EinleitungNachdem es in den letzten Tagen in der Mac-Gerüchteküche nur so brodelte und die wildesten Spekulationen um mögliche Wundergeräte aus dem Hause Apple die Runde machten, konnte die gestrige Keynote dem Hype nicht gerecht werden und dürfte bei weitem auch nicht das Medienecho erreichen, wie die letztjährige iPhone-Vorstellung. Nichtdestotrotz hatte Steve Jobs während seiner 90-minütgen Ansprache einige Leckerbissen parat. Besonders das neue MacBook Air sorgte dabei für Aufsehen, aber alles der Reihe nach.
Leopard und Time CapsuleSeine Rede begann Jobs mit einer kurzen Rekapitulation des letzten Jahres, welches seinen Ausführungen zu folge ein Außergewöhnliches für Apple gewesen sein soll. EIn Grund hierfür war gemäß Jobs auch Mac Leopard, welches das erfolgreichste Mac OS X Release aller Zeiten ist und sich in den ersten drei Monaten nach der Einführung rund fünf Millionen Mal verkauft haben soll. Im Zuge der Lobeshymnen auf Leopard und zur Verbesserung der Backup-Funktion namens Time Machine in Zusammenhang mit der drahtlosen Datensicherung auf Notebooks, die bisher nicht sonderlich gut funktionierte, kündigte Jobs ein neues Gerät namens „Time Capsule“ an.
Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus AirPort-Extreme WLAN-Router und eingebauter Festplatte, die automatisch via Wireless LAN (nach dem 802.11n-Standard) die Daten sichert, sobald ein Mac in der Nähe des Routers auftaucht. Kosten soll der Spaß mit 299 Euro mit einer 500 GB und 499 Euro mit einer 1 Terabyte Festplatte. Die Verfügbarkeit gibt Apple im hauseigenen Store für Anfang Februar an.
iPhone und iPod touch Software UpdateAls zweites widmete Jobs sich dem iPhone. Auch hier ging der Apple-Chef zuerst auf die Verkaufszahlen ein und verkündete, dass man in den ersten 200 Tagen vier Millionen Exemplare verkauft habe, was einem Durchschnitt von 20.000 Geräten pro Tage entspricht. Gemäß Zahlen des Markforschungsinstituts Gartner hat Apple in den USA somit einen Marktanteil von 19,5 Prozent erreicht, wobei man diesen Wert etwas relativieren muss, da nur der Smartphone-Markt betrachtet wurde.
Aber nicht nur Zahlen und Fakten gab es zu bestaunen, sondern auch ein Firmware-Update auf die Version 1.1.3, welches nicht nur mit den obligatorischen Bugfixes aufwartet, sondern auch neue Funktionen für das iPhone mit sich bringt. Heraus sticht dabei vor allem die neue „Locate“-Erweiterung der Google-Maps Applikation, welche unter anderem dem ungefähren Aufenthaltsort des Mobiltelefons anzeigen kann und somit eine Alternative zur GPS-Technik darstellt. Darüber hinaus ist es nun möglich den Home-Screen individuell zu gestalten, SMS an mehrere Empfänger zu senden und bis zu neun Webclips als Programm auf den Home-Bildschirm zu sichern. Noch heure will Apple das Software-Update kostenlos zur Verfügung stellen. Einmal mehr wies Jobs auch auf das kommende SDK hin, dass im Februar erscheinen soll.
