Im Moment kommt es mir bei Apple so vor wie bei McDonalds. Die haben irgendwann angefangen, mit einem genialen Konzept Essen zu vertreiben. Das haben sie immer weiter ausgebaut, es gab neue Burger, neue Größen, alles schmeckte besser und so weiter. Bis der Konzern selbst immer weiter "verfettete". Seinen Höhepunkt fand dieser Trend in der Veröffentlichung des Filmes "Super Size Me". Dann hat McD angefangen, seinen Konzern komplett umzukrempeln. "Erwachseneres" Aussehen, "gesünderes" Essen, allgemein wirkt das Unternehmen in sich jetzt schlüssiger, besser, attraktiver.
Apple hat 1976 angefangen, Computer zu bauen, es gab Erfolge, Misserfolge. Auch hier sind sie ihren Plan immer weiter gefahren, bis sie sich total verirrt haben (Die ganze Copland-Geschichte et cetera). Dann kam Steve Jobs, und hat - wie McDonalds auch - angefangen, den Konzern umzukrempeln, hat die "i"-Serie geschaffen, schöne, einfach zu benutzende Computer erfunden, fernab von dem, was sich sonst auf dem Markt tummelte. Dann kam der iPod. Und von dem Zeitpunkt an wurde Apple immer attraktiver, bis sie, ich würde mal sagen 2005/2006 etwa bei dem angekommen waren, was McDonalds zurzeit ist: ein in sich schlüssiges Unternehmen, mit einem breit gefächerten Angebot, das sich ergänzt und vor allem zur Firmenphilosophie passt. Kurz: Apple hat alles gerockt.
Dann kam das iPhone. Ein tolles Gerät, aber allein von seiner äußeren Erscheinung passt es nicht in Apples "Schönheits"-Konzept. Es ist ein schönes Gerät, aber es sah eben nicht mehr so nach Apple aus.
Das Konzept des iPhones war genial, die Usability eines Touchscreens mit dem mächtigen Betriebssystem OSX vereint, und dahinter die Cleverness von Apple. Doch der Schritt, das iPhone als an ein AT&T gebundenes Gerät zu verkaufen, war der größte Fehler, den Apple begangen hat. Denn damit haben sie sich abhängig gemacht, haben sich (zum Teil) zum Spielball eines Providers gemacht, sie können zwar meistens noch das tun, was sie wollen, aber erstens immer in Absprache mit AT&T und zweitens, und das ist der wichtigste Punkt, können keine Entscheidungen treffen, die dem Partner nicht gefallen (beispielsweise VoIP).
Dieser Kurs setzte sich (zumindest im Design) fort. Der iMac sieht nicht mehr aus, wie ein iMac, schön zwar, aber eben nicht wie "Apple", er hat teilweise den Touch eines "jeden anderen Computers". Auch das halbfertige Konzept des iPod Touch spricht dafür, Apple TV, die (zugegeben ehemals) mangelhafte Firmware des iPod Classic, und auch der Bruch mit der Tradition, Produkte anzukündigen, wenn sie auch ausgeliefert werden können (Apple TV, iPod Touch...). Apple eiert zwischen den Spuren herum.
Was Apple braucht, ist eine Kurskorrektur, und zwar keine, die unbedingt der Börse zusagt, sondern eine, hinter der nicht nur der Konzern, sondern auch der Name Apple stehen kann. Das iPhone von AT&T trennen, es öffnen, mit einem kostenlosen SDK ausstatten, und es zu einer Art "Ultra-Portablem-Mac" machen, einem Mac für die Hosentasche, der aus dem iPhone eben das macht, was die anderen Telefone nicht können, einen Computer, für den man keinen Rucksack braucht. Sonst wird es Apple irgendwann so gehen, wie McDonalds, es wird immer weiter verfetten, untypische Entscheidungen fällen, Produkte auf den Markt bringen, die nur halbfertig sind und sich schließlich in sich selbst verheddern. das iPhone steht für mehr, als nur ein besonderes Telefon, es ist ein Produkt aus Apples Taumel des Erfolges, den sie dank des iPods haben, und in diesem Taumel droht Apple zu Boden zu gehen.
Ob das Schwarzmalerei ist? Ganz sicher! Ob dieser Fall je eintreten wird? Ungewiss. Trotz allem sollte Apple wieder einen eindeutigen Weg einschlagen, seit der Einführung des iPhones macht Apple zwar weiterhin tolle Produkte, aber derzeit gibt es meiner Ansicht nach einfach zu viele Optionen. Apple braucht ein eindeutiges Konzept, so wie es vor etwa einem Jahr war, und früher oder später werden sie das auch zu spüren bekommen.
PS: Ich bin für jegliche Art der Kritik offen, solange sie konstruktiv ist. Ich freue mich auf ein spannendes Streitgespräch.