Quelle: https://www.derstandard.de/story/2000146220688/messenger-ueberwachung
Original: https://www.theguardian.com/technology/2023/may/08/whatsapp-could-disappear-uk-over-privacy-concerns-ministers-told

In aller Kürze:
Analog zur geplanten EU-Chatkontrolle soll Whatsapp im UK verpflichtet werden, flächendeckend alle Chats zu scannen und ggf. an eine staatliche Überwachung auszuleiten. Das soll entweder durch ein Hintergrundprogramm auf allen Geräten (Client-Side-Scanning) oder den Bruch der E2E-Verschlüsselung geschehen. Bei Weigerung drohen Strafen bis 10% des weltweiten Umsatzes.

Whatsapp hält das für inakzeptabel und will sich eher zurückziehen als der drohenden Anweisung Folge zu leisten:
Meine Prognose:
Sollte die EU ihre Pläne zur Chatkontrolle weiter verfolgen, ist auch hierzulande Ähnliches zu erwarten.

Auch hier werden sich einige Leser und "Foristen" finden, die eine staatlich verordnete "Chatüberwachung" begrüßen - das schützt bestimmt die "Demokratie" - eifach nur gruselig!

Als nächstes kommt der Rückzug der Open Source Software aus Europa dank:

cyber resilience act

Ich hoffe, dass dann Deine Prognose zutrifft. Und dass der folgende Aufschrei die Staatskontrollefetischisten unter unseren Politikern zum einknicken bringt.

Gibt man die Freiheit auf, um Sicherheit zu bekommen wird man am Ende beides verlieren…

interessant fand ich die willkuerlichen festnahmen der friedlichen anti-royalisten bei der kroenung am wochenende, gestuetzt durch ein neues gesetz, das zum ersten mal zum tragen kam. sowas kennt man sonst eigentlich nur von autoritaeren staaten.

Ist das so eine Art "Delegitimierungsgesetz" gewesen?

Bei Whatsapp kein Verlust – dann benutzen die Leute hoffentlich endlich ne gescheite App.

Ansonsten gibt es natürlich sowohl Pro- als auch Contra-Argumente für die Chat-Kontrolle. Grundsätzlich darf man aber in demokratischen Staaten darauf vertrauen, dass die Rechtsstaatlichkeit gewahrt bleibt. In China oder Russland hätte eine Chatkontrolle einen anderen Geschmack.

Nein. Es gibt keine „natürlichen“ Pro-Argumente, nur solche im Rahmen einer gefährlichen Allmachts-Kontrollphantasie.
Genau das darf man eben nicht. Abgesehen davon, dass – auch technisch erlangte – Macht immer ein verführerisches Eigenleben führt, bleiben technisch etablierte Infrastrukturen bestehen, auch wenn sich die politischen Verhältnisse drastisch ändern. Willst Du das tatsächlich ausschließen?

Grundsätzlich darf man darauf vertrauen, natürlich; der Geschmack ist allerdings ein anderer, von z.B. China „darf“ man eine solche Vorgehensweise erwarten…
Wo liegen denn die „Pros“ eines solchen Vorgehens? Wer bestimmt denn die „Rechtsstaatlichkeit“? Hausdurchsuchungen bei unabhängigen Richtern sind rechtsstaatlich mindestens umstritten, für rückgängig gemachte Wahlen gibt es Jahre später einen milden Verweis, etc. Wenn Rechtsstaatlichkeit politischen Strömungen folgt, ist das mindestens problematisch.

das hier ist gemeint ...

Dir ist bewusst dass die schnüffelei jegliche Messengerapp betrifft? Also auch die „gscheiten“?

Ja, natürlich, aber bisher droht nur WA mit dem Rückzug. Was wie gesagt verschmerzbar wäre, da die App eh ein Spionagewerkzeug ist – nur eben von Meta. Ich verstehe nicht, dass Menschen so naiv sind zu glauben, Meta spendiere ihnen eine kostenlose Messenger-App.


Lieber Weia, es wundert mich, dass du hier so absolutistisch argumentierst. Die Pro-Argumente sind z.B. Schutz von Kindern (wie Pornographie und Grooming). Ich habe ja auch nicht behauptet, dass ich diese Pro-Argumente teile (selbst der wissenschaftliche Dienst des Europaparlaments urteilt sehr skeptisch über den Nutzen). Insgesamt ist das eine Diskussion, die sachlich geführt werden muss. Pauschales EU-Bashing (was MrChad lobenswerterweise nicht gemacht hat!) führt nicht weiter, genauso wie die Vorstellung, dass Meta ein Engel ist, den wir beschützen müssen.

