Die Blu-ray Disc und das oft verschenkte Potenzial
Die Blu-ray Disc hat das Heimkino Genre revolutioniert und verkauft sich so gut wie nie zuvor. Analysten gehen davon aus das schon in 2 bis 3 Jahren mehr Blu-ray Discs als DVDs verkauft werden. Bietet dieses Medium doch das momentan beste Bild- und Tonerlebnis in den eigenen vier Wänden. Mit einer Full-HD Auflösung bis 1080p und unkomprimiertem Surround Sound mit bis zu 7.1 nativen Kanälen, ist die Blu-ray Disc der DVD in allen technischen Belangen weit überlegen. Jedenfalls auf dem Papier. Tatsache ist aber leider, das viele auf dem deutschen Markt erhältliche Blu-ray Discs nicht das volle Potential dieses Mediums ausnutzen.
Gerade ältere Katalogtitel der Filmstudios werden mit alten und nicht dem Standard der heutigen Technik entsprechenden High Definition Bildtransfers veröffentlicht. Im schlimmsten Fall hat der verwendetet HD Transfer bereits 10 Jahre oder manchmal sogar mehr auf dem Buckel und diente schon dem Mastering für die DVD Veröffentlichung. Neue HD Transfers sind für die Filmstudios sehr kostenintensiv. Und gerade weniger populäre Filmtitel sind für die Studios wenig ertragreich so das von einem neuen Transfer abgesehen wird. So kommt es das diese Blu-ray Discs oft weit hinter aktuellen Filmproduktionen zurückstehen was die Bildqualität angeht. Auch wenn technisch gesehen ein höchstmaß an Bildqualität durch den Einsatz modernster technischer Mittel locker erreicht werden könnte.
Doch auch populäre Filmtitel können in die Misere einer qualitativ minderwertigen HD Veröffentlichung geraten. So zum Beispiel geschehen bei der Erstauflage des Oscar prämierten Kinofilms
Gladiator, von Regisseur Ridley Scott. Der Film stammt aus dem Jahr 2000 und wurde auch in diesem Zeitraum für die Veröffentlichung auf DVD erstmals digital abgetastet. Derselbe Transfer wurde dann auch, wahrscheinlich ebenfalls aus kostengründen, für die Erstauflage auf Blu-ray Disc verwendet. Die Bildschärfe lässt bei diesem Transfer allerdings selten wirkliches HD Feeling aufkommen. Und auch die Farbwiedergabe sowie der Kontrast des Bildes sind alles andere als Perfekt. Die große negative Kundenresonanz auf diesen erstmaligen Blu-ray Disc release führte bei Universal allerdings dazu, das man eine Neuauflage von Gladiator in Auftrag gab und Kunden der Erstauflage kostenlos ein Exemplar der Disc zum Austausch gegen die alte Disc anbietet. Dies ist allerdings eine absolute Seltenheit.
Aber nicht nur die Bildtransfers sind oftmals nicht auf dem neuesten stand der Technik. Auch auf der Tonalen Seite sieht es häufig für deutsche Kunden nicht besser aus. Mit der Blu-ray Disc hielten erstmals auch vollkommen unkomprimierte Tonformate wie Dolby TrueHD oder DTS-HD Master Audio Einzug in die Wohnzimmer der Kunden. Auf DVD bekam der Kunde bisher nur mehr oder weniger stark komprimierten Mehrkanalton geboten. Die Blu-ray Disc ermöglicht es hingegen den Mehrkanalton so zu speichern, wie er direkt in den Studios abgemischt wurde. Vollkommen ohne Klangeinbußen.
Doch was nützt dies wenn kaum ein Publisher davon Gebrauch macht. Deutscher HD Ton ist regelrecht Mangelware auf deutschen Blu-ray Disc Veröffentlichungen. Meist sind es deutsche Anbieter die ihren Kunden HD Ton anbieten. Die US Studios speisen ihre Kunden hingegen oft mit komprimiertem Dolby Digital oder DTS Sound ab. Also im Grunde kaum besser als der Ton auf der entsprechenden DVD. So kommt es das man auf dem Blockbuster
Avatar - Aufbruch nach Pandora zwar einen englischen Originalton in DTS HD Master Audio vorfindet, den deutschen Sound aber nur in normalem DTS. Dasselbe ist es mit Klassikern wie den
Harry Potter Filmen oder der
Herr der Ringe Trilogie. Wobei oftmals nicht mal DTS zum Einsatz kommt, sondern das noch stärker komprimierte Dolby Pendant.
Aktuellstes Negativbeispiel ist der David Fincher Klassiker
Sieben mit Morgan Freeman und Brad Pitt in den Hauptrollen. Für den Blu-ray Disc release wurde ein aktueller und nahezu Perfekter Bildtransfer erstellt. Nie sah dieser Film besser aus. Doch tonal enttäuscht diese Blu-ray vollkommen. So wurde beim deutschen Mehrkanalsound lediglich eine alte Dolby Digital 5.1 Tonspur verwendet, die vom Original Kinomaster abstammt. Dabei existiert längst eine neu abgemischte DTS ES 6.1 Tonspur, die damals von VLC / MAWA für den DVD release der Platinum Edition des Films angefertigt wurde. Diese DTS ES 6.1 Tonspur ist der Dolby Variante haushoch überlegen in allen belangen. Zumal sie bei VLC / MAWA sogar unkomprimiert vorliegen müsste. Im klartext bedeutet dies, dass Kunden der Blu-ray Disc zwar ein besseres Bild bei dem Film haben, sich tonal aber deutlich gegenüber der DVD verschlechtern. Für ein HD Medium ein Armutszeugnis.
Ein weiteres Plus für die Blu-ray Disc ist die Möglichkeit Stereoskopische Filme (3D) zu speichern. Doch auch hier machen die Filmstudios nicht das beste aus ihren Möglichkeiten. So sind bisher so gut wie keine 3D Blu-ray Discs im freien Handel erhältlich. Und das obwohl das Filmangebot an in 3D gedrehten Filmen schon mehr als groß ist. Blockbuster wie
Avatar oder
Alice im Wunderland sind bisher nicht frei als 3D Version erhältlich. Und wie es scheint wird sich diese Situation vorerst auch nicht ändern. Denn gerade erst wurde bekannt, dass es diese Titel nur in einem Hardware Bundle mit entsprechenden TV Geräten und 3D Blu-ray Playern geben wird. So wird Avatar in 3D ab nächstem Jahr allen Panasonic 3D Geräten beiliegen. Wer ein Gerät eines anderen Herstellers verwendet, geht also vorerst leer aus. Das dies den Kunden schwer zu vermitteln ist, dürfte wohl jedem klar sein. Warum sollte man sich ein 3D Gerät zulegen, wenn es so gut wie keine freie Software dafür auf dem Markt gibt. Und erst das Software Angebot macht Hardware attraktiv.
Es bleibt zu hoffen das sich diese Situation schnellstens ändert und man in Deutschland nicht mehr mit minderwertigen, oder nicht frei erhältlichen Blu-ray Disc veröffentlichungen versorgt wird. Denn so wie momentan die Situation ist, vergeht leider dem Kunden schnell die Lust auf das neue High Definition und 3D Medium. Zumal viele DVD Pendants der Filme schon für einen Bruchteil des Preises einer Blu-ray Disc erhältlich sind. Von günstigen DVD Abspielern ganz zu schweigen. Um die Blu-ray vollends im Markt zu etablieren muss die Qualität massiv anziehen. Vor allem bei den deutschen Veröffentlichungen der US Studios.
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