Nachdem Synium bereits letztes Jahr für MacStammbaum verdientermaßen eine hohe Auszeichnung entgegennehmen durfte, scheinen die Macher von MacTechNews jetzt zielstrebig eine noch höhere Ehrung anzupeilen: den Literaturnobelpreis.

Dies freilich nicht mit einer Software, sondern, indem sie in MacTechNews ihr ganzes Gewicht in die Waagschale werfen, um eines der frühesten, gewaltigsten, aber leider in Vergessenheit oder gar Verruf geratenen Stilmittel der abendländischen Literaturgeschichte wiederzubeleben: das Epitheton, jenes Verschmelzen einer Person mit seiner hervorstechendsten Eigenschaft, das sie erst zu mythischer Größe erhebt.

Homer hat dieses Stilmittel in seinen Epen zu früher Vollendung geführt. Nie ist bei ihm in der Odyssee einfach von Odysseus die Rede, es ist stets der listenreiche Odysseus, von dem er erzählt. (Alternativ auch vom weitgereisten Odysseus, aber das ist ein bisschen unfair, schließlich hatte Odysseus seine Irrfahrten nicht als Abenteuerreise gebucht.) Diese ständige Wiederholung schweißt Person und Eigenschaft zusammen – das eine ist ohne das andere gar nicht mehr denkbar –, und das verleiht diesem Gemeinsamen das mythologische Gewicht. In unserer prosaischen Gegenwart hingegen würden banausische Deutschlehrer wohl einfach eine Wiederholung bekritteln.

MacTechNews macht sich nun aber anheischig, diesem frühesten aller Stilmittel seine Würde zurückzugeben. Freilich geht es hier nicht um Odysseus, vielmehr um die nicht minder sagenumwobene Gestalt des Howard Oakley. Wie bei Homer stets vom listenreichen Odysseus, so ist bei MacTechNews nie einfach von Howard Oakley, sondern stets vom bekannten Entwickler Howard Oakley die Rede. Ja, die Amalgamierung ist schon so weit fortgeschritten, dass der geneigte Leser, wird zu Beginn eines Artikels ein bekannter Entwickler erwähnt, sich sicher sein kann, dass im weiteren Verlauf der bekannte Entwickler Howard Oakley den Text zieren wird.

Dabei ist nicht einmal bekannt, ob es sich bei Howard Oakley um einen Entwickler handelt. Sicher hat er Software entwickelt; unter einem Entwickler versteht man normalerweise aber jemanden, der das beruflich macht oder aber zumindest eine entsprechende Ausbildung genossen hat. Beides ist von Howard Oakley nicht bekannt. Gerade die stetige Wiederholung eines eigentlich Unbekannten verleiht der Gestalt aber mythologische Wucht.

Doch es geht noch weiter. Konnte Homer einfach nur konstatieren, dass Odysseus listenreich ist, trägt MacTechNews mit der steten Rede vom bekannten Entwickler Howard Oakley gerade dazu bei, dass dieser tatsächlich bekannt wird. Das Stilmittel des Epithetons wird damit auf eine völlig neue sprachpragmatische Ebene gehievt, insofern es nicht nur beschreibt, sondern das Beschriebene gerade selbst generiert. Eine vollkommenere Weise der Verschmelzung von Form und Inhalt zu großer Kunst hätte sich Friedrich Schiller in seinen Ästhetischen Briefen nimmer erträumen können. Der Literaturnobelpreis erscheint damit nur recht und billig und es ist folglich noch keineswegs ausgemachte Sache, dass der Preisträger 2023 Salman Rushdie heißt.

😂 sehr schön. Endlich haben wir die Kategorie Feuilleton.

Ein Lächeln zauberte dieser Text in mein sonst bekanntermaßen zerknittertes Dienstags-Gesicht.