Selten gebe ich Weia recht aber in diesem Fall trifft seine Aussage voll auf dem Punkt denn nichts, ich betone gar nichts rechtfertigt die anlasslose Überwachung sämtlicher Kommunikation aller Bürger in diesem Land. Wenn ein Verdacht (sagen wir auf Kinderpornografie, Terrorismus, Waffen- oder Drogenhandel usw.) vorliegt dann ist es einzig und alleine die Sache eines Richters die Überwachung des Verdächtigen zu bewilligen. Es ist nicht die Aufgabe gewisser Politiker in D oder EU, nicht die irgendeiner Behörde und auch nicht des "kleinen" Polizisten der meint er braucht nur tief genug zu graben dann findet sich sicher was. Ansonsten haben wir hierzulande bald die selben Verhältnisse wie in China (mit Totalüberwachung, social Scoring ...).

DAS musste ja kommen. Praktisch das Totschlag-„Argument“ gegen jedwede Verschlüsselung. Und wenn das nicht reicht noch „irgendwas mit Terrorismus“. Meine Güte ... Wie ich finde ist das aber ein gutes Beispiel für die von Weia angesprochene Allmachts-Kontrollphantasie.

Och, das kann ich aber auch, wenn ich will. Abhängig vom Thema und so.

Zu meinen besonderen Lieblingen gehören aktuell
- Frau Faeser
und die EU-Granden - sorry: Grand:innen -
- Johansson und Zensursula

PS: In ganz anderem Kontext mache ich mir dann noch Gedanken um die Herren Habeck und Graichen

Im Geheimen, und das heißt potentiell unkontrollierbar ausgeübte Macht wird auf Dauer immer missbraucht. Da gibt es nichts zu relativieren. Diese Aussage gilt absolut, sie ist aber nicht absolutistisch – absolutistisch wäre eine Praxis von Herrschaft, wie sie die Überwachungsfans nur allzu gerne hätten.🙄

Wenn es keine Kinder gäbe, müsste man sie für die unter dem Etikett Jugendschutz versammelten Moralapostel erfinden, die sich freuen, dass es wenigstens einen Bereich gibt, wo sie sich auch in einem liberalen Staat austoben dürfen im Namen eines angeblich erforderlichen Schutzes.
Wie bitteschön willst Du Kinder vor Pornographie und Grooming schützen, indem Du bzw. gar eine Behörde ihre Chats kontrolliert?

Um Pornographie zu entdecken, brauchen Kinder bzw. Adoleszente keine Chats, die finden sie auch so, sobald sie anfangen, sich dafür zu interessieren. Und man muss sie auch nicht davor schützen, sondern sie altersgerecht daran heranführen und ihnen die adäquate Medienkompetenz vermitteln.

Der einzig wirkungsvolle Schutz vor Grooming ist ein enges Vertrauensverhältnis zu den Eltern, sodass die Kinder sich ihnen anvertrauen. Nichts würde dieses Vertrauensverhältnis so radikal zerstören wie eine elterliche Überwachung der Chats der Kinder – von Behörden völlig zu schweigen.

Heimlich ausgeübte Kontrolle wäre in beiden Fällen vollkommen unangebracht bis kontraproduktiv.

Vielleicht meintest Du ja eigentlich Kinderpornographie. Pädophile Straftäter werden aber wie alle anderen Verbrecher auch den Teufel tun und sich über WhatsApp austauschen, wenn sie wissen, dass da qua Gesetz mitgehört werden kann. Ansonsten gilt wie für die Verfolgung jeglicher Art schwerwiegender Straftaten auch hier, dass sie nicht anlasslos erfolgen und Grundrechte der Allgemeinheit antasten darf.
Ich habe nach meinem Verständnis nichts anderes getan. Eine Aussage, deren Geltungsanspruch keine Ausnahmen zulässt, ist nicht allein deshalb schon unsachlich.

Die Demokratie ist auf der Insel auf dem Rückzug, restriktive Asylpolitik (niemand kommt rein) und dieses Polizeigesetz (siehst du verdächtig aus, ab in den Knast) sind erst der Anfang! Das undemokratische reine Mehrheitswahlrecht sorgt dafür, dass sich das nicht mehr ändert!

Wer einen Vorgeschmack darauf bekommen möchte, wie sich Großbritannien in den nächsten Jahrzehnten wohl entwickeln wird – zumindest, wenn man dessen immer autoritärere und menschenfeindlichere Entwicklung in den letzten Jahren zugrunde legt –, der sollte sich die Miniserie Years and Years anschauen.
Ziemlich furchteinflößend, und leider auch ziemlich plausibel.