Am 14. September hat Microsoft die erste, für die Öffentlichkeit erstmals ohne vorherige Registrierung frei verfügbare, Developer Preview auf das nächste große Betriebssystem Windows 8 veröffentlicht. Obwohl Windows 8 erst 2012 erscheinen soll, einige Quellen sprechen von April, andere wiederum erst vom vierten Quartal 2012, kann man doch schon jetzt sehr gut sehen in welche Richtung Microsoft mit Windows 8 gehen wird. Windows 8 wird, gegenüber früheren Windows Versionen, einige signifikante Veränderungen in der Bedienung und auch der Oberfläche aufweisen. Erstmals wird ein Windows Betriebssystem zudem auch für Tablets sowie die ARM Prozessor Architektur ausgelegt sein und tritt damit in direkte Konkurrenz zu Apples iOS und Googles Android Systemen. Wie gut Microsoft diese Veränderungen gelungen sind, möchte ich euch hier anhand meiner ersten Eindrücke der Developer Preview schildern.
InstallationDie Installation von Windows 8 hat sich gegenüber Windows 7 kaum verändert. Einziger Unterschied ist, das die Ersteinrichtungsmenüs schon im neuen Metro Design vorliegen und man sich nun auch mit seiner Windows Live ID anmelden kann, anstatt nur mit einem lokalen Benutzerkonto. Die grüne Farbe des Ersteinrichtungsmenüs ist hingegen Geschmackssache, mir persönlich gefällt der gewählte Farbton eher weniger. Allerdings muss man bedenken das diese Version noch nicht einmal das BETA Stadium erreicht hat und sich somit noch einiges verändern kann bis zur finalen Version.
Von der Installationszeit her soll Windows 8 sich deutlich schneller installieren lassen als Windows 7. Bei der Developer Preview war hiervon allerdings noch nicht viel zu spüren. Dies kann aber auch darin begründet liegen das ich Windows 8 nicht nativ, sondern nur in einer Virtuellen Umgebung (VMware Workstation 8 ) installiert habe. Mit einer entsprechenden Hardware (z.B. eine SSD) und einem USB Installationsmedium, dürfte die Installation innerhalb von 10 bis 15 Minuten erledigt sein.
Oberfläche und BedienungWenn man die Installation und Ersteinrichtung abgeschlossen hat, erwartet einen bereits die erste große Veränderung gegenüber früheren Windows Versionen. Anstatt den Desktop zu sehen, blickt man bei Windows 8 nun zuerst auf das neue App-Center, welches ebenfalls im neuen Metro Design vorliegt.
Im App-Center liegen die Programme in Sogenannten "Tiles" vor, Quadratische und Rechteckige Symbole, welche die Programmicons aus früheren Windows Versionen ersetzen. Bekannt sind diese Tiles bereits aus Microsofts Smartphone Betriebssystem Windows Phone 7. Man merkt, dass Microsoft es Apple gleichtun möchte und das mobile Betriebssystem mit dem Desktopsystem verbinden will.
Leider stellt man als Maus- und Tastaturnutzer schnell fest, dass diese neue Oberfläche für Tablets ausgelegt wurde. Eine einfache sowie schnelle Navigation ist mit der neuen UI nicht mehr möglich. Zudem fehlt es der neuen UI an einer Intuitiven Bedienung, nutzt man eine Maus muss man mühselig herausfinden wie man durch die Menüs und Funktionen navigieren soll. Um mal ein Beispiel zu nennen, wenn man eine App geöffnet hat, z.B. die Wetter App, wusste ich erstmals nicht wie ich aus dieser wieder in das App-Center zurückkomme. Es gibt nämlich nicht das bekannte "X" zum Schließen in der rechten oberen Ecke. Die Lösung war zwar dann doch recht simpel, man muss mit der Maus in die untere linke Bildschirmecke gehen, dort erscheint dann das Windows Logo welches man anklicken muss um ins App-Center zurück zu kommen, aber wer dies nicht weiß sucht sich erst mal dumm und dämlich.
Desktop & StartmenüEin weiterer Negativpunkt ist die neue "Rolle" der klassischen Desktopoberfläche. Der Desktop wurde in Windows 8 nämlich zu einer App degradiert und muss nun ebenfalls über das App-Center aufgerufen werden. Ein Start des Rechners direkt in die Desktopoberfläche ist somit nicht mehr möglich. Ob Microsoft dies in der finalen Version zumindest optional den User entscheiden lassen wird, ist ungewiss, wünschenswert wäre es allemal.
Auch das klassische Startmenü ist der neuen UI zum Opfer gefallen. War es über Jahre hinweg die Kommandozentrale des Desktop, so hat Microsoft es in Windows 8 auf ein absolutes Minimum zurechtgestutzt. Das neue Startmenü bringt einen nur noch zum App-Center zurück, oder erlaubt einen Sprung in die Suche und in oft gebrauchte Einstellungen.
Programmverknüpfungen sowie eine Übersicht aller installierten Programme gibt es im neuen Startmenü hingegen nicht mehr. Was Microsoft sich hierbei allerdings gedacht hat ist mir schleierhaft. Wenn man nun ein Programm öffnen möchte welches keine Verknüpfung auf dem Desktop hat, muss man nun erst zurück ins App-Center und es dort, wenn man es im App-Center nicht prominent als Verknüpfung in der Übersicht angelegt hat, über die App-Suche bzw. in der Übersicht aller Apps suchen.
