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Themenwoche: O'Gehrys tanzende Häuser
"Themenwoche: O'Gehrys tanzende Häuser" von Hinnerk
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Ausgangsbeitrag
Hinnerk
05.03.05
11:37
Hier ein Bild aus Düsseldorf. Habe meine Examensarbeit über den Medienhafen in Düsseldorf geschrieben, dort stehen auch diese Bauten.
Anbei noch einige Informationen, da ich es sehr interessant finde auch die Geschichte der Architektur, die in der Themenwoche gezeigt wird, zu berücksichtigen
Also, viel Spaß beim lesen an diesem Samstagmorgen
______________________________________________________________________
Kleine Geschichte der Städteplaner / Städtebau
Wir befinden uns im Hafengebiet Düsseldorfs und beginnen mit einer kurzen Anmerkung zur städtebaulichen Geschichte.
Ende der achtziger Jahre wurden im Hafen von Düsseldorf (siehe Altstadt, Kirchturm, Rathaus) an der Dammstraße die letzten Grundstücke innerhalb der reinen Innenstadtlage bebaut. Es gab keine Expansionsmöglichkeiten mehr.
Die Stadtväter suchten nach Ausweichflächen, um - in erster Linie - Bürogebäude entwickeln zu können.
Dieser Teil des Hafens wurde gewählt, weil man hier – im städtebaulichen Sinne - sehr nah an der Altstadt/Innenstadt liegt. Ein Teil der Flächen (linker Bereich, vom Weißen Haus aus betrachtet) und die Insel auf der Speditionsstraße sind schon vor etlichen Jahren entwickelt und vorbereitet worden.
Anfang der neunziger Jahre wurde die Rhein-Ufer-Straße untertunnelt. Es gab bereits eine vierspurige Straße, auf der sich täglich ungefähr 40.000 bis 50.000 Autos Richtung Messe bewegten.
Diese Hauptverkehrsstraße, damals noch eine Hochstraße, führte von Köln über die Südbrücke an der Altstadt vorbei bis zur Messe und zum Stadion. Man hat diese Straße tiefer gelegt und untertunnelt.
Jetzt ist es ein knapp 2,5 km langer Tunnel, auf dessen Deckel man von der Altstadt bis hierher laufen kann. Somit wurde die Stadt mit ihrem pulsierenden Leben ein Stück weiter an den Rhein heran geführt.
Anfang der Neunziger entstanden auch die ersten Gebäude (z.B. Focus, Ingenhofen, das Kino, das Medienzentrum).
Ausgewiesen für Neue Medien, wurde das Gebiet auch immer wieder Medienzentrum/Medienhafen genannt: „Die Meile der Kreativen“.
Das ganze Gebiet ist ziemlich „jung“. Der Landtag wurde 1982 gebaut, ebenso der Fernsehturm u s.w.
Nun hofft man, dass die Altstadt nach und nach über die Rhein-Ufer-Promenade hier herüber wächst, und sich so nach und nach die Lücke schließt zwischen der alten Struktur im Hafen und dem neu gestalteten Gebiet.
Gehry-Häuser
Eines der schon immer interessanten Grundstücke an dieser Nahtstelle zwischen der Innenstadt und dem neu geschaffenen Gebiet des Hafens ist das Grundstück, auf dem wir uns jetzt befinden, der Neue Zollhof.
Ziemlich genau in der Mitte des „Innenhofes“ dieser drei Gebäude stand einmal der alte Zollhof. Es war ein altes Ziegelsteingebäude, in dem Ende des letzten Jahrhunderts und Anfang dieses Jahrhunderts die „Händler zu Wasser“ ihren Zoll zu zahlen hatten.
1989 gab es eine Initiative von Herrn Rempen (Herr Rempen hat eine Werbeagentur hier in Düsseldorf und das Gebäude mit der Metallaußenhaut komplett gemietet, ca. 5.200 qm, ca. 200 MA).
Herr Rempen hatte die Idee, internationale Architektur nach Düsseldorf zu holen und suchte zu der Zeit schon ein Grundstück in einer attraktiven Lage. In einer witzigen Aktion hat er den Stadtvätern gerade dieses Grundstück „aus den Rippen geleiert“. Er hat sich dabei einer Diashow bedient und zeigte folgende Dias:
1. Foto: Oper von Sidney
Frage Rempen: ... was ist das für eine Stadt ...?
