Ich hatte euch ja versprochen ein Journal zu schreiben sobald ich die neuen Pocket Wizards mal etwas genauer getestet habe..
Aber um was gehts hier eigentlich? Die neuen Pocket Wizards TT1 und TT5 (http://www.pocketwizard.com) sind die ersten Funk Trigger die eine vollwertige Nutzung der E-TTL Blitzsteuerung (CLS für die Nikon User..) unterstützen. Bei Pocket Wizard heisst das schlicht "ControlTL". Neben dieser genialen Funktion bieten sie noch so einige weitere Features, auf die ich jetzt aber noch nicht eingehen will. Mehr dazu vielleicht später mal.
Achtung, die Teile sind Systemspezifisch ! Die Canon Ausführung funktioniert nicht mit Nikon Kameras und umgedreht.. erhältlich sind sie nur für Canon und Nikon. Ich bezweifle auch das das System noch für andere Hersteller adaptiert wird.
So was macht nun dieses E-TTL ?? Einfach gesagt, E-TTL übernimmt für den Fotografen die korrekte Steuerung für den Systemblitz. Durch einen simplen Vorblitz wird vor dem eigentlich Auslösen der Kamera die Lichtmenge ermittelt, welche der Blitz abfeuern muss, damit das Model oder Objekt (oder was auch immer) korrekt belichtet wird. Das ist ja ganz nett, nur wenn der Blitz auf der Kamera ist, wirken Bilder oft einfach langweilig und eine besondere Lichtstimmung kann man so eigentlich auch fast nicht erzeugen. Daher wurden bereits seitens der Hersteller (Canon/Nikon) optische Steuerverfahren entwickelt die es erlauben Systemblitze entfesselt auszulösen, ohne die E-TTL Funktionen zu verlieren. Diese Systeme funktionieren aber nur über kurze Distanz, brauchen zwingend Sichtkontakt zwischen den Blitzen und sind extrem unzuverlässig, gerade wenn man mal im Sonnenlicht arbeitet oder z.B. ein Durchlichtschirm die Sicht blockiert.
Durch die Funktechnologie von den PW's hat man als Fotograf nun ein extrem zuverlässiges System das keinen Sichtkontakt benötigt, auch über längere Strecken funktioniert (ich habs bis jetzt bis ca. 30m getestet, laut PW sollen aber um die 100m ohne Probleme möglich sein..). Zudem besitzen die Dinger nen Blitzschuh, so das man keine Kabel mehr benötigt.
So lange Rede, kurzer Sinn.. eigentlich gehts hier ja ums ausprobieren. Und genau das hab ich letzten Samstag gemacht.. Mal eben nach Karlsruhe gedüst und dort mit nem Kumpel und nem hübschen Model in Wald gegangen um den Dingerm ein erstes Mal genauer auf den Zahn zu fühlen. Hier gleich mal das erste Setup:
Model am Baum angelehnt, schöne herbstliche Abendsonne von hinten, ein 580er Speedlight auf Stativ mit dem TT5 dran und nem Durchlichtschirm. Alles E-TTL im Av Modus fotografiert. Hierzu einfach das Speedlight auf den Blitzschuh des FlexTT5 stecken und einschalten. Den Blitz auf E-TTL stellen und feddich
Den TT1 auf die Kamera, ein Testfoto machen (sehr wichtig, denn das erste Bild dient den PW's um eine stabile Funkverbindung aufzubauen und das System zu kalibrieren. Entsprechend ist das erste Bild jeweils falsch belichtet!)
Und so sieht das dann aus:
So damit ihr mal seht was so ein Blitz ausrichtet, mal ein Bild ohne und eins mit Blitz. (hier war jedoch nicht ein Speedlight, sondern ein Ranger Quadra mit nem Beauty Dish im Einsatz, grundsätzlich wäre das aber auch genauso gut mit nem Speedlight gegangen)
Und mit ein wenig RAW Konverter und 10min Photoshop siehts dann so aus
Ihr seht, wer die Grundregeln vom E-TTL verstanden hat und mit einem Blitz auf der Kamera umgehen kann, für den ist das hier ne leichte Übung. Man arbeitet als wenn der Blitz auf der Kamera ist, einfach im Av-Modus (oder was einem beliebt).. schert sich nicht um Zeiten, manuelle Blitzleistung etc.. gewünschte Blende einstellen, fokussieren und auslösen. Den Rest übernehmen die Kamera, die PW's und natürlich die E-TTL Steuerung.
okay ganz so leicht ists nicht. Natürlich muss man wissen wie E-TTL funktioniert. Sprich den Hintergrund nicht zu sehr unterbelichtet, Model ins Gegenlicht stellen (Aufhellblitzen), Mehrfeldmessung aktivieren und nur mit einem AF Feld arbeiten. Entweder via FEL Taste die Belichtung inkl. Blitz speichern oder das AF Feld direkt so aufs Model setzen das der Ausschnitt passt. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
So wem das nun zu leicht ist, für den gibts Level 2.
Jetzt nehmen wir mal zu dem einem Blitz einen zweiten dazu. Um es etwas einfacher zu gestalten lassen wir jegliche Lichtformer weg und stellen die Speedlights einfach auf ein Stativ. Eins von vorne und eins als Streiflicht von hinten. Diesmal ohne Gegenlicht..
Wir arbeiten immer noch im Av Modus mit Mehrfeldmessung. Der Hintergrund wird via Belichtungssteuerung ca. 1 Blende unterbelichtet, an der Blitzlichtkorrektur wird nichts verstellt (wir wollen ja eine korrekte Belichtung. Um das ganze nicht weiter kompliziert zu machen, lassen wir Master/Slave weg. Sprich beide Blitze arbeiten als "Master" und werden entsprechend mit der gleichen Leistung vom E-TTL System ausgelöst (die Kamera kann ja nicht wissen das der eine Hauptlicht und der andere Streiflicht sein soll). Wie bekommen wir jetzt aber eine Überbelichtung hin???
Ganz einfach, beim Hauptlicht stellen wir den Reflektor auf sagen wir 50mm (dadurch die das Model komplett ausgeleuchtet), das Streiflicht stellen wir auf sagen wir mal 70mm. Durch den engeren Lichtkegel bekommen wir trotz gleicher Blitzleistung, mehr Licht auf die ausgeleuchtete Fläche beim Streiflicht und schon haben wir die gewünschte Überbelichtung. Wichtig ist dabei das beide Blitze im gleichen Abstand zum Model stehen. Und das ganze sieht dann so aus (Out of Cam !!!)
Wer nun zusätzlich noch mit Lichtformer arbeiten möchte, kommt nicht drum herum, entweder durch ausprobieren mit einer Belichtungskorrektur am Streiflichtblitz (kann man manuell am Speedlight einstellen) oder durch komplettes manuelles Blitzen mit dem Streiflichtblitz das gewünschte Menge Licht zu ermitteln. Denn das System lässt ja immer beide Blitze mit der gleichen Leistung abblitzen und wenn aufm Hauptlicht z.B. ein Schirm drauf montiert ist, verballern wir viel Licht am Model vorbei und der Blitz muss dies durch ne höhere Blitzleistung kompensieren (was eben dann auch das zweite Speedlight unweigerlich mit hoch regelt..)
Fazit ?? Mit einem Blitz arbeitet es sich kinderleicht. Mit etwas Geschick und einem guten Auge für vorhandenes Umgebungslicht lassen sich herrliche Fotos ohne grossen Aufwand schiessen. Sobald man mehr Blitze dazu nimmt, sollte man aber wissen was man tut. Grundkenntnisse über Lichtphysik sind hier auf jeden Fall von Vorteil um im vollen E-TTL Modus weiter arbeiten zu können. (die sind übrigens auch sonst ganz hilfreich wenn man manuell arbeitet - gerade mit Systemblitzen wegen der geringeren Blitzleistung gegenüber einer Portyanlage mit ein paar hundert Ws)
So hoffe konnte euch nen kleinen Einblick in diese neue Technik geben.
Ich selber blitze Outdoor fast nur mit entfesselten Speedlights (die mobile Blitzanlage benutze ich eigentlich nur wenn ich wirklich die Power benötige). Dabei setze ich je nach Situation entweder auf E-TTL oder auf manuelles arbeiten.. ne Grundregel wann E-TTL und wann man manuell besser fährt gibts so auch nicht.. grundsätzlich kann man mit beiden Varianten sehr gut und speditiv arbeiten. Ist in erster Linie eine Frage der Übung..
Wer hier übrigens einen literarischen Beitrag erwartet hat, ich bin Fotograf kein Schriftsteller .
Bei Fragen, einfach die Comment Funktion benutzen oder mal an einen meiner Workshops kommen.
(nächstes Jahr gibts dann auf jeden Fall auch in Karlsruhe und ev. noch etwas nördlicher Workshops zum Thema Systemblitze.. versprochen!
)