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Apple-Website im Wandel der Zeit

Ästhetik ist bei Apple von größerer Bedeutung als bei den meisten anderen Technik-Konzernen. Das kalifornische Unternehmen nutzt edles und intuitives Produktdesign geschickt, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Neben der Hard- und Software profitiert von dieser Detailverliebtheit aber auch das Online-Aushängeschild von Apple – die Website.

In den letzten 18 Jahren durchlief der Online-Auftritt bereits einige Metamorphosen. Aktuell kündigt sich die nächste Modernisierung an: Schlichteren Oberflächen und dünneren Schriften, orientiert an iOS 7. Daher blicken wir zurück auf die Apple Webseite im Laufe der Zeit und zeigen, dass es sogar Gemeinsamkeiten gibt zwischen dem Urdesign von 1996 und der minimalistischen Optik von heute.

1996

Die erste Inkarnation der Apple-Webseite war nicht viel mehr als ein Newsletter, der über neue Produkte wie z.B. das PowerBook 1400 informierte. Optisch bot sich ein entsprechend schlichtes Bild: Schwarzer Text auf weißem Grund, dazu einige Links mit Zusatzinformationen.

Apple beschränkte sich visuell auf das Allernötigste und verzichtete auf Produktbilder – dies war aber auch der geringen Internet-Bandbreite und der daraus hervorgehenden Textlastigkeit damaliger Webseiten geschuldet.

1997

Im folgenden Jahr erhielt die Seite ein komplexeres Layout. Über die neu eingefügte rote Navigationsleiste erreichte der Besucher Bereiche für Entwickler, Forschung und Produkt-Informationen. Der weiß unterlegte Hauptteil der Homepage imformierte die User per zweispaltigem Blog darüber, was es Neues gibt im Apple-Universum – darunter Veranstaltungen, Rabattaktionen und Gewinnspiele.

Die etwas unübersichtliche und ‚geschäftsmäßige‘ Optik ist im Vergleich zu späteren Ausführungen der Seite auffällig. Über 20 gleichartig angereihte News-Einträge konkurrieren um die Aufmerksamkeit des Lesers – die zukünftige Betonung von Ästhetik und Emotion ist noch nicht zu erahnen. Bei den geringen Auflösungen der damaligen Monitore mussten Nutzer weit nach unten scrollen, um alle Inhalte zu sehen.

Insbesondere das Fehlen von Produktbildern lässt die Seite leblos erscheinen – neben drei Herstellerlogos hat es lediglich ein kleines Produktbild auf die Hauptseite geschafft (Emate 300). Hinzu kommt, dass Apples Produkte auch in den Texten nur eine untergeordnete Rolle spielen. Hard- und Software werden auf der Startseite eher beiläufig erwähnt als offensiv beworben.

1998

Man möchte kaum glauben, dass es sich um die Seite des gleichen Herstellers handelt. Der inzwischen zurückgekehrte und zum Interims-CEO ernannte Steve Jobs ließ bei Apple keinen Stein auf dem anderen – die Neuaufstellung des Unternehmens erfolgte unter den Gesichtspunkten Produktbetonung, Reduktion und Ästhetik. Für die Website hatte das zur Folge, dass fortan bereits auf der Startseite die Apple-Geräte im Mittelpunkt standen und möglichst nichts davon ablenkte.

Vier große Produktfotos ohne viel Text zeugen von Apples neuem Selbstbewusstsein. Zudem ist der Unternehmensnahme groß und prominent platziert, was zur Identitätsstiftung beiträgt. Der iMac – erstes Apple-Erfolgsprodukt seit Jahren – nimmt fast ein Drittel der rechten Homepage-Seite ein und ‚fliegt‘ dem Besucher beim Seitenaufruf sogar animiert entgegen. Der schlichte weiße Hintergrund gewährleistet, dass man sich ganz auf die beworbenen Geräte konzentriert und nicht in einem Wirrwarr aus vielen Einzelinformationen verliert.

Das minimalistischere Seiten-Design hat nicht nur ästhetische Gründe, sondern trägt zudem zur Übersichtlichkeit bei und ermöglicht das Erfassen aller Informationen ohne Scrollen. Der Geist der Think Different-Werbekampagne wird bereits über den Internetauftritt ausgedrückt.

2000

Zur Jahrtausendwende erfuhr die Seite ein weiteres Re-Design, wenn auch nicht ganz so deutlich wie zwei Jahre zuvor. Apple platzierte 1998 selbst die Navigationsleiste unterhalb der Produkte, was wohl der kompromisslosen Konzentration auf die Ästhetik der dargestellten Geräte geschuldet war.

Im Jahr 2000 wanderte die Leiste an die obere zentrale Stelle der Homepage, wo sie sich bis heute befindet. Zudem deutete die neue Navigationsleiste den Aqua-Look des runderneuerten Mac OS X an, das 2001 erschien.

