Teil 3
Audienz bei der Ansammlung - die Zerstörung beginnt.

Titelbild: MRT Aufnahme von den hirnversorgenden Gefäßen




100 Meter musste man noch den Berg hochlaufen, dann bogen die 6 Leute (aus den 2 Autos) nach links. Marion auch.
Ich nicht, ich bog nach rechts und suchte mir einen Busch, weil ich ja ausgerechnet jetzt ein WC für "das Kleine" brauchte. Bei Marina wollte ich ja nun nicht unbedingt danach fragen. Die war ja eh erschreckend biestig.


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Beim Strullen fragte ich mich: "Woher wusste die, wer sich nicht an die Regeln gehalten hat?". Ist sie Nachts heimlich die Autos abgegangen?

Allerdings konnte sie doch nicht wissen, wieviele Personen in einem Auto waren bzw. ob da jemand fehlt. Von Ihrem Haus aus, konnte sie ja auch nichts sehen, das war ja "um die Ecke" und die Autoschlange zog sich bestimmt einen Kilometer den Berg lang.
Überwachungskameras? Infrarotkameras? Satelitenüberwachung?Computerzentrale im Haus mit 20 Monitoren? Wohl kaum, das Haus hatte fliessend Wasser und Strom - mehr nicht. Woher wusste sie, dass die Omas nicht zu uns gehörten, hätten ja auch meine Omas sein können. In vielen Autos ist die ganze Familie angereist. Sie hat sich am Sonntag auch überhaupt bei uns nicht blicken lassen. Erst am Montag, also Jetzt. Dann fiel mir auch der Opa im Gras gestern ein?????


Ich lief jetzt schnell zum Haus. Die Anderen und Marion waren nicht zu sehen, also werden sie wohl drin sein. An der alten Tür war aber keine Klingel und auf mein Klopfen reagierte auch niemand. Egal, in Serbien geht man einfach rein.

Tja, ich war wohl bei der Schwiegermutter gelandet. Die alte Dame schickte mich nach oben - rechts aussen am Haus (Giebelseite) war eine offene Betontreppe in den 1. Stock.

Ein Rohbau-Raum präsentierte sich mir. Betonfussboden, Ziegelwände und dort sassen "meine Freunde" auf Holzbänken. Eine Art Warteraum.
Marion hatte sich zwischen die Romafamilie aus dem ersten Auto gequetscht. Der Schweineschlachter Ljubisa war nun nicht mehr so forsch, sondern schwieg in der Ecke.


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Am Ende gab es eine Tür und die wurde geöffnet. Wieder in einem sehr herablassenden und genervten Ton teilte uns Marina mit, dass sie noch 30 Minuten zur Vorbereitung braucht. Schön war sie wirklich nicht, mit ihren grossen Augen in diesem runden Gesicht. Mir kamen blöde Gedanken wie "hat die etwas von diesem Down-Syndrom?"

Fantastisch. Warten. wie in den Berliner Arztpraxen also.

30 Minuten, dann waren die Romas dran (und die können viel reden), dann Ljubisa und danach wir. Es kann also bestimmt 90 Minuten dauern bis wir an der Reihe sind. Was mache ich eigentlich hier?

Ich beschloss wieder zu der Schwiegermutter zu gehen, um mir dort Hände und Gesicht zu waschen, dann könnte ich noch 20 Zigaretten rauchen und werde dann bei der mies gelaunten Heilerin vorstellig.

Ich sagte zu Vera, der Schwiegermutter: "Hier ist ja ganz schön was los. Sind immer soviel Leute vor Ihrem Haus?"

Nun gab es erst einmal Kaffee. Marion sitzt oben? Ach egal, die wollte ja hierhin. Ausserdem kann sie ja mit Ljubisa reden:-)



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Ich bekam einige Informationen:

Die Regeln gelten für Jeden. Niemand soll bevorzugt behandelt werden. Selbst die eigene Familie muss sich in die Schlange stellen. Niemand soll die Möglichkeiten haben, woanders in einem Bett zu schlafen, während die Anderen sich in Autos drängen.

Marina wurde eine 100.000 Dollar Gage von einer Organisation in den USA angeboten für 1 Monat Aufenthalt dort. Hat sie abgelehnt.
Griechische und YU-TV Sender reissen sich um Aufnahmen - gibt's nicht. Die "Behandlung" ist für jeden kostenlos aber man kann Kaffee oder Schokolade usw. mitbringen. Stoff ist auch begehrt, da Vera näht.

Als "deutscher Kapitalist" frage ich die entscheidende Frage:

"Wieso macht sie das?". "Weil sie muss, täte sie es nicht würde sie sterben. Dieses in ihr, muss sie abgeben können, sonst Koma"

"In Ihr? Die meint doch jetzt nicht dieses blaue Alienlicht, was Marina als Kind angegriffen hat?"

"Was ist hier los?" denke ich mir.
Vera weiter:" Sie macht das alles sehr ungern. Die ganzen Leute immer hier, soviel Müll wird in die Landschaft geworfen. Nachts ist es manchmal laut, wir haben auch keine Ruhe."

Jetzt verstehe ich langsam wieso diese Marina so übel gelaunt ist.

