Anonym(er) im Internet: Suchen und Surfen
Anonym(er) im Internet : Teil 1 - die Web-Suche
I. Was Google und andere Suchmaschinen sammeln
„Don’t be evil“ (dt. Sei nicht böse) ist das Motto von Google seit 2001. Es verwundert nicht, dass der aktuelle Geschäftsführer von Google Eric Schmidt in einem Interview Mai 2013 dies als „die dümmste Regel aller Zeiten“ bezeichnete. (1)
Seit Juni 2013 und der Überwachungs- und Spionageaffäre wissen wir, dass im Rahmen des PRISM-Programms Daten von Apple, Microsoft, Google und Skype gesammelt werden. (2)
Google speichert bei jeder Suchanfrage eines Internetbenutzers nicht nur die Suchbegriffe, sondern unter anderem auch die IP-Adresse (also die Adresse Deines Computers im Internet). (3)
Das deutsche Bundesverfassungsgericht erklärte am 02. März 2010 die deutschen Vorschriften zur Vorratsdatenspeicherung (also personenbezogene Daten von jedem Internet-Benutzer) für verfassungsniedrig und nichtig; da es gegen Artikel 10 des Grundgesetzes („Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.“) verstößt. (4)
Dummerweise gilt das nur für deutsche Server und Behörde. „Befreundete Dienste“ speichern fleißig alles was sie bekommen, und geben ihre Erkenntnisse an Deutsche Behörden weiter. (5)
II. Wie man im Web ohne Google anonym suchen kann
Wie soll man ohne Google im Web suchen?
Antwort: Es gibt eine Suchmaschine, die Anfragen an Google anonym schickt und dir die Ergebnisse zurückliefert. Google geht dabei leer aus.
Wo findet man diese anonyme Suchmaschine?
Antwort: auf https://startpage.com/deu/
Was macht Startpage genau mit meiner Anfrage?
Antwort: Startpage liefert Suchresultate von Google unter Wahrung der Privatsphäre, d. h. die Suchanfrage wird anonym an Google geschickt und liefert die Google-Ergebnisse, ohne Speichern Deiner IP-Adresse, ohne Aufzeichnung Deines Besuches und andere Verfahren der Datenspeicherung. (6)
Wo finde ich mehr Informationen über Startpage?
Antwort: Gehe auf https://www.startpage.com/deu/protect-privacy.html
dort findest Du eine gute Erklärung.
Kann ich Startpage statt Google in meinem Browser fest einstellen?
Antwort: Ja. Wie das geht erfährst Du auf https://www.startpage.com/deu/download-startpage-plugin.html
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Quellen:
(1) http://winfuture.de/news,76033.html
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Überwachungs-_und_Spionageaffäre_2013
(3) http://www.helpster.de/speichert-google-meine-suchbegriffe-ab-das-sollten-sie-dazu-wissen_167118
(4) http://de.wikipedia.org/wiki/Vorratsdatenspeicherung
(5) http://www.welt.de/politik/deutschland/article118041681/BND-soll-seit-Jahren-geheime-NSA-Daten-nutzen.html
(6) https://www.startpage.com/deu/
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Schlusswort:
Leider wird auf solche Möglichkeiten wie Startpage in den Medien nicht hingewiesen. (Ein Schelm, der Böses dabei denkt!) Doch wenn auch die Politiker dazu aufrufen, man sollte alle legalen Schutzmechanismen nutzen, die es gibt, macht das schon nachdenklich.
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Anonym(er) im Internet : Teil 2 - der private Web-Browser
I. Surfen ohne Spuren zu hinterlassen?
Das ist aus technischen Gründen unmöglich. Dennoch bieten viele moderne Web-Browser wie Apple Safari, Firefox oder Microsoft Internet Explorer (7) einen sogenannten „Privat Modus“ an.
Anmerkung: Der Web-Browser Chrome von Google(!) steht im Ruf viel zu viele Daten an Google zu übertragen, daher nutze ich ihn nicht zum Surfen.
Was passiert im „Privat Modus“?
Apple beschreibt das für den Web-Browser Safari so: „Safari nimmt den Schutz deiner Daten sehr ernst. Du kannst zum Beispiel den neuen Datenschutzstandard „Do Not Track“ verwenden. Durch Auswahl dieser Einstellung für den Datenschutz wird den Websites, die du besuchst, eine Aufforderung gesendet, deine Online-Aktivitäten nicht zu verfolgen. Auch beim privaten Surfen fordert Safari die Websites auf, deine Aktivitäten nicht zu verfolgen.“ (8)
Was sind die Nachteile?