Der iPod touch lernt ebenfalls hinzu und hat die vom iPhone bekannten Programme Mail, Google Maps, Stocks (Börsenkurse) und Wetterberichte spendiert bekommen. Wobei letzteres zu hinterfragen ist, da Besitzer für das Update für 17.99 Euro zahlen müssen. Potentielle Neukunden kommen kostenlos in den Genuss. Einher mit der Firmware-Aktualisierung ging auch eine Preissenkung, so dass die 8 GB Variante des iPod touch nur noch 279 Euro und die 16 GB Version für 369 Euro erhältlich ist.
iTunes Filmverleih und Apple TV Take 2Ebenfalls erneuert wurde der iTunes Store, der nun - zumindest in den USA - über einen Videoverleih-Services verfügt; die Spatzen pfiffen es ja bereits länger vom Dach. Mit Touchstone, Miramax, MGM, Lionsgate, New Line Cinema, 20th Century Fox, Waner Bros., Disney, Paramount, Universal und Sony konnte man dabei alle großen Hollywood-Studios für sich gewinnen. Das Angebot soll zu Beginn mehr als 1000 Filme umfassen und im späteren Verlauf auch in anderen Ländern starten.
Die Kosten belaufen sich auf 2,99 US-Dollar für ältere Filme und 3,99 USD für Neuerscheinungen. Filme in HD-Auflösung und Dolby Digital 5.1 Ton kosten jeweils einen Dollar mehr. Je nach Geschwindigkeit der Internetanbindung soll ein Film nach nur 30 Sekunden zum Abspielen bereit sein. 30 Tage hat man dann Zeit den Film anzuschauen, muss ihn aber - wenn man einmal begonnen hat - innerhalb von 24 Stunden zu Ende gucken.
Im Zuge der Einführung des Filmverleihs haben die Cupertiner dem Apple TV ein Firmware-Update verpasst, das für jedermann kostenlos in rund zwei Wochen zur Verfügung stehen soll und es nun endlich - ohne Umweg über den Computer - erlaubt, Filme und Musik im iTunes Store zu kaufen und/oder zu leihen. Die Box lädt in der „neuen“ Version aber auch Filme von .mac herunter und zeigt persönliche Bilder als Bildschirmschoner an. Ebenfalls darf der Anwender in den Fotoalben auf Flickr stöbern. Während Apple in den USA zudem den Preis seiner Set-Top-Box von 299 auf 229 US-Dollar gesenkt hat, kostet AppleTV in Deutschland weiterhin noch 299 Euro. Ob das Gerät auch hierzulande billiger wird, verriet Apple noch nicht.
MacBook AirDas Highlight der Keynote stellte ohne jeden Zweifel die Vorstellung des im Vorfeld bereits heiß diskutierten MacBook Air dar, welches laut Apple das dünnste Notebook der Welt sein soll. Äußerlich wie ein Keil geformt, ist das in Aluminium gehüllte Gehäuse vorne rund 4 mm und hinten 19 mm hoch und bringt lediglich 1,3 Kilo auf die Waage. Abgerundet wird das neue Design von einer schwarzen, hintergrundbeleuchteten Tastatur, einem 13,3 Zoll großen LED-Display mit einer Auflösung von 1.280 x 800 Pixeln und einem Multi-Touch Trackpad mit Gestenerkennung. Die obligatorische iSight-Kamera darf natürlich auch nicht fehlen.
Man mag es zwar kaum glauben, aber trotz der kleinen Ausmaße schlägt ein kräftiges, wenn auch geschrumpftes Core 2 Duo Herz mit wahlweise 1,6 GHz oder 1,8 GHz im neuen MacBook Air. Möglich wurde dies auch, da Intel für Apple ein neues Packaging-Verfahren einsetzt, welches 60 Prozent kleiner ist, als bei herkömmlichen Prozessoren. Aber nicht nur die CPU musste für das neue Design verkleinert werden, sondern auch der Akku. Trotz der Tatsache, dass Apple den Akku deutlich eindampfen musste, soll er nach Angaben der Cupertiner immer noch rund 5 Stunden halten.
