiner Stückzahlen teuer (was digitale Zertifikate zum Signieren von PDFs betrifft, für Privatleute definitiv zu teuer) und die Softwarehersteller verwendeten nur wenig Energie darauf, eine kaum genutzte Technologie leichter handhabbar zu machen, was wiederum die Adaptionsrate niedrig hielt – der übliche Teufelskreis.

Wenn wir nicht 2050 immer noch faxen wollen, kann es so aber nicht weitergehen. Ich hatte daher Anfang 2021 zum wiederholten Mal einen Anlauf gemacht zu prüfen, ob digital unterschriebene PDFs mittlerweile für Privatnutzer (und kleine Unternehmen) praktikabel sein könnten, zumal ich diesmal Anhaltspunkte dafür hatte, dass es an der Preisfront – von der IT-Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – einen Durchbruch gegeben haben könnte. (Um es vorwegzunehmen: Hat es; man ist jetzt ab 35€/Jahr (statt bislang mehr als 300€/Jahr) dabei, so viel wie das Briefporto für drei Briefe pro Monat. Und die Installation und Konfiguration sind mittlerweile zumindest einfach genug, um sie mithilfe dieser Anleitung bewältigen zu können. )

Während ich noch bei der Recherche war, fragte @mac auf MacTechNews nach für ihn brauchbaren PDF-Editoren jenseits von Adobe und trat damit einen laaangen Thread los, der sich über ein halbes Jahr erstreckte und bald auf digitale Signaturen konzentrierte: Alternative zu kostenpflichtigen PDF Tools wie Acrobat Pro/DC oder pdf won.... Diesem Thread, in den ich mich einklinkte, verdanke ich viele wichtige Informationen und Impulse, für die ich mich bei allen bedanken will, die dazu beigetragen haben, vornedran marm.

Das Resultat meiner Recherchen und Erfahrungen will ich in diesem Beitrag als hoffentlich verständliche und nachvollziehbare „Kochbuch“-Anleitung zum digitale Unterschreiben von PDFs präsentieren.

Dabei gilt es noch vor Beginn, eines klarzustellen: Es kursieren unter der Überschrift Digitales Signieren zwei völlig unterschiedliche Verfahren. Das eine Verfahren ist das Signieren von PDFs mit digitaler Zertifikate, die auf dem lokalen Rechner gespeichert sind und mit denen man die entsprechenden Dokumente eigenhändig versieht. Das ist das Verfahren, um das es hier ausschließlich gehen soll.

Es gibt noch eine zweite Variante, nämlich Software as a Service: Dazu lädt man sein PDF auf einen Server des entsprechenden Anbieters in les- und bearbeitbarer Form hoch, der unterschreibt es für einen (nachdem man beim Anlegen des Kundenkontos seine Identität nachgewiesen hat), ohne es ansonsten zu verändern, und sendet es dann zurück. Das muss man wollen, gerade bei potentiell wichtigen und vertraulichen Dokumenten, die unterschrieben werden müssen, aber keinesfalls mehr verändert werden dürfen.

Softwareanbieter lieben Software as a Service, weil das kontinuierliche Einnahmen sprudeln lässt. Von Seiten der Kunden ist es meist Bequemlichkeit, weil sie so von einer eventuellen technischen Komplexität des Vorgangs abgeschirmt werden; eine Datei auf einen Webserver hochladen kann dagegen heute jeder und der „Cloud“ wird oft blind vertraut.

Bei digitalen Unterschriften gibt es freilich einen validen Grund, solch einen Dienst in Anspruch zu nehmen: Die entsprechenden Dienste bieten praktisch alle an, bei Dokumenten, die von sehr vielen verschiedenen Personen unterzeichnet werden müssen (Teilnahmelisten zum Beispiel), diese Unterschriften alle einzuholen (die Unterzeichnenden werden dafür aufgefordert, sich alle auf dem Webserver des Dienstleisters anzumelden) und erst am Schluss das von allen unterzeichnete PDF an den Auftraggeber zurückzusenden, der somit die gesamte Arbeit des Sammelns los ist. Wenn die Dokumente selbst, wie eben etwa bei Teilnahmelisten, nicht besonders streng vertraulich sind, mag ein solcher Dienst hilfreich sein.

Ansonsten würde ich solch einen Dienst (es gibt viele verschiedene, typischerweise heißen sie alle xyz Sign, zum Beispiel Adobe Sign) schwerlich nutzen. Wie auch immer, um diese Form des Signierens geht es in dieser Anleitung nicht.


Ich habe die einzelnen Schritte in je einem eigenen Kapitel geschildert, die jeweils einem Posting entsprechen. Ich weiß, dass ich für meine langen Texte berüchtigt bin, aber bitte nicht erschrecken! Diese Anleitung hier ist nicht so lang, weil alles so kompliziert ist, sondern weil sie es einfach machen will, indem sie wirklich jeden Schritt schildert (und damit verbunden wegen der vielen Screenshots). Außerdem befasst sich die Anleitung zum allergrößten Teil mit der Einrichtung; ist erst einmal alles eingerichtet, geht das digitale Unterschreiben flott von der Hand.

Die Kapitel:
1. Rechtliche Situation
2. Kurzanleitung
3. Kauf eines D-TRUST-Personenzertifikats
      3a. Bestellung bei D-TRUST
      3b. Bestellung bei PSW
4. Zertifikat-Installation auf macOS
5. Verwendung des Zertifikats zum Signieren und Verschlüsseln von Email in Mail
6. Wahl des PDF-Programms
7. Zertifikat-Installation in Acrobat Reader
8. Konfiguration eines Zeitstempelservers
9. Das digitale Unterschreiben in Acrobat Reader
10. Die Validierung der digitalen Unterschrift in Acrobat Reader
11. Fehlerquellen
12. Tipps und Tricks



Ich hoffe, dass diese Anleitung viele von Euch ermutigt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ist sozusagen mein kleiner Beitrag zum gegenwärtigen Aufbruch in die Digitalisierung. Die hängt ja nicht nur von unserer Regierung ab, sondern auch von uns.
„“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)“
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Kommentare

mschue
mschue11.02.2211:41
Na ja, mittlerweile bin ich der Meinung, daß das nicht allzu kompliziert ist.

Wie 'Weia' ja auch schon sagte, es liest sich komplizierter als es ist.

Auf dem Mac ist es:

  • Fortgeschrittenes Zertifikat kaufen und im Schlüsselbund installieren

  • Mit Acrobat Reader unterschreiben

Ich würde mir als (ehemaligem) IT Mitarbeiter zutrauen, das einem Lieferanten via "Telefonseelsorge" oder (besser) Zoom-Session zu vermitteln. Und unter Windows läuft es ja prinzipiell ähnlich.

Fast das Aufwendigste ist der Identitätsnachweis für das Zertifikat...

Gruß - Matthias
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Weia
Weia11.02.2213:18
Cracymike
Eine Frage bleibt bei mir noch offen. Im Grunde bedeutet es aber auch das ein Vertragspartner der das Dokument gegenzeichnen soll sich ebenfalls ein Zertifikat beschaffen muss?
Ja, natürlich.

Jeder, der den Acrobat Reader verwendet, kann die Gültigkeit Deiner Unterschrift verifizieren; dazu braucht er selbst kein Zertifikat oder sonstige spezielle Vorkehrungen.

Aber sobald jemand seinerseits selbst unterschreiben soll, braucht er ein Zertifikat. Es muss dann ja seine Identität bestätigt werden.
„“I don’t care” is such an easy lie. (The Warning, “Satisfied”)“
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Weia
Weia05.04.2216:41
Der in Kapitel 8 beispielhaft verwendete Zeitstempelserver muss ausgetauscht werden, da er Adobe nicht mehr als vertrauenswürdig gilt.

Näheres habe ich der Übersichtlichkeit halber in einem eigenen Nachtrags-Thread, PDFs digital signieren – NACHTRAG 1, beschrieben.

Ich werde auch in Zukunft eventuelle Ergänzungen in eigenen Nachtrags-Threads veröffentlichen.
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