Die Kategorien innerhalb der Leiste zeigen die neuen Prioritäten in Cupertino. Direkt neben dem Apfel (Startseite) befindet sich ein Link zum Online Store, der nur etwa zweieinhalb Jahre vorher gestartet war und schon eine wichtige Einnahmequelle für Apple darstellte.

Das stilbildende Präfix „i“ – wahlweise für „Individuum“, „Internet“ oder „Ich“ – markierte wichtige Apple-Dienste wie iReview (Webseiten-Bewertung), iTools (Vorgänger von MobileMe bzw. iCloud) und iCards (E-Mail-Postkarten). Das Bild des Hauptproduktes (PowerMac G4) sticht durch die zentrale Position zwischen Navigationsleiste und weiteren Produktbildern noch mehr ins Auge als zuvor.

2004

Apple nutzt die eigene Homepage nicht nur für Produktvorstellungen, sondern immer mal wieder auch für Spendenaufrufe wie nach der Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 oder Kondolenzen an bedeutende verstorbene Persönlichkeiten. Zu diesem Zweck ändert Apple zwar nichts am Design, entfernt aber für kurze Zeit alle eigenen Produkte von der Startseite.

Zu den geehrten Personen gehören u.a. der 2011 gestorbene Apple-Mitbegründer und ehemalige CEO Steve Jobs, Nelson Mandela (2013) und George Harrison von den Beatles (2001). Als es die Musik der Beatles nach jahrelangen Verhandlungen 2010 endlich in den iTunes Store geschafft hatte, feierte Apple dies ebenfalls mit einem großen Foto der vier Liverpooler auf der Startseite.

Das Unternehmen aus Cupertino stellt zudem von Zeit zu Zeit automatisch abspielende Werbespots auf die Homepage – z.B. die Spots der Get a Mac-Kampagne (2006-2009), in der ein personifizierter Mac dem tollpatschigen PC stets überlegen ist.

2007

Apple schuf mit dem iPhone im Jahr 2007 einer der wichtigsten Meilensteine der Unternehmens-Geschichte und der Technik-Branche überhaupt – Mobilgeräte begannen, die Welt zu erobern. Pünktlich zur Einführung des von Vielen als „erstes echtes Smartphone“ bezeichneten Geräts spendierte Apple der eigenen Homepage das erste neue Design seit der Ankündigung von OS X sieben Jahre zuvor.

Die Aqua-Optik wurde ad acta gelegt und an das graue Metall-Design des kommenden OS X 10.5 (Leopard) angepasst – genau wie im Jahr 2000 nahm die Webseite das nächste OS X Design vorweg. Außerdem ist der komplette Homepage-Hintergrund nicht mehr weiß wie zuvor, sondern schwarz. Dadurch wird der feierliche Grundton zur Einführung des ersten iPhones betont und die volle Aufmerksamkeit auf Apples neues und ebenfalls mit einer schwarzen Bedienoberfläche ausgestattetes Gerät gerichtet.

Die folgenden Jahre beinhalten keine größeren Veränderungen mehr. Es gab jedoch Detailoptimierungen wie z.B. die Integration von HTML 5-Elementen, eine dunklere Menüleiste und die Verwendung größerer und detaillierterer Produktfotos.

2014 (Frühjahr)

Die Einführung von iOS 7 sorgte im letzten Herbst für geteilte Meinungen bei Usern und Experten. Im Vergleich zu iOS 6 bietet die neue iOS-Version schlichtere Oberflächen, flachere Icons und dünnere Schriften – zudem ist die optische Nachahmung vertrauter Gegenstände (Skeuomorphismus) fast völlig verschwunden.

Apple geht auf der Webseite inzwischen einen ähnlichen Weg. Bilder nehmen die gesamte Breite der Seite ein, Hintergrundtexturen fallen weg und die Schriften sind dünner als zuvor. Der mit iOS 7 eingeführte Minimalismus setzt sich also auch im Online-Auftritt Apples immer mehr als Designphilosophie durch.

Kurioserweise erinnern die großen Weißflächen mit schwarzer Schrift in manchen Bereichen der Webseite wieder etwas an den Urentwurf von 1996.

2014 (Herbst)

Apple setzt den mit iOS 7 eingeleiteten und OS X Yosemite fortgesetzten Trend zum Flachdesign inzwischen auch konsequent auf der Homepage um. Direkt ist dies an der oberen Leiste zu sehen, die jetzt außer den Begriffen für die verschiedenen Website-Abschnitte nur noch aus einer einzigen grauen Fläche besteht.

Es bleibt in jedem Fall spannend, ob sich Apple dauerhaft dem Flachtrend verschreibt oder in den nächsten Jahren wieder in eine andere Richtung steuert.