Neuland betritt Apple auch bei der Festplatte. Als Massenspeicher dient entweder eine 80 Gigabyte große HDD in 1,8 Zoll mit 4.200 Umdrehungen oder eine 64 Gigabyte große Solid-State-Disk (SSD) auf Flash-Basis, die man optional auswählen kann. Beim Speicher setzt Apple standardmäßig auf zwei Gigabyte DDR2-SDRAM mit einer Geschwindigkeit von 667 MHz.Angezapft wird dieser von der integrierten Grafik auf Basis von Intels GMA X3100, die bis zu 144 MB vom Hauptspeicher abzweigt. Zusätzlich zum eingebauten Display lässt sich mittels Mikro-DVI ein externes Display mit einer Auflösung von bis zu 1920x1200 ansteuern.
Die kleinen Ausmaße des MacBook Air fordern aber auch ihren Tribut. Nicht nur muss man auf Ethernet- und FireWire-Anschlüsse verzichten, auch das optische DVD-Laufwerk fehlt ganz. Letzteres kann man für knapp 100 Euro aber extern nachrüsten. Das 8x-SuperDrive Laufwerk unterstützt dabei DVD+/-R DL/DVD+/-RW sowie CD-R(W) und misst 139 x 139 x 17 mm bei einem Gewicht von 495 Gramm. Um den Nachteil des fehlenden optischen Laufwerks einigermaßen auszubügeln, verfügt das MacBook Air über eine neue Funktion namens „Remote Disc“, die gemountete CDs und DVDs von anderen Rechner (PC oder Mac) im Netzwerk zur Verfügung stellt. Nicht verzichten muss man dagegen auf WLAN nach dem 802.11n Standard, Bluetooth 2.1+ EDR, USB 2.0 und einen anlogen Audioausgang.
Ein weiteres kleines Manko dürfte für den einen oder anderen sicher darstellen, dass der Akku des MacBook Air - wie schon beim iPod und iPhone - fest eingebaut ist und somit weder vom Benutzer entnommen noch gewechselt werden kann. Im Falle eines Defekts muss das Gerät also zurück an Apple oder eine Vertragswerkstatt. Während im Garantiezeitraum natürlich keinerlei Kosten dafür anfallen, kostet der Austausch nach Ablauf der Garantie 129 US Dollar für amerikanische- und umgerechnet 183 Euro für europäische Kunden, wobei der letztgenannte Preis noch variieren kann. Der Austausch soll im Regelfall bis zu fünf Werktage in Anspruch nehmen.
Die ersten MacBook Air Modelle sollen in rund zwei bis drei Wochen die geneigten Kunden erreichen. Der günstigste Ableger des „Luftikus“ schlägt mit 1700 Euro zu Buche, grade zu ein Schnnäppchen, wenn man bedenkt, dass das Modell mit 64 GB SSD und 1,8 GHz Prozessor mit satten 2868 Euro zu buche schlägt.
BewertungOhne zu sehr durch die rosarote Apple-Brille zu gucken, bot die gestrige Keynote viel Licht aber auch viel Schatten. Besonders im Hinblick auf die „Neuvorstellung“ von Apple TV fragt man sich innerlich: „Warum nicht gleich so?“ Gleiches gilt für das iPod touch Software-Update, wobei letzteres aufgrund der Gebühr, die Apple für die neue Funktionalität verlangt bei vielen bitter aufgestoßen ist.
Welche Bedeutung die Ankündigungen von gestern Abend haben, werden wohl erst die kommenden Monate zeigen. Eins scheint jedoch sicher und zwar, dass das MacBook Air der Anfang einer völlig neuen Generation von Laptops sein könnte, die irgendwann ohne jegliche Anschlüsse, dafür aber mit Flash und Multi-Touch daherkommen könnten.
Apples Zukunft ist drahtlos, das unterstreicht auch die Vorstellung von Time Capsule, welches es erstmals ermöglicht, drahtlos seine Daten zu sichern. FireWire, USB 2.0 oder auch SATA werden obsolet. Ein weiteres Indiz für diese These ist auch die Vorstellung der Anwendung Remote Disc, welche es ermöglicht fremde DVD-Laufwerke und Festplatten zu nutzen, als wären es die eigenen. Weitere Strippen dürften folgen.