Jeder sagte: Sidney. o. k.
2. Foto: war eine no-name-Skyline von Sidney
Frage von Rempen ... was ist das für eine Stadt ...?
Jeder sagte: keine Ahnung.
3. Foto Freiheitsstatue von New York
Frage Rempen ... welche Stadt ...
Jeder erkannte New York!
4. Foto: no-name-Skyline von New York usw.
Dieses Spiel setzte Rempen so lange fort, bis allen Versammelten klar wurde, dass eine Stadt sich nicht nur über die Buchstaben des Stadtnamens definiert, sondern dass sich der Wiedererkennungseffekt ganz klar auch über Gebäude definiert. Ein cleveres und schlüssiges Konzept also, über diesen Weg an ein attraktives Grundstück zu kommen.
1989 wurde ein internationaler Wettbewerb ausgelobt. Frank O. Gehry nahm zu der Zeit nicht teil.
Es gewann Zaha Hadid, eine irakisch-englische Architektin, bekannt für sehr extravagante Architektur.
Sehr viel gebaut hatte sie bis dato noch nicht, jedoch ihre Planungen und Zeichnungen sind – nicht nur - für Fachleute wahre Kunstwerke und ein Genuß.
Die Konzeption war eine völlig andere als die später von Gehry umgesetzte:
Langer Riegel entlang der Hammerstraße.
Einige dynamische, fingerartige, schlanke transparente Baukörper, die in Richtung Hafen weisen.
Die Plaza ging noch terrassenartig ein Stück weit über das Wasser hinaus.
Es sollte ein absolut transparentes Gebäude werden, an dem nur die Scheiben und die Stützen zu sehen sein sollten.
Bei Hochhäusern ist das nicht unproblematisch, da brandschutztechnisch sehr viel berücksichtigt werden muss. Innerhalb Jeder Etage muss man dann in Abständen von nur einem Meter brandschutztechnisch massiv ausbilden, damit ein Feuer nicht von einer Etage zur nächsten Etage übergreifen kann.
Zaha Habit wollte allerdings absolut kein massives Material einsetzen. Nach Vorgaben der Bauaufsicht und der Feuerwehr hätte zusätzlich gesprinkelt werden müssen und es wären zusätzliche Treppen erforderlich geworden.
Dies hätte dann zu einer völlig aberwitzigen Konstruktionen geführt und Quadratmeterpreise von über DM 70,00 zur Folge gehabt.
Dieses Projekt wurde aus wirtschaftlichen Gründen kurz vor Bauantrag gestoppt.
Es ist jedoch nicht richtig – wie viele behaupten -, dass dieses Gebäude nicht „baubar“ war.
Frank O. Gehry ist direkt beauftragt worden.
Gehrys Weise, Projekte anzugehen, ist völlig anders als üblich.
Er hat das Grundstück besichtigt,
sich ein reduziertes Raumprogramm geben lassen (z. B.: einzelne Mieteinheiten von je ca. 500 qm etc.) und
gemäß dieser Vorgaben Holzklötzchen geschnitten, in Modulen für 500 qm.
Dann hat er sich das Grundstück 1:1000 auf eine Platte geklebt, die Holzklötzchen wahllos verteilt, um zu sehen, um was für eine Masse es sich handelt, mit der er umzugehen hat.
In diesem Stadium ging es ihm noch nicht darum, den Gedanken umzusetzen, dass es sich um ein „richtiges Haus“ handelt, mit Büros, Teeküchen, usw. Es ging ihm ausschließlich erst einmal um die Verteilung der Masse, bzw. um die Frage des gesamten Volumens.
Erst dann haben seine Modellbauer ein Umgebungsmodell von diesem Grundstück in einer Größe von 6 m x 3 m gebaut, mit den Straßenfluchten von ca. 100 m Umgebung, dem Hafen, dem Fernsehturm, dem Wasser, der Landzunge etc.
Somit hatte er in seinem Atelier in Los Angeles die Umgebung 1:1 in Modellform.
Die „Klötzchen“ hat er vergrößert und in das Modell eingefügt.
Recht früh hat er die Entscheidung getroffen, die Baumasse zu teilen und somit mehr als einen Baukörper zu erstellen.
Die städtebaulichen Bezüge waren ihm sehr wichtig.
Der Straßenverlauf (von Unterbilk, die Brückenstraße und die Wupperstraße) sollte auf keinen Fall „auf eine Wand prallen“.
Aus diesem Grund hat er sich für drei Baukörper entschieden, um einen „Durchblick“ und eine Verbindung zu schaffen zu dem, was sich „hinter den Häusern“ befindet.
Bau: Zuerst wurde die Tiefgarage gebaut.
Dann erfolgte die Festlegung der statischen Struktur der drei geplanten Bauten.
Haus B und Haus C sind Stahl-Beton-Skelettbauten. „Tragend“ sind also Treppenhaus, Aufzüge, Geschossplatten und Stützen.
Die Statik ist die der Skelettbauweise. Die Fassade hat eine andere Technologie.
Bei Haus C handelt es sich um eine sehr komplizierte Bauweise. (z. B. 36 verschiedene Sanitärzonen, die nicht übereinander liegen.)
Gesamtstatische Struktur:
Die Tiefgarage hat ein regelmäßiges Stützenraster von 8,25 m x 7,50 m.
In den aufgehenden Gebäuden richten sich die Raster nach der Fassadenführung. Dies machte eine Lastverteilplatte erforderlich.
Das Haus steht also auf einer 2 m dicken Betonplatte, um die Lastdurchführung (von Lasten die oben ankommen), unten an anderen Stellen weiter zu verteilen.
Die Betonplatte ist durchzogen von Eisenträgern.
Die Häuser sind in der Mitte sehr hoch (53 m), dadurch kommen unten enorme Lasten an. Aus diesem Grund wurden ganze Wände zusätzlich erforderlich.
Fundamente:
Pfahlgründung/Pfahlgruppen. 9 Pfähle von 1,80 m Durchmesser sind mühsam 15 m tief in das Erdreich „gedreht“ worden.
Auf die alten Fundamente des alten Zollhofes wurden z. T. 1,20 m dicke Sohlplatten aufgebracht
Fassaden:
Beispiel Haus B –(Metallfassade)
Es war eine schwierige Aufgabe, die richtigen Fassadenbauer zu finden. Allein für Haus B wurde fast ein Jahr lang europaweit „gesucht“.
Mit HOLZMANN zusammen fand das Architektenteam dann die richtige Lösung.
Schon der Rohbau dieser Häuser musste so exakt sein und die endgültige Form widerspiegeln, dass der Unternehmer, der die Außenhaut (am Beispiel Metallhaut) aufbringen muss, ein 1:1 Modell vorfindet, um immer im gleichen Abstand vom Rohbau die Unterkonstruktion und die Hautelemente aufbringen zu können.
HOLZMANN fand einen Modellbauer (Fa. Grunewald aus Bocholt) der in der Lage war, dreidimensional frei gekrümmte Schalformen herzustellen, um die Rundungen zu realisieren.
Denn:
Bei diesem Haus hat sich der Rohbau aus der äußeren Kontur entwickelt
Also genau gegensätzlich zur herkömmlichen Plan- und Bauweise.
Grunewald hat anhand von Computerdaten des Architektenteams, bearbeitet von Holzmann, Modelle geschaffen.
Mit Hilfe von freischwingenden Fräsen konnten frei gekrümmte dreidimensionale Modelle in Negativ-Form aus 3,50 m x 2,70 m großen Steroporblöcken geschnitten werden.
(Mit „normalen Maßketten konnte man bei diesen Häusern nichts oder nur sehr wenig anfangen).
Im Betonwerk Kronen, Mönchengladbach, wurde Beton in steifer Konsistenz auf diese Negativ-Modelle aufgebracht, nach der Aushärtungsphase gelöst und zur Baustelle gebracht und als freigeformtes Fertigbeton-Element verbaut.
Für Haus B wurden z. B. 400 dieser Elemente verbaut.
Jedes Teil wurde gekennzeichnet, um sofort richtig zugeordnet werden zu können.
Die Passgenauigkeit war vorbildlich, es ergab sich ab und an eine Differenz von max. 5 mm.
Fertigung und Lieferung erfolgten Just in Time.
Die Planung vollzog sich virtuell, im Rechner.
Die Edelstahlblechelemente wurden auf eine Unterkonstruktion aufgebracht.
Die Ober- und Unterkanten der Schindeln sind an Ober- und Unterkante entgegengesetzt gebogen und konnten somit auf das angebrachte Raster eingehängt werden.
