Im Moment geht es in der Gerüchteküche heiß her. Es gibt viele Gerüchte, die alleinstehend betrachtend sehr verwirrend sind und irgendwie keinen Sinn ergeben. Das Gehirn hat die wunderbare Fähigkeit Muster zu erkennen, sogar dort wo es nichts gibt. Nimmt man beispielsweise das Marsgesicht (Bild rechts), dann ist es bei genauer Betrachtung nur eine Anhäufung von Hügeln, die uns bei bestimmter Beleuchtung an ein Gesicht erinnern. Aber es sind trotzdem erst mal nur Hügel, mehr nicht.
Und so ist es auch mit den Gerüchten. Wenn man alle zusammen betrachtet und in eine Beziