Gekritzel aus meinem Kopf.
Nach dem iPhone, dem iPad und vielen anderen Tablets und Smartphones mit Touchscreens und daraus resultierenden Vorstellungen von Gizmodo dass Ende des herkömmlichen Computers sei da, Maus und Tastatur könne man wegwerfen und Slates werden ab jetzt überall zu finden sein kann man sich ja eigentlich die Frage stellen: Ist der Touchscreen die Zukunft?
Nachdem ich an einem Projekt zur Realisierung eines MS Surface ähnlichen Computers mitgearbeitet habe (ich wage es und mache Werbung für die NUI Group:
) und mich dabei mit diesen nur Touchscreen Rechnern auseinander gesetzt habe interessierte es mich auch was neben dieser zukünftigen Eingabemöglichkeit alles existieren mag und ob der Touchscreen wohl Maus und Tastatur verdrängen kann oder ob er gleich übergangen werden kann.
Nicht für alles geeignetEigentlich komisch, Apple nutzt für das iPad extra das iPhone OS und nicht das grosse OS X. Diese Überlegung ist gar nicht falsch, die Strategie von Microsoft dass ein OS für alles existieren soll ist schon länger hinfällig und speziell angepasste Betriebssysteme sind immer für die jeweilige Situation ausgelegt und passen dort einfach viel besser hin. Das hat mit Windows Mobile Classic nicht funktioniert und das wird es auch mit Windows 7 nicht (nicht umsonst arbeitet MS einigen Gerüchten nach an einem komplett neuen und eher für Touchscreens ausgelegten OS, siehe IE9 Screenshots).
Apple hat hier erkannt dass OS X auf dem iPad absolut nicht sinnvoll gewesen wäre und das richtige OS in die richtige Hardware gepackt.
Doch meiner Meinung nach muss nicht nur das OS in die jeweilige Situation passen sondern auch die Eingabemöglichkeit. Deshalb sollte man sich die Frage stellen „Passt das Konzept Touchscreen wirklich in den Massenmarkt? Ist diese Eingabe der Schritt welcher uns zu einer besseren und schnelleren Arbeit mit den Rechnern der Zukunft verhilft?
Nehmen wir diese Technologie doch einmal auseinander (auch in Betrachtung der, aktuell noch nicht verfügbaren doch schon in Entwicklung befindlichen, biegbaren Touchscreens).
Was also bietet einem der Touchscreen gegenüber der normalen Maus und Tastatur? NUI (
) oder auch Natural User Interface ist das Schlagwort in dem Bereich. Anstelle dass man ein Hilfsmittel nutzt um eine Aktion auszuführen geht man gleich dazu über Objekte mit den Fingern zu manipulieren und erreicht damit fast das Gefühl das Objekt wie in der Realität zu nutzen (z.B. ein Buch wird auf dem iPad fast so geblättert wie man dies auch mit einem richtigen Buch macht). Diese Fähigkeit macht den Touchscreen jeder (nicht jeder aber den herkömmlichen aber dazu später mehr) anderen aktuellen Technologie überlegen.
Der leidige Punkt bleibt dabei die blinde Eingabe, die Finger haben nichts woran sie sich orientieren können und sie können sich genau so wenig darüber Informieren ob die gewünschte Aktion nun ausgeführt worden ist oder nicht denn dafür fehlt das Feedback. Gewisse Hersteller wie HTC lassen hier Vibrationen als Hilfestellung zu. Als HTC Hero Nutzer kann ich trotzdem nicht blind schreiben.
Da sich die Tastatur immer da befindet wo man schreibt sollte dies ja kein Problem sein, man schaut ja so oder so immer drauf. Nein, dies macht man nicht. Geht mal an euren Mac und öffnet ein Schreibprogramm und beginnt zu schreiben, wieviel vom Rest des Bildschirmes nehmt ihr wirklich wahr? Ja man sieht etwas aber eigentlich orientiert man sich am erscheinenden Text. Dabei treten nun zwei negative Faktoren auf welche man am Ende zu spüren bekommt. Erstens muss sich der Mensch auf den Text konzentrieren welcher Erscheint um Fehler zu erkennen und zu korrigieren und zweitens muss er immer kontrollieren worauf er eigentlich klickt. Diese Faktoren zusammen (wichtig hier zu erwähnen dass man eigentlich weis was man getippt hat da man ja sieht was man klickt und so in etwa sicher sein kann dass der Text stimmt. Nur ganz sicher ist man nie) ergeben eine Zeitverzögerung was sich negativ auf die Schreibgeschwindigkeit auswirkt.
Um die Geschwindigkeit halbwegs hoch zu halten muss man mit beiden Händen schreiben was einem dazu zwingt das Gerät abzulegen und da man normalerweise nicht so liegt dass man das Gerät an den Beinen abstützen kann hat man einen schlechten Winkel zum Inhalt den man erzeugt. Dies könnte aber durch biegbare Touchscreens gelöst werden indem man den Inhalt nach Oben biegt und so in einem angenehmen Winkel zum Nutzer hat.
Der Touchscreen wird also eher nicht die Ablösung für die Tastatur sein.
Gegenüber der Maus gewinnt der Touchscreen hoch aus, wenn auch mit ein paar Defiziten. Zum einen verliert man damit den „Hover“-Effekt, wieso ist eigentlich klar. Zum anderen und dies ist viel wichtiger, verliert man damit Ergonomie. Dies kann man auch einfach mal ausprobieren, Monitor nehmen und auf einen Tisch stellen oder legen und dann darauf herum wischen und auf Schmerzen in den Gelenken warten. Die Maus hingegen hat den Vorteil dass sie sich nicht da befinden muss wo die eigentliche Eingabe passiert und sie kann so perfekt positioniert werden. Ausser diesen zwei Effekten sehe ich keine Nachteile und die Vorteile wie die schon genannte Möglichkeit eines natürlichen Interface überwiegt eindeutig. Trotzdem ist ein Touchscreen wohl nicht für das längere Arbeiten geeignet.
Meiner Meinung nach ist der Touchscreen genau so wenig für alle Aufgaben geeignet wie dies ein ausgewachsenes OS X für das iPad ist. Fehlende Ergonomie für langes Arbeiten, andauernde Kontrolle der Ausgeführten Bewegung und die damit verbundene verzögerte Eingabe lassen für mich den Touchscreen nicht als die Eingabemöglichkeit der Zukunft sehen, zumindest nicht für Computer. Die Frage bleibt, ist das iPad mehr Computer oder doch mehr Smartphone denn dort ändern sich die Dinge schlagartig.
Hier kann ich aus meiner Erfahrung aus über zehn Smartphones ohne Tastatur und meinen drei Geräten mit einer Tastatur berichten (keine Angst, so viel Geld gebe ich nicht für diese Geräte aus, es hat Vorteile Tester für neue Firmenhandys zu spielen). Da ich mit Windows Mobile Smartphones nie wirklich gut geschrieben habe und auch mit den zwei iPhones keine gute Erfahrung in dem Bereich gemacht habe ist wohl das HTC Hero der beste Konkurrent zu meinem Motorola Milestone, dem Nokia N97 mini und dem HTC Touch Pro. Die drei letzt genannte haben alle drei echte Tastaturen. Mangels Platz für diese sind sie, meiner Meinung nach, genau so schlecht oder gut wie die Tastatur meines Heros (mit dem ich 2 - 3 Anschläge pro Sekunde hinkriege und dies im Hochformat, je nach Text auch mehr oder weniger). Wieso ist dem so? Meinen Beobachtungen nach muss ich mich bei diesen Tastaturen genau so stark darauf konzentrieren die richtige Taste zu treffen wie ich das auch beim iPhone und Co. machen muss. Eine echte Tastaur bei einem Mobiltelefon habe ich noch nie als Vorteil angesehen auch wenn diese von manchen vergöttert wird. Deshalb ist für mich Touchscreen Lösung sogar besser. Hier fällt der Weg zwischen geschriebenem kontrollieren viel kürzer aus als bei einer echten Tastatur. Eine Maus oder ein Stift auf der Grösse eines Smartphones ist absolut unnötig und unterstützt auch die Ergonomie nicht denn ich bediene mein Smartphone eh schon mit der Hand welche das Gerät hält. Wenn ich da Probleme mit dem Gewicht bzw. dem ausstrecken des Armes habe kann ich das Gerät auch gleich fallen lassen.