1. Du musst den „Privat Modus“ jedes Mal beim Starten des Programms manuell aktivieren (was man schnell mal vergessen hat). Beim Internet Explorer kann man es fest einstellen.
2. Das „Do Not Track“ ist nur einen höffliche Aufforderung, die IP-Adresse und anderes bei Google und Co nicht zu speichern. Aber sicher kann man sich nicht sein.
3. Im „Privat Modus“ ist der Browserverlauf, also der Rückblick, welche Seiten besucht wurden, abgeschaltet. Das kann sehr unkomfortabel sein, wenn man sonst den Browserverlauf häufig nutzt.
II. Der wirklich private Browser: der TorBrowser
TOR steht für „the onion routing“, d.h. der Web-Browser nutzt einen Anonymisierungsdienst um die wahre IP-Adresse Deines Computer zu verbergen.
Und so funktioniert TOR: Statt direkt die Zieladresse anzuwählen, wird die Anfrage über drei verschiedene, zufällig ausgewählte Computers umgeleitet. Somit ist nicht mehr ohne weiteres festzustellen, woher die Anfrage ursprünglich kam.
Der Einsatz von TOR ist rechtlich in der Bundesrepublik Deutschland erlaubt. Die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger erhob die Anonymität zum “Grundprinzip des freien Internets”. (9)
Da Safari, Firefox und Internet Explorer nicht über TOR verfügen, gibt es einen eigenen Web-Browser, den man für Apple Macintosh, Windows, Linux, Android und sogar für iPhone/iPad installieren kann.
Der Web-Browser TorBrowser kann von https://www.torproject.org/projects/torbrowser.html.en kostenlos für Mac, Win und Linux geladen werden. Die Website ist in Englisch, aber die Programme selbst gibt es auch auf Deutsch. Hilfreich ist auch ein kurzes Video zu Installation, das auf der gleichen Seiten zur Verfügung steht.
Für iPhone und iPad findet man diesen Webbrowser als „Onion Browser“ im App-Store. Er kostet ca. € 1.00
III. Der Alltagstest für den TorBrowser (auf einem Mac)
Startet man den Torbrowser, erscheint zu nächst das Programm Vidalia, das für die Verbindung ins TOR-Netzwerk sorgt. Anschließend erscheint das Fenster des TorBrowsers mit der Mitteilung: Der Zugang läuft und meine aktuelle IP-Adresse ist ... (Jedefalls eine andere als meine wirkliche
Was auffällt ist, dass alle Anfrage langsamer Ablaufen als gewohnt. Das ist ja auch logisch, denn die Anfragen laufen über drei Umleitungen (Computer).
Technisch ist der TorBrowser ein Firefox, daher ist das Fenster diesem auch sehr ähnlich und es gibt die gleichen Einstellungen. Der Browserverlauf kann, wer es möchte, aktiviert werden unter Einstellungen > Datenschutz.
Im TorBrowser ist standardmäßig die Suchmaschine „Startpage“ aktiv (siehe Teil 1), so daß man sicher im Web suchen kann.
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Quellen:
(7) http://www.pcwelt.de/tipps/Internet-Explorer-8-Privat-Modus-beim-Surfen-leichter-nutzen-1257991.html
(8) http://www.apple.com/de/safari/
(9) https://www.datenschutzbeauftragter-info.de/mit-tor-anonym-und-legal-surfen-jetzt-auch-auf-dem-iphone-ipad/
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Schlusswort:
Der TorBrowser wird sicher nicht meinen Standard-Web-Browser ersetzen (Stichwort: Geschwindigkeit), aber gut zu wissen, dass es anderer Möglichkeiten gibt sich im Internet zu bewegen.
Auf dem iPhone macht der OnionBrowser nur Sinn, wenn man einen Wifi-Hotspot benutzt. Denn beim Benutzen des Telefonanbieters zum Surfen (wie dt. Telekom) entstehen neben Kosten auch neue Daten, die dort gespeichert werden.
Diskussion:
Ich freue mich über Antworten von technisch Sachkundigen.
Auf eine politische Diskussion über Sinn oder Unsinn der Datenspeicherung, durch wen auch immer, möchte ich gerne hier verzichten.