Während im Hintergrund noch das kohina Webradio von meinem letzten Journalbeitrag läuft, habe ich mich entschlossen, von einem weiteren meiner Hobbys zu berichten.
Der Ameisenhaltung.
Vor etwa 1 1/2 Jahren bin ich im Internet über einen Onlineshop gestolpert, welcher Zubehör für die Ameisenhaltung verkauft. Eine Ameisenfarm zu besitzen war schon in meiner Kindheit ein kleiner Traum von mir. Erst einmal habe ich mich im Forum des Shops informiert, was sehr gut war, denn zu der Zeit war für die meisten Ameisenarten Winterruhe, so habe ich das erstmal ein wenig verschoben.
Gegen März 2007, inzwischen hatte ich viel über Ameisen und deren Haltung gelesen, ging die Winterruhe dann auf ihr Ende zu und ich überlegte, mir nun etwas zu bestellen.
Ich habe also mein Regalfach ausgemessen, leergeräumt und ein "Starterset" bestellt, bestehend aus einem Nest (zwei Glasscheiben mit einem Abstand von etwa 15 mm), einer Arena (ein sehr kleines Aquarium 20x10x10 cm), einer Königin der schwarzen Wege Ameise (Lasius niger - ist in beinahe jedem Wald und Garten in Europa zu sehen) und einem ganzen Schwall an Zubehör, den man so braucht.
Etwa 3-5 Tage später kam ein Paket an, mit dessen Inhalt ich dann die erste Version der Farm aufgebaut habe. Dazu ein paar Bilder.
Starterset
Hier ist das gefüllte Starterset, in dem kleinen Röhrchen vorne lebt die Königin.
Kontiki
Eine junge Königin mit einem noch sehr kleinen Gefolge.
Die ersten Wochen und Monate gingen dahin, die Königin und das Gefolge sind umgezogen, in den Nestbereich (das ist das rot beklebte Teil) und die Kolonie wuchs ein wenig.
Da habe ich mir dann irgendwann überlegt, dass diese winzige Arena doch etwas wenig Auslauf bietet und habe noch ein weiteres Arenabecken bestellt, mit 30x20x15 cm. Dieses habe ich dann mit rotem Sand eingerichtet, damit ich die Sande unterscheiden kann, ich wollte gerne wissen, ob sie den roten Sand weit transportieren (die schleppen alles rum, was sie tragen können).
Arena Nr 2
So sah die zweite Arena nach der Ersteinrichtung aus.
Und die ganze Anlage in der Übersicht:
Übersicht Anlage
Die nächsten Monate wuchs die Kolonie immer weiter, so dass sich bei Fütterungen schon richtig Leben zeigte.
Fütterung!
Jammi! Mehlwürmer.
In der Zwischenzeit habe ich die zweite Arena etwas hübscher eingerichtet:
Arena 2 aufgehübscht.
Hier noch eine Detailaufnahme einer Fütterung, sie schleppen diese Wurmartefakte gerne überall umher.
Jammi!
Nun bin ich irgendwann mit den Ameisen gemeinsam umgezogen und sie durften den Platz im Regal aufgeben und stehen nun auf meinem rieeesigen Schreibtisch. Aber zuerst einmal kam die Winterruhe. Von Oktober '07 bis März '08.
Die Winterruhe ist nötig, damit sich die Tierchen richtig ausruhen können und die Königin braucht die Winterruhe, damit ihre innere Uhr im Takt bleibt, sonst kann es passieren, dass die Kolonie ausstirbt, weil sie keine Arbeiterameisen mehr legt, sondern nur noch Geschlechtstiere.
Nun im März habe ich sie wieder aus ihrem eisigen Gefängnis (eine Styroporbox auf dem Balkon) befreit, nun konnte ich zusehen, wie sie langsam aber stetig aus der Winterruhe erwachten und wieder zu Hochform aufliefen. Eine riesige Anzahl an Eiern, Larven und Puppen verraten mir, dass die Winterruhe gut war. Ein nahezu unstillbarer Appetit auf Proteine und Kohlehydrate (mehr als das und Wasser brauchen die Lasius niger eigentlich gar nicht), lässt darauf schliessen, dass sie Kohldampf haben und eben auch Larven versorgen.
Vor wenigen Tagen habe ich mir dann überlegt, dass der rote Sand keine so gute Idee war, weil dort die Ameisen recht schlecht zu sehen sind, es fehlt der Kontrast. Also habe ich mit etwas Mühe die ganzen Ameisen die sich in der grossen Arena rumtrieben, was inzwischen zu jeder Zeit einige waren, vertrieben, die Arena vom System getrennt, gereinigt und mit hellem, fast weissem Sand neu gefüllt.
Arena 2 weisser Sand
So sieht es nun aus, die Ameisen sind gleich viel deutlicher zu erkennen.