Au Weia.

es gibt auch dutzendfach den „ gut informierten Analysten Ming-Chi Kuo“, ein Mensch, den ich wegen der haufenweisen Nennung hier fast schon zu meinen Bekannten zählen kann

Ja, der andere hat noch den Vornamen "gewöhnlich". Der gewöhnlich gut informierte Journalist Mark Gurman.

fragt sich nun, ob Gurman und Kuo analog des steigenden Bekanntheitsgrads von Oakley mit jeder Nennung auch informierter werden…

Naja, wenn ich bei einem anderen Blog abschrei Inhalte eines anderen Blogs auf meiner Website für meine deutschsprachigen Leserinnen und Leser wiedergeben würde, würde ich auch denken, dass sie auf mehr Interesse stoßen, wenn diese von jemandem bekannten verfasst worden sind…

Und das Blog und die Beiträge empfinde ich auch als sehr informativ, wobei Howard Oakley sich ja fast so sehr für Malerei wie für Macs (und Software) zu interessieren scheint und ich deshalb fast bezweifeln möchte, dass er sich selbst (nur) als Entwickler sieht.

Wenn sich der bekannte Entwickler Howard Oakley neben Malerei und Kunst auch noch an (analoger) Fotografie probiert, bekommt der Ausdruck "Entwickler" noch eine ganz andere Bedeutung.
Diese Vielschichtig- und Doppeldeutigkeit im sprachlichen Ausdruck auf fast schon virtuoser Ebene ist ja wegbereitend für die Zuerkennung eines Literaturnobelpreises.
Da müssen wir dranbleiben!

Ach, das mit dem Epithe-Dingsbums rutscht einem halt einfach so durch.Selbst dem vielzitierten Weia passiert das nämlich.
Er kann jetzt immer nur noch Deutschlehrer im Kontext von Banausism bringen, ihr werdet es alle sehen

Man darf nicht vergessen, dass der bekannte Entwickler Dr. Howard Oakley vor allem Arzt ist. Wer weiß, was er während seiner Tätigkeit als Chirurg bei der British Royal Navy so alles entwickelt.hat. Vielleicht den Oakley-Schnitt, mit dem man selbst bei hohem Wellengang den Blinddarm entfernen kann - mit Glück NUR den Blinddarm.

Danke @Weia - war amüsant.
Grüße vom unbekannten Entwickler ssb.

Da wünscht man sich doch, dass MTN sich stylistisch so eifrig betätigt wie stilistisch und endlich mal die Farben für den Dark Mode anpasst.

@Weia: und du wolltest dich hier abmelden… denk nicht mal dran.

und er überrascht mich immer wieder

Hmmm?
Was ist hier los…?
Weder Ausgangsthread noch Postings liegen gerade im Daumenrennen unter Null.
Erstaunlich!

Wobei ich gerade hier, bei einem Ausgangspost, der einfach nur Spaß machen soll (vermischt mit höchstens einem klitzekleinen Fitzelchen Kritik an der Überpräsenz von Howard Oakley hier samt dessen Einordnung), eher erstaunt bin, dass der satte 9 gesenkte Daumen (bis jetzt) bekommen hat.

Er ist in den Augen mancher also nicht so harmlos, wie ich vermutet hätte. Ich sag ja, für mich sind die Daumen immer lehrreich. Dass das kein im technischen Sinne hilfreicher Beitrag ist, kann ja eher nicht der Grund für die gesenkten Daumen sein (das würde für die gesamte Galerie gelten). Am ehesten fiele mir ein, dass der Spaß schon wieder als zu bildungsbürgerlich empfunden wird, aber ich weiß es nicht. Da gebe ich dann den Kritikern der Daumen recht, dass man manchmal zu gerne die Motivation hinter dem Abstimmungsverhalten kennen würde, aber eben nicht kennt. Aber das kann man meiner Einschätzung nach schwerlich ändern – bei einer Regeländerung käme dann eher überhaupt nicht mehr ans Tageslicht, dass ein Viertel der Abstimmenden über diesen Beitrag die Nase rümpfen, warum auch immer.

