In den letzten Tagen sind hier ja einige Diskussion sehr heftig und hitzig geführt worden, Bilder in der Galerie haben (vorsicht Ironie) seeehr hilfreiche Kritiken bekommen. Ich möchte diese aktuelle Stimmung mal nutzen um ein paar Zeilen und Gedanken zum Thema Fotografie niederzuschreiben.
Vielleicht vorweg mal sowas wie ne Definition. Fotografie ist etwas handwerkliches, aber auch kreatives. Und natürlich gibt es auch für die Fotografie viele viele schlaue Bücher und Lehrkräfte an Unis etc. die alle möglichen Regeln zur Hand haben. Tu dies, tu das, tu jenes nicht, schneide ein Bild niemals so etc etc.. und natürlich gibt es immer Leute (seid es Hobbyfotografen oder Profis - zur Definition Profi komm ich noch) die solche Regeln sehr ernst nehmen und dabei eine der wichtigsten Grundregeln völlig vernachlässigen. Nämlich die Kreativität. Fotografie ist eben nicht nur Handwerk, sondern in erster Linie auch etwas kreatives. Und das heisst auch, Regeln zu brechen. Bilder eben nicht im goldenen Schnitt aufzubauen, ein Streiflicht eben auch mal auf die Nase zu setzen oder auch mal einen Zweig mit Blättern als vorderste Bildebene unscharf vor den Kopf eines Models zu setzen.
Und wieso? Weil es dem Fotografen eben so gefällt! Muss ja nicht jedem gefallen..
Ich bin ja trotz allem auch viel online unterwegs, lese so manchen Fotografieblog, klicke durch einige Foren und analysiere viele viele Bilder von anderen Fotografen. Eins fällt mir aber immer wieder auf. Gerade in Foren gibt es eine Sparte an Usern die sich sehr stark auf technisches fokussieren. So werden Autofokussysteme verglichen, Bildrauschen analysiert, wilde Spekulationen angestellt welcher Hersteller nun die beste Kamera baut und und und. Dabei geht völlig verloren, dass vom reinen Schreiben und Reden keine Fotos entstehen. Grundsätzlich ist die beste Kamera immer diejenige mit der man selber gut zurecht kommt, und das ist nun das wichtigste, die man auch mitnimmt! Eine Kamera die nur im Regal steht, macht nämlich auch keine Bilder..
Was will ich damit sagen? Schau euch dieses Bild mal an:
Ja die Füsse sind angeschnitten. Na und? Ich finde es super. Das Bild bringt die Dynamik mit die ich möchte und der Schnitt gefällt mir genau wie er ist.
Das Foto habe ich mit Canon 5D mit 24-105er Linse und einem Ranger Quadra von Elinchrom gemacht, wieso, weil das nunmal meine Ausrüstung ist. Der springende Punkt ist aber, hätte mir jetzt jemand ne andere SLR (lasst es ne Sony oder ne Pentax sein) in die Hand gedrückt und ein Weitwinkel vorne drauf (nehmen wir mal ein Tamron und keine Profilinse), hätte ich das gleiche Bild auch gemacht. Vielleicht wäre es ein klein weniger weicher, weil ein Tamron nunmal nicht so scharf ist wie ein Canon L Objektiv, vielleicht sähen die Farben out of cam etwas anders aus oder das Rauschverhalten wäre etwas besser/schlechter.. Aber, ich hätte das Bild auch mit einer anderen Ausrüstung machen können.
Denkt mal darüber nach..
Ich für meinen Teil hab schon länger "aufgehört" mich durch Websiten zu wühlen die irgendwelche Testberichte veröffentlichen um mir zu sagen das die Bodys von Firma X im Punkt Y besser sind als andere etc.. (okay, ein wenig lese ich auch noch solche Berichte, aber nicht mehr primär..) ich lese fast nur noch Blogs und Seiten wo darüber berichtet wird wie man unterschiedliche Ausrüstung einsetzt um mit dieser zu einem gewünschten Bild zu kommen.