Dies war über das alte Startmenü weitaus effizienter gelöst, zudem die Navigation durch das App-Center mit der Maus alles andere als komfortabel ist, wie oben schon beschrieben. Der Workflow leidet erheblich wenn man sich nicht den Desktop mit Verknüpfungen zu Programmen zumüllen will.
Der neue Explorer und Task ManagerWas mir an Windows 8 aber sehr gefällt ist die neue Ribbon Oberfläche im Windows Explorer. Hier hat Microsoft die Oberfläche an die Office Suite angeglichen und oft gebrauchte Funktionen, wie etwa "Löschen" oder "Neuer Ordner", prominent in der Ribbon Oberfläche untergebracht. Wenn man nun eine Datei löschen oder einen neuen Ordner erstellen möchte, muss man nur auf das jeweilige Symbol in der Ribbon Oberfläche klicken. Die ist gegenüber dem früheren Kontextmenü sehr viel effizienter gemacht und ich würde mir dies schon jetzt für Windows 7 wünschen.
Auch der überarbeitete Task Manager weiß zu gefallen. Er zeigt nun deutlich mehr Informationen an und ist zudem weitaus übersichtlicher als der alte Task Manager. Auch er kommt nun übrigens optisch im Metro Design daher.
Die AppsIn Windows 8 hat Microsoft auch einige neue Programme eingeführt die als so genannte Apps lediglich über das App-Center aufgerufen werden können. Sehr schön umgesetzt ist hier zum Beispiel das neue Wetter App. Es zeigt im Vollbildmodus die aktuelle Wetterlage an und gibt zudem einen Ausblick auf die nächsten Tage. Das derzeit aktuelle Wetter wird auch als Animation im Hintergrund der Infos gezeigt. Insgesamt sehr schön gemacht und man kann es auch als netten Bildschirmschoner benutzen.
Auch an das beliebte Social Networking wurde in Windows 8 gedacht, so gibt es direkt in Windows nun einen Twitter sowie einen Facebook Client, über den man Tweets und Statusmeldungen versenden kann. Allerdings ist die optische Umsetzung dieser Apps etwas gewöhnungsbedürftig.
Auch ein Newsfeed App gibt es, welches entweder mit voreingestellten oder mit eigenen Newsfeeds gespeist werden kann. Aber auch hier ist die Bedienung über die Maus und Tastatur nicht sonderlich bequem.
Weitere Apps kann man in der finalen Version von Windows 8 dann über den Microsoft eigenen App Store hinzukaufen. Dieser ist in der Developer Preview allerdings noch nicht verfügbar.
FazitMit Windows 8 geht Microsoft völlig neue Wege, bleibt aber auch viel Altbewährtem treu. Man muss aber insgesamt sagen, dass es wohl nie zuvor so viel Risikobereitschaft bei Microsoft gab wie mit Windows 8. Eine komplett neue Oberfläche (Metro), der Desktop nur noch als App unter vielen und die implementierte Tablet Unterstützung sind die größten Neuerungen / Veränderungen von Windows 8. Einiges weiß zu gefallen und einiges ist sehr kontrovers.
Ich persönlich kann mich mit Windows 8 bisher nicht so wirklich anfreunden, wirkt sich doch gerade die neue Navigation über das App-Center sehr negativ auf den Workflow aus, gerade wenn man traditionell mit Maus und Tastatur arbeitet. Hinzu kommt noch, das die neue Metro UI wenig intuitiv aufgebaut ist, oft muss man suchen oder herumprobieren um zum gewünschten Ziel zu kommen. Allerdings gibt es auch einige Dinge die mir positiv aufgefallen sind, wie z.B. die Ribbons im Explorer oder einige der Vollbild Apps. Ob dies allerdings ausreichen wird um die Nutzer von Windows 7 oder älteren Versionen zu einem Wechsel auf Windows 8 zu bewegen, sei mal dahingestellt. Mir persönlich überwiegt das negative und ich würde nach jetzigem Stand erst mal bei Windows 7 bleiben.
Insgesamt gesehen hat Microsoft noch sehr viel Arbeit vor sich. Die Developer Preview läuft zwar schon recht gut, aber hoffentlich wird sich Microsoft noch der einen oder anderen Kritik aus der Nutzerebene annehmen. Gerade was die UI angeht und die Navigation in eben derer, gibt es noch einiges zu verbessern. Laut Plan soll Anfang nächsten Jahres die erste BETA von Windows 8 erscheinen, dann werden die Karten neu gemischt.
Wer sich die Developer Preview selbst mal ansehen möchte, kann sich diese kostenlos und ohne Registrierung hier
herunterladen. Ich rate aber
DRINGEND (
) davon ab Windows 8 als Produktivsystem zu nutzen. Zwar läuft die Preview bereits relativ stabil, trotzdem kann es noch zu schwerwiegenden Fehlern und zu Datenverlust kommen. Zudem ist die Preview lediglich in englischer Sprache verfügbar. Eine deutsch lokalisierte Version darf man wohl frühestens mit der ersten BETA erwarten.
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