Ein Touchscreen ist meiner Meinung nach perfekt für kleinere Bildschirme aber nicht für grosse Computer wie z.B. den iMac. Die Frage bleibt, wo passt da das iPad hin? Ich habe keins, werde zwar in einer bis zwei Wochen eines bekommen (für die Firma testen) aber aktuell kann ich darüber nicht wirklich urteilen.
AlternativenBewegungssteuerung – Microsoft NatalFür all die welche Project Natal (
) nicht kennen, dies ist eine Bewegungserkennende Kamera von Microsoft für die Xbox 360. Ach was, gibt es doch schon lange, EyeToy kann das doch auch. Kurz gesagt, EyeToy und auch das neue Move von Sony sind ein Witz dagegen. Natal kann den gesammten Körper perfekt wahrnehmen, den Kopf, den Körper und sogar jeden einzelnen Finger wahrnehmen. Denkt man bei dieser Technologie nun ein wenig weiter und überträgt sie auf richtige Computer muss einem doch irgendwie das Bild aus Minority Report in den Kopf schiessen. Computer nur noch durch Bewegung zu kontrollieren, ein nicht mehr so ferner Traum.
Schreiben wird man hiermit wohl kaum können aber es ist interessant und in Verbindung mit anderen Technologien sicher ein möglicher Weg.
Gedankensteuerung – OCZ NiaHier sind wir sogar schon weiter als bei Natal. Es existieren jetzt schon spezielle Geräte welche man nutzen kann um z.B. einen Shooter zu spielen.
Geben wir dieser Technologie noch einige Jahre und schaffen wir es dass man dafür nicht mehr etwas so komisches auf den Kopf setzen muss so sehe ich diese Technologie wohl als die Zukunft für Computer an. Man stelle sich einfach vor, man denkt einfach nur daran E-Mail xy zu öffnen und es geht auf, dann liest man und wenn es nicht mehr weiter geht beginnt man nicht damit dass man „scrollen“ denkt. Das Gerät erkennt einfach die Gehirnwellen welche aussagen dass man da irgendwie nach Unten scrollen muss. Mit OCZ Nia kann man aktuell zwar nur die Maus verschieben und klicken aber auch das ist doch schon was.
Sprachsteuerung – OS X, Windows, Linux, iPhone OS usw.Das können fast alle. Einige besser und andere weniger gut und hier sollte es einfach kurz erwähnt werden, ausprobieren kann es jeder der ein Mikrofon besitzt aber es nutzt so oder so keiner. Und wenn ich es trotzdem mal mache komme ich mir immer komisch vor mit einem Computer zu sprechen und ihm Sachen wie „Mail aufmachen“ zu sagen. Wenn wir dann so weit sind dass „Zeige mir alle E-Mails von Heute“ reicht dann bin ich bereit diese Technologie zu nutzen.
Zum Schluss komme ich zum Fazit:
Ich sehe absolut keine Zukunft für berührungsempfindliche Bildschirme welche bei normalen Desktops oder Notebooks eingesetzt werden sollen. Multitouchtrackpad und Magic Mouse sind da wohl eher im Vorteil. Was jedoch gute Chancen hat sind Geräte vor welchen man nicht stundenlang arbeitet denn dort sind die fehlende Maus und Tastatur relativ unwichtig.
Für Smartphones bleibt es jedoch ausser Frage, dort wurden die herkömmlichen Eingabemittel schon länger verdrängt und mit dem iPhone war für diese Geräte auch gegenüber den herkömmlichen Mobiltelefon der Boden geebnet.
Wo sich bei dem Thema das iPad bzw. dessen Verwandten eingliedern bleibt fraglich. Genauer erlebe ich das in einem halben Monat und bis dahin will ich mir keine Meinung mehr bilden (habe ich leider schon getan ohne dieses Gerät je angefasst zu haben und war nicht ganz fair).
Bitte entschuldigt für den schlechten Schreibstiel und noch als Info, dies ist MEINE Sicht der Dinge
)