Dazu möchte ich noch eine kleine Anekdote geben. Ich hab letztens mal im dforum über mehrere Seiten mit einem 5d mkII Fan diskutiert wieso die neue Canon 7D die schlechtere Camera für Konzerte sein soll als eine 5DmkII.. nur weil ich allein vom Datenblatt her gesagt habe, dass die 7D die perfekte Kamera für Konzertfotografie ist und die 5D (mki und mkii) zwar durchaus auch geht, aber eher ein Werkzeug darstellt das nicht bestenfalls suboptimal ist.. dabei wurden mir alle möglichen Sachen an den digitalen Kopf geworden.. was aber völlig verloren ging in der Argumentation des 5Dmkii Fans, das beste Rauschverhalten nützt nichts, wenn der AF daneben liegt oder die Kamera wegen 3B/s ne halbe Sekunde schlichtweg zu langsam ist um einen ganz speziellen Moment einzufangen..
Damit möchte ich sagen, meine Argumentationen beziehen sich auf eigene praktische Erfahrungen die ich mit dutzenden von Fotos (und ich denke meine Bilder sind qualitativ und inhaltlich nicht die schlechtesten..
) belegen kann. Wenn ich schreibe das der AF eine 5D für Konzerte nunmal suboptimal ist und min. 30% Ausschuss generiert, dann schreib ich das nicht weil ich das irgendwo gelesen habe, sondern weil ich selber fast tagtäglich mit diesem Problem kämpfe.. ich halte mich entsprechend in Diskussionen in denen ich selber keine praktische Erfahrung habe, lieber mal zurück, als mit irgendwelchem Wissen zu "glänzen" das ich durch reines Lesen angeeignet habe..
Weiter oben habe ich ja geschrieben ich komm noch zum Punkt "Profi". Für was steht Profi nun.. Ein Profifotograf ist einer, der seinen finanziellen Lebensunterhalt mit Fotografie verdient. Ob er gut ist oder nicht, ist damit noch lange nicht definiert. Ich kenne genügend Leute die durchaus ziemlich viel Geld mit Fotografie verdienen, sich aber in erster Linie gut verkaufen können ohne das viel dahinter steckt.. (wie das langfristig funktionieren kann ist mir immer noch ein Rätsel..)
Ich will damit nicht sagen das ich qualitativ und inhaltlich über allem stehe, keinesfalls. Im Gegenteil, ich kenne sehr sehr viele Fotografen die in vielen Punkten mir um längen voraus sind. Das spannende ist aber, deren Bilder zu lesen und nachzuvollziehen wie diese gemacht wurden um allein daraus etwas zu lernen. Sprich ich lege meinen Fokus nicht mehr darauf die dicke, schwanzverlängernde Ausrüstung zu haben (sorry für die Ausdrucksweise), sondern wie ich mit diversen Möglichkeiten zu meinen Bildern komme. Und genau an dem Punkt fängt für mich Fotografie erst richtig an! Schaut euch mal Bilder von einem René Burri oder James Nachtwey an. René Burri ist ein Genie wenn es darum geht Bilder in der Tiefe zu dritteln (etwas was ich in gerade für mich am ausprobieren/üben bin) und was James Nachtwey an Bildschnitten zutage fördert ist teilweise schon fast beängstigend überirdisch..
Denkt mal darüber nach ..
Ich hoffe ihr habt euch bis hier durch die ganzen Wörter kämpfen können und möchte nun gerne die viele Fotoenthusiasten hier in der Community auffordern auch mal Bilder in der Galerie zu posten. Ich war wirklich extrem überrascht nachdem ich im Forum gesehen habe was hier alles an Ausrüstung vorhanden ist und wie wenig Bilder den Weg in die Galerie finden! Ich fände es toll, wenn wieder mehr Bilder als nur Worte sprechen würden..
PS: Ab jetzt lass ich mal die Worte mal wieder Worte sein und lass Bilder sprechen.