Eine Frage hatte ich noch:" Woher weiss sie wer nachts die Regeln bricht?" "Sie träumt es und schreibt es sich am nächsten Morgen auf, sie kennt jedes Auto und jede Person darin"

Inzwischen weiss ich nicht mehr, ob ich da überhaupt rein soll. Mir gefällt die ganze Sache irgendwie nicht, allerdings bin ich auch neugierig und mein Besuch hier ist auch ein Experiment. Ich habe nämlich auch ein gesundheitliches Problem, was man schulmedizinisch bisher nicht so ganz lösen konnte. Da bietet sich doch eine Heilerin geradezu an:-)



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Nach 60 Minuten waren wir schon an der Reihe. Die Zigeuner sind wohl oft hier und wurden deshalb schnell abgefertigt. Ljubisa kam mit Tränen aus dem Zimmer hinter der Marina-Tür.

Da Marion zwar Halbkroatin ist aber als "Deutsche" die Sprache etwas verlernt hat, durften wir auch zusammen hinein. Marion hätte das südserbische eh nicht verstanden. Das ist eine Sprache für sich.


"Mit Dir fangen wir an" sagte Marina zu mir. Auf einmal war sie total nett.
"Ok, soll ich Fragen stellen, etwas erzählen" fragte ich etwas verdutzt.

"Nein, sei ruhig". Nettigkeit war wieder vorbei. Sie starrte ca. 3 ewig lange Minuten auf ihren "Schrott-Holztisch". Marion und ich schauten uns verwundert an. Wir sassen auf 2 klapprigen Holzstühlen, die wohl der Urgroßvater damals selbst gebaut hat.

"Du hast keine Zeckenkrankheit, Lupus hast Du auch nicht" Eigentlich hast Du nichts, was ein Arzt feststellen könnte. Du bist wie Du bist. Da ist zuviel aber das hast Du seit Geburt, auch schon pränatal. Kämpf nicht, dass bringt nichts. Es kommt und geht. Es steigt den Vagus-Nerv hoch und dringt in Deinen Kopf, es verursacht Störungen, die Dir fremdartig und gefährlich erscheinen. Ich kann da nicht viel machen, es kommt wieder. Durch Akzeptanz wird es weniger. Ich kann es Dir für ein paar Wochen nehmen, dass machen wir am Schluss".


Meine Augen fielen mir fast aus dem Gesicht. Ich bekam Atemnot und fiel fast rückwärts mit dem Stuhl auf den Boden. Marion hatte nur "Lupus und Vagus" verstanden und blickte wirr umher.

Hier muss ich einiges erklären:

Foto: Die 2 Tänzer - meine Hirngefäße von oben


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Ich leide schon seit meiner Kindheit an einer Migräne mit Aura (aber nur 1-2 mal im Jahr)
Ca. 30 Minuten lang fängt mein "Sehen" an zu spinnen. Ich kann dann nichts mehr erkennen. Beim Blickfeld ist von Blitzen und hellen Fäden durchzogen. Dazu kommt noch, dass das gesehene Bild hin und her ruckelt (ca. 5-10 mal in der Sekunde). Ein Problem im Sehzentrum, sagen die Ärzte. Sobald der Spuck vorbei ist, kommen die Kopfschmerzen, die aber eher moderat sind. 2010 ist aber etwas Schreckliches passiert. Aus so einer Aura wurde plötzlich eine Seltenheit: eine persistierende Aura ohne Hirninfarkt, Snowflakes.

3 Wochen hatte ich dieses Spektakel ununterbrochen und habe eine schwarze Brille getragen (war also blind). 10 Tage Charité, 2 MRTs, 1 PET-CT, 1 Spect, EEGs, Lumbalpunktionen.

Der Direktor der Klinik, Prof. Dr. Einhäupl übernahm den Fall und kam nicht weiter. Die Symptome verschwanden, kamen wieder, verschwanden, kamen wieder. Mein Schlaganfallsrisiko wäre stark erhöht, mehr konnte man nicht sagen. Diagnostisch nichts zu erkennen. Eine starke Verzögerung der Sehnerven war allerdings festzustellen.

Ein Funktions-MRT brachte auch nur wenig. Die Symptome wurden aber auch weniger. Vor dieser "Reise" hatte mein Arzt noch eine Blutuntersuchung auf Borrelien (Zecke) und Lupus veranlasst. Da auch ein Borrelien-LTT Test dabei war, hatte ich die Ergebnisse noch nicht.

Was sagte Dr. House in der House MD-Serie immer:"Es ist nie Lupus":-)
Wieso kannte Marina die Begriffe "Vagus, Lupus" überhaupt? Kein Fernsehen, kein Internet, keine Bücher.

Nun Marina wusste also wieso ich hier war? Woher?
Sie wusste von den Blutuntersuchungen? Woher?
Niemand wusste davon, selbst Marion nicht.

Aber es ging ja munter weiter: "Du solltest ans Meer fahren, Dein Verwandter heiratet dort auch. Dein Bruder will Dich auch wieder mal sehen"

Na toll. Mein Cousin heiratet in Kotor in Montenegro. Ich war unsicher, ob ich hinfahre. Die Belgradfahrt war zeitlich so gewählt, dass man notfalls dann auch zur Hochzeit fahren könnte, wenn meine Freunde mitkommen würden. (siehe Mein Galeriebild: Das Begegnungsvideo und Montenegro 4 7). Mein Bruder ist auch dort. Mir wird komisch.

Ca. 10 Begebenheiten wurden noch erzählt. 100% Trefferquote. Die Frau wusste sogar, dass ich bei der Geburt fast erstickt wäre und nur durch das "Verprügeln" des Arztes anfing zu schreien und zu atmen.

Ich habe bei Marina kein Wort gesagt. Manchmal huschte mir ein leises "Ja" heraus.

Foto: Das Generalstabsgebäude, 1999 von einer Nato-Tomahawk getroffen.

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