Kampf um DVD-Nachfolger scheint entschieden
Schenkt man dem derzeitigen Presseecho glauben, so könnte man meinen, dass die HD-DVD dem Tod geweiht sei. Anlass hierfür ist die überraschende Ankündigung seitens der US-amerikanischen Film- und Fernsehgesellschaft Warner Bros. Entertainment zukünftig seine Inhalte und die seiner Töchter New Line CInema und dem PayTV-Sender HBO nur noch auf Blu-ray und eben nicht mehr wie bisher auf HD-DVD anzubieten. Neben Warner unterstützen die Hollywood-Studios Sony Pictures, 20th Century Fox, MGM und Disney das Blu-ray-Format. Im HD-DVD-Lager sind es derweil mittlerweile nur noch zwei: Universal und Paramount/Dreamworks.
War der Formatkrieg um die Nachfolge der DVD lange Zeit ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem mal die Eine und mal die andere Fraktion eine Nasenlänge voraus war, scheint Warner mit seiner Entscheidung pro Blu-ray eine Lawine ins Rollen gebracht zu haben. Mittlerweile scheinen selbst die letzten HD-DVD-Vertreter zu wanken. Zwar entpuppte sich die Wechselwilligkeit von Paramount und Universal letztlich als Ente bzw. wurden von offizieller Seite dementiert, dennoch rumort es rund um Toshibas DVD-Nachfolger. So berichtet die L.A. Times unter Berufung auf konzerninterne Kreise, dass Paramount keineswegs so bedingungslos zur HD-DVD stehe, wie man das nach außen hin glauben machen will. Stattdessen prüfe man laut dem Bericht bereits intern die kommenden Schritte und will binnen vier Wochen das weitere Vorgehen kommunizieren.
Selbst Microsoft spricht jetzt offen über Blu-ray und will sich alle Optionen offen halten. Letztendlich sei der Kundenwille entscheidend. Wobei es den Redmondern auch durchaus recht sein dürfte, wenn sich das Hin-und-Her rund um die DVD-Nachfolge noch etwas hinziehen dürfte. Microsoft selbst sieht die Zukunft des Filmvertriebs nämlich im Internet und möchte einen großen Kuchen des Geschäfts mit seinen hauseigenen Plattformen wie den Xbox Live Service abgreifen. Bösen Zungen sprechen deshalb hinter vorgehaltener Hand auch davon, dass die Redmonder eine nicht unwesentliche Rolle im Formatkrieg gespielt haben sollen, um so die Entwicklung eines einheitlichen Standards so lange wie möglich hinaus zu zögern.
Auch die Konsumenten scheinen der Blu-ray den Vorzug zu geben, denn über das letzte Jahr hinweg lag die Marktverteilung bei 61 zu 39 Prozent für das von Sony ins Leben gerufene Blu-ray-Format. Schaut man sich in Amazons Top-Listen um, findet man dort ein ähnliches Bild vor. Dazu passt dann auch die Meldung, dass der amerikanische Porno-Anbieter Digital Playground (DP) von der Nachfrage nach den ersten Blu-ray Titeln überrannt worden sei. Damit nicht genug, erwägt der Hersteller von Erwachsenenfilmen über kurz oder lang den Ausstieg aus der HD-DVD-Produktion, auch wenn sich DP gegenüber heise online noch nicht auf einen genauen Termin festlegen wollte. Auch hier ist der Auslöser die Entscheidung seitens Waner, die HD-DVD fallen zu lassen.
Derweil scheint Toshiba sein HD-DVD-Baby mit allen Mitteln retten zu wollen, auch wenn man im Rahmen der Consumer Electronics Show erst einmal Pressetermine absagte und sich nach außen hin abschottete. Diversen Berichten zufolge soll sich Toshiba fernab des Messelärms mit den großen Einzelhändlern getroffen haben, um die weitere Unterstützung für seinen DVD-Nachfolger auszuloten. Diese scheint derweil auch noch weiterhin gegeben zu sein, wobei es mit diesen Treueschwüren auch schnell vorbei sein könnte, sollte auch noch Paramount oder Universal umfallen.
Neu sind diese Quälereien um einen Video-Standard aber nicht, bereits in den späten 1970er kämpften JVC (VHS), Sony (Betamax) und Phillips (Video 2000) um die Vormachtstellung in den heimischen Wohnzimmern. Damals setzte sich trotz technischer Defizite das Video Home System durch, was vielerlei Gründe hatte, aber auf zwei Kernpunkte zurückzuführen ist: Zum einen waren VHS-Rekorder leichter verfügbar als die Betamax- und Video 2000 Geräte und zum anderen richteten die Videotheken und die Pornofilm-Industrie ihr Angebot an der VHS aus, was letztlich den Ausschlag für das Video Home System gab.