Die ganze Anlage sieht nun auf meinem Schreibtisch so aus:
Anlage Schreibtisch
Und nun noch ein paar Detailaufnehmen beim Fressen von Traubenzucker (Wildkirschgeschmack)
Mampf1
Mampf2
Mampf3
Jetzt möchte ich gleich noch die typischen Fragen beantworten, die immer so aufkommen, wenn man vom Hobby "Ameisenhaltung" erzählt.
Warum Ameisen?!Zuerst einmal bin ich gegen alles was haart allergisch, Fische finde ich langweilig und Ameisen hat nicht jeder.
Weiter finde ich das Schwarmverhalten einer Kolonie sehr spannend, eine Ameise entdeckt Futter, sie rennt ins Nest und 10-15 Minuten später bricht ein Aufräumkommando bestehend aus 20-30 Tieren herein und futtert.
Sehr interessant ist auch die Entwicklung des einzelnen Tieres vom Ei, über die Larve, zur Puppe, zum erwachsenen Tier. Aber auch die Entwicklung der gesamten Kolonie von der einsamen Königin zur inzwischen 300-500 Individuen starken Kolonie.
Aber ... Ameisen?!Wenn man sich als vernünftiger Halter zum ersten mal mit Ameisen auseinandersetzt, wird man eine Art nehmen, die Anfängerfreundlich ist, sprich eine mit sehr niedrigen Ansprüchen an die Haltung und mit möglichst geringem Risiko. Dazu gibt es dann noch einen Ausbruchschutz, welcher den Ameisen den Weg zum Kühlschrank verwehrt und sie daran hindert sich in der Wohnung einzunisten.
IN DER WOHNUNG EINNISTEN??!!??Nun das ist von der Art der Ameisen abhängig. Ein Anfänger sollte mit einer Art anfangen, die auch für Anfänger geeignet ist. Die typische Anfängerameise nistet sich schlimmstenfalls in einem Blumentopf ein, falls sie entkommen sollte, was nahezu unmöglich ist, wenn man nicht grade darauf hinarbeitet ihr das Ausbrechen zu ermöglichen.
Um sich wirklich irgendwo einnisten zu können, muss die Königin oder ein befruchtetes Geschlechtstier entkommen. Diese Tiere sind beinahe um den Faktor 10 grösser, als die normalen Arbeiter, sie müssten sich folglich schon aus dem Glaskasten teleportieren können, wenn man es ordentlich eingerichtet hat.
Es kann schon einmal passieren, dass ein paar Arbeiter entkommen, aber die marschieren dann auch nicht zum Kühlschrank und fressen die Wurst, sondern erkunden einen Bereich von 30-50 cm rund um das Nest und werden dann versuchen ins Nest zurück zu gelangen.
Aber, es gibt exotische Arten, die sich in Totholz einnisten oder auch aus Papier ihre Nester bauen können. Diese sind aber nichts für Anfänger, auch kostet so eine Importkönigin deutlich mehr, als eine heimische, und stellt deutlich mehr Ansprüche an die Haltung. Es müsste also schon ein krasser Zufall her, damit eine exotische Königin im Bücherregal genau die passenden Bedingungen findet und sich dort einnistet.
Stechen / Beissen die nicht?Auch hier gilt wieder, der Anfänger nimmt eine Art, welche keine Säure verspritzt und nicht beisst, der erfahrene Halter kann sich an exotischere Arten herantrauen, wenn er denn weiss, wie damit umzugehen ist.
So oder so, sollte man spielende Kinder nicht unbeaufsichtigt in die Nähe der Ameisen lassen, die meisten Ameisen sind zwar für Kinder ungefährlich, aber so manches Kind hat schon eine ganze Kolonie auf dem Gewissen.
Was fressen die denn?Meine Ameisen bekommen tote Mehlwürmer (überbrüht, eingefroren und zerschnibbelt) sowie Honig oder Fruchtzucker. Manchmal gibt es auch andere Sachen, wie Fruchtstückchen, eine lebende Stabschrecke, Proteinjelly, Aufschnitt, oder was halt grade so da ist. Die kleinen sind Allesfresser.
So, dass soll es erst einmal gewesen sein
Bei Interesse gerne in den Kommentaren Fragen stellen. Bei entsprechendem Feedback werde ich auch gerne noch weitere Bilder über die Entwicklung veröffentlichen.
Auf Wunsch noch eine Hand voll Links:
Antstore Forum
Das Ameisenwiki
Das Ameisenforum
Sind alle drei sehr informativ und man sollte sich auch gut einlesen, bevor man einfach eine Farm bestellt und los legt.
Bestellen geht übrigens unter anderem hier:
Antstore Shop
Da habe ich meine her und nur gute Erfahrung gemacht.
Zwei Bilder in gross in der Galerie:
Ameisen
Ameise
Als kleines Dankeschön für die Ehrung zum Journal des Monats hier noch ein Bild wie die kleinen Honig schlabbern.
Ameisen schlabbern Honig.