Apples Marketing, oder ein Hype der keiner ist
Wer gestern die Apple Homepage im Browser aufrief, bekam folgende Ankündigung angezeigt:
"Morgen ist ein ganz normaler Tag. Den du nie vergessen wirst. Komm morgen wieder vorbei und erlebe eine großartige Ankündigung von iTunes." Mit diesen drei simplen Sätzen hat Apples Marketing Abteilung es erneut geschafft, weltweit in die News Rubriken der diversen Technik Webseiten zu kommen. Und auch bei den Apple Fanboys weckten diese Sätze Himmelhohe Erwartungen. Was würde Apple wohl mit iTunes ankündigen? Etwa den lang erwarteten Streamingdienst für Musik und Videos? Ein Abomodell bei dem für einen monatlichen Festpreis das gesamt iTunes Kontingent abgerufen werden kann? Oder vielleicht sogar ein WiFi-Sync für die iPhones und iPods, für die Synchronisierung ohne lästiges Kabel? Die Wünsche die in den diversen Foren geäußert wurden, waren vielfältigster Natur. Was Apple am Ende aber tatsächlich vorstellte, war für die Mehrheit der User dann aber doch ziemlich enttäuschend. Denn Apple kündigte lediglich die sofortige Verfügbarkeit des Beatles Back-Katalogs über den iTunes store an.
Lang hat es zwar gedauert bis die Beatles es in iTunes schafften und viele Jahre der Rechts Streitereien um den Namen Apple zwischen Apple Inc. und Apple Records, das Beatles eigene Plattenlabel, liegen zwischen dem heutigen erscheinen im Store. Aber muss so etwas wirklich so großspurig angekündigt werden? Die Meinungen der User in den diversen Kommentaren zu diesem Vorgehen sprechen eine eindeutige Sprache. Nein! Denn mal ehrlich, die Formulierung:
"Morgen ist ein weiterer Tag. Den du niemals vergessen wirst." ist eine Spur zu hoch gegriffen von Apple. Denn wer, außer vielleicht eingefleischte Beatles Fans, wird sich schon an so etwas simples später einmal zurück erinnern?. Und selbst die meisten Hardcore Fans der Fab-Four haben die CDs schon lange in ihren Regalen stehen und die selbst gerippten Versionen der Songs auf iPod & Co. unterwegs mit dabei.
Doch welche Auswirkungen können solche Großspurigen Ankündigungen von Apple, die hinterher mehr enttäuschen als erfreuen, für zukünftige Kampagnen bedeuten? Insgesamt gesehen leidet die Glaubwürdigkeit Apples unter solchen Fehlschüssen extrem. Denn wenn man mit der, sowieso schon sehr hohen, Erwartungshaltung der Kunden so spielt wie Apple es mit dieser Ankündigung (wieder einmal) tat, dann muss Apple sich nicht wundern wenn sie bei wirklichen Neuerungen bald weniger Beachtung finden werden. Und auch Apple Fans fragen sich so langsam was Apple dort eigentlich treibt. Auffallend unorganisiert kommt der ganze Konzern derzeit sowieso schon daher.
Gerade was den Softwarebereich angeht fällt dies derzeit sehr negativ auf. Da wird ein Gold Master des iOS 4.2 für das iPad veröffentlicht, um kurz vor der Veröffentlichung wieder durch einen neuen Build ersetzt zu werden, weil ein WiFi Fehler scheinbar die Qualitätskontrolle bei Apple unbemerkt passieren konnte. Abgesehen davon, das es das iOS 4.2 erst sehr spät auf Apples iPad schafft und eigentlich für die Art Gerät dringend erforderliche Neuerungen mitbringt, scheinen bei Apple momentan wohl nicht genügend Kapazitäten vorhanden zu sein, um eine derart große Masse an verschiedenen Geräten effizient mit Updates versorgen zu können. Ein weiteres Negativbeispiel ist die ebenfalls groß angekündigte AirPrint Funktion die im kommenden iOS 4.2 und Mac OS X 10.6.5 enthalten sein sollte. Mit großen Worten hatte Apple diese Funktion beworben, doch letztendlich hat Apple die Unterstützung aus Mac OS X 10.6.5 wieder komplett entfernt, und auch im iOS 4.2 wird wohl am Ende nur eine handvoll HP Drucker unterstützt werden. Ein Trauerspiel, welches bei vielen Kunden für Verärgerung sorgt. Wie ich finde zurecht. Denn anstatt öffentlich die Hintergründe für die getroffenen Entscheidungen zu publizieren, hüllt sich Apple (wieder einmal) in schweigen. So weiß niemand ob es reine Willkür, Lizenzrechtliche Probleme, oder einfach nur technische Unzulänglichkeiten waren die für das wegfallen von AirPrint verantwortlich waren.
Mit dem heutigen iTunes / Beatles Fauxpas, hat Apple sich bei der zur Zeit vorherrschenden angespannten Grundstimmung bei den Fans, jedenfalls keinen Bärendienst erwiesen. Statt positiv aufzufallen, ist Apple mal wieder vor allem negativ im Gespräch. Bleibt zu hoffen das Kapitän Jobs das Ruder noch herumreißen kann und die Fans mit einigen zukünftigen Neuerungen, die dann hoffentlich auch wie geplant funktionieren, zurück an Bord holen kann. Denn eines steht fest, Fans verzeihen vieles, aber Fehler vergessen werden sie nicht. Insofern stimmt der oben beworbene Slogan von Apple doch wieder ein klein wenig. Und was am Ende bleibt beschreibt wohl eher folgendes Bild.
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