Das dünne Material konnte gut gebogen werden und erhielt (durch die geringe Dicke) den Knittereffekt.
Die Metallschindeln wurden vor Ort nach einzelnen individuellen Maßen zugeschnitten.
Bei Haus C –„Weißes Haus“-
handelt es um ein sich selbst tragendes Mauerwerk.
Hier war der Fassadenbau noch komplizierter.
Es wurden für den Fassadenbau (auch wieder virtuell) Schnitte gelegt und zwar rechts/ links und oben/ unten von den Fensterboxen aus, von Geschoß zu Geschoß.
Bis zu 3 m hohe, stark gekrümmte Schnitte. Nach diesen Schnittbogen wurden „Schwerter“ aus Stahl hergestellt, 15 cm tief, 1 cm dick und geschosshoch.
Die Stahlschwerter wurden im Stahlwerk hergestellt und dann vor Ort wie ein Fachwerk (H-förmig) eingebaut.
Sie dienten als Schablone, um mit konventionellen Steinen (Kalksandstein) von den Maurern freihand ausgebaut zu werden.
Eine hohe Anforderung an die Maurer, die freigeformten Flächen, entsprechend der Rundungen auch entsprechend „freihand“ zu gestalten.
In den Fugen der „schiefsten“ Partien liegen zur Befestigung Stahlrohre.
Ausgleichsputz von 1-4 cm wurde aufgebracht, um die „Ungereimtheiten“ auszugleichen.
Wichtig war, dass diese große, glatte, geschwungene Form – die definierte Form - ganz deutlich zum Ausdruck kam.
Es ist eine offenporige, mineralische und stark kapillare Fassade.
Den erhöhten Wartungsaufwand für diese Außenhaut hat man bewusst in Kauf genommen.
Haus A (Backsteinhaus) gehört HOLZMANN selbst.
Haus B ist in privatem Besitz und vermietet an REMPEN.
Haus C ist verkauft an GERLING.
Architekt: Frank O. Gehry
Architektenunternehmen: BM+P Düsseldorf
Initiator: Rempen
Initiator: Gerling
Generalbauunternehmer: Holzmann
Reine Baukosten ca. DM 120 Mio.
Diese drei Gebäude sind weltweit ein Unikat und werden als Kunstwerk gehandelt.
Die speziellen Technologien sind eigens für diese Bauten entwickelt worden.
Bei diesen „kreativen“ Bauten war eine baubegleitende Planung erforderlich.
Das Rote Haus betrachtet man als die Verbindung zum Hafen. Beide, das Weiße Haus und das Rote Haus, spiegeln sich im Metall des mittleren Hauses und verbinden sich so wieder zu einer Einheit.
„Tanzende Bürotürme“, Linien, Schatten und Lichtreflexe, die kommen und schwinden, unterstreichen den Charakter der „lebenden Bürotürme“.
Gehry verfolgt mit seiner ungewöhnlichen Architektur eine Vision von Raumgestaltung und Raumerleben, die gleichermaßen Kreativität erfordert und freisetzt.
Quelle:
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So, hoffe, das war nicht zu lang, Hinnerk
Kommentare
TCHe
05.03.05
11:51
Cool.
Danke für die Mühen, ist interessant, das mal so dargelegt zu bekommen.
Harun
05.03.05
11:53
Sehr schön, gefällt mir, auch wenn es zum einrichten wohl nicht so einfach ist (oder sind die wände innen gerade?
Auch nette Zusatzinfos, sehr gut
ThomasR.
05.03.05
11:56
Sehr interessant !
Hinnerk
05.03.05
11:58
Die Wände innen sind gerade, nur die Aussenhülle weißt die geschwungene Form auf.
Blaubierhund
05.03.05
12:31
so gefällt mir die themenwoche - schöne bilder und viele infos dazu...
Die Berliner sind unfreundlich und rücksichtslos, ruppig und rechthaberisch, Berlin ist abstoßend, laut, dreckig und grau, Baustellen und verstopfte Straßen, wo man geht und steht - aber mir tun alle Menschen leid, die nicht hier leben können! (Anneliese Bödecker)
Macruby
05.03.05
13:18
Hinnerk
Dein Beitrag verdient eine
Auszeichnung
Simon Reuteler
05.03.05
13:27
dem stimme ich zu! könnte man doch gerade einführen, so wie das verwarnungs zeichen eine auszeichnungszeichen...
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