Das liegt wahrscheinlich nicht am Ausgangspost und der durchaus erkennbaren Kritik an MTN, sondern das dürfte von Leuten kommen, die reflexartig auf deine Textwüsten mit den bunten Passagen mit einem Daumen-runter-Klick reagieren.

Mach dir nichts draus, solche Fans hat jeder, der hier schon länger schreibt. Länger schreibt, hihi.

Von einem Daumenrunteroffenbarer:
Fast automatisch wollte ich Weia für den sprachlich und humoristisch sehr gelungenen Beitrag den Daumen heben, entschied mich aber nach dem zweiten Lesen dagegen, da mir der Beitrag in der Intension doch zu besserwisserisch und belehrend aus dem Elfenbeinturm verfasst erschien.
"Hilfreich" wäre vielleicht gewesen, diese Gedanken in einem technisch und nicht literarisch orientierten Forum direkt an den Autor zu senden.

Es ist interessant zu beobachten, wie die Verwendung von Epitheta in der modernen Technologieberichterstattung deine Wahrnehmung von Personen beeinflussen kann. Indem MacTechNews den Entwickler Howard Oakley ständig als "bekannten Entwickler" bezeichnet, tragen sie dazu bei, dass er tatsächlich bekannter wird und eine mythologische Wucht erlangt, obwohl es nicht bekannt ist, ob er tatsächlich ein professioneller Entwickler ist oder nicht. Es zeigt auch, wie die Sprache die Wahrnehmung von Realität beeinflussen kann und wie mächtig Epitheta sind.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Posts, die eine kritische Haltung gegenüber bestimmten Themen oder Personen haben, auf negative Reaktionen stoßen. Es scheint, dass der Ausgangspost, den du erwähnst, eine kritische Haltung gegenüber der Überpräsenz von Howard Oakley in MacTechNews hat und dass dieser Post eine negative Reaktion erhalten hat. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Meinungen und Reaktionen der Leser subjektiv sind und dass es immer unterschiedliche Perspektiven auf ein Thema geben wird.

Ich gehe sogar davon aus, dass genau das der Grund ist, gibt es hier doch einige, die anscheinend nur mit klaren, technischen Posts zurecht kommen und alles andere am liebsten ins OT verbannen würden.
Die weichen dann mangels Daumen in der Galerie auf die Bildbewertung aus.

Ich gehe davon aus, dass hier viele einfach keinen Humor haben!

Was hast Du denn als Intention des Beitrags aufgefasst?

Es war nämlich tatsächlich nicht so, dass die Kritik an MacTechNews im Vordergrund gestanden hätte und ich nach einer strategisch geschickten (oder eben ungeschickten) Verpackung dafür gesucht habe. Ich sag’s mal so: Wenn ich wieder einen Beitrag auf MacTechNews lese, der von Howard Oakley handelt, dann ist es weniger so, dass mich das ärgert oder ähnlich negative Gefühle in mir auslöst, sondern wirklich so, dass ich aufgrund von Häufung und Formulierung still oder auch weniger still in mich hineinschmunzeln muss. Und die primäre Intention dieses Beitrags war tatsächlich schlicht, dieses Schmunzeln zu teilen. Ich war einfach gerade gut drauf und dann kamen mir beim Frühstück wasserfallartig diese ganzen Assoziationen in den Sinn. Und ich dachte irgendwie, das ist jetzt zu lustig, um es nicht aufzuschreiben.

Aber vielen Dank, dass Du Deine Motivation für Deine Bewertung offengelegt hast! Ich finde das wirklich spannend, auf welchen verschlungenen Pfaden sich solche Einschätzungen entwickeln. Weil meine tatsächliche Motivation für den Beitrag eine ganz andere war, wäre ich im Leben nicht auf Deine Motivation gekommen.

@Weia
siehe PM

War herrlich zu lesen! Vielen Dank Weia für diesen unterhaltsamen Post👍

Jetzt trauen sich die Autoren nicht mehr den bekannten Entwickler Howard Oakley zu erwähnen

Bitte formal auf die Farbhervorhebung achten (gem. dem vielzitierten Weia):

...bekannten Entwickler Howard Oakley...

@Daishima:

Bin der gleichen Meinung - wie immer bei Weia - ist es von oben runter und jeder, der anders als Weia denkt, wird kleingeschnetzelt - sprachlich zumindest.

Eine kleine Geschichte:
es ist einige Jahrzehnte her, da nannte man einen Club noch Disko. Ein Mädchen fand ich ganz ansprechend. Leider ein anderer auch. Der war nen guten Kopf größer als ich. Ich versuchte ihn "platt zu machen durch Quatschen", um Eindruck zu schinden - dem Mädchen gegenüber. Er haute mir eine aufs Maul und sagte: " Du kannst vielleicht gut reden, aber ich habe andere Stärken."

Ergo: Wer viel quatscht muss nicht immer recht haben.

Ach ja - und gleich gibts von Weia wieder eine "aufs Maul" und zwar verbal - wie eben immer.
Und ich dachte immer, nach der fulminant gewonnen Abstimmung für Weia im November und seinem angekündigten Rückzug zum Anfang Dezember würde sich was ändern. Aber so ist es nicht.

Nur weil man jemanden nicht mag bei jedem seiner Beiträge einen Daumen runter zu geben erscheint mir als ein sehr indifferenziertes Vorgehen. Wer diesen Text als "von oben runter empfindet", erweckt den Anschein, entweder keinen Humor oder mangelndes Selbstwertgefühl zu haben - mit der Konsequenz, sich von Allem angegriffen zu fühlen, was mehr Nachdenken als ein Bildzeitungstext erfordert.

Nicht alle müssen Weias Text herrlich finden - ihn jedoch nur schlecht zu finden, weil er von Weia ist, ist m.E. einfach kleingeistig.

Ich habe mich auch schon gewundert, wie oft Oakley hier als Basis für News diente. Unabhängig kann man das nicht mehr nennen und es befeuert den Vorwurf, MTN würde nur noch übersetzen und nichts mehr selbst recherchieren. Davon abgesehen ist Howard aber echt ein kaum zu toppen. Welche Tiefe er bei der hohen Schlagzahl liefert, ist echt erstaunlich. Man könnte meinen, der schläft nicht. Und auf Mails und Kommentare antwortet er auch noch. Ich hoffe, er übernimmt sich nicht.

Mir sind die Parallelen nicht ganz klar, die du mit deiner Geschichte hier ziehen möchtest.

Wenn du es rückblickend in irgendeiner Form gut heißt, dass dir jemand ohne Not "eine aufs Maul gehauen hat", dann würde ich doch eher eine Art milden Stockholmsyndroms vermuten, als dass ich daraus eine Moral für den Umgang mit einem Nutzer in diesem Forum ziehe.

Des Weiteren dient ein Internetforum ausschließlich dem sprachlichen Austausch. Wenn du meinst, die Daumen runter als eine Art "Kinnhaken-Ersatz" einsetzen zu müssen, liegst du damit ziemlich daneben.

Dein Resümee aus der Geschichte ist also, Recht hatte der andere, nicht Du Vielquatscher, und Du empfiehlst aufgrund dieser Erfahrung bei differenzierter Argumentation = Vielquatscherei des Gegenübers jetzt Schläge?

Für ein Resümee fehlt die wichtigste Information an dieser Geschichte. Wen fand das Mädchen nach dem prägenden Ereignis aus dem Leben von Anton attraktiver?

Ich bezog mich aufs Ergo.
Den Türsteher, der die beiden Heißsporne nach draußen komplimentiert hat. 😂

Was hat dieser »bekannte« Howard Oakley denn entwickelt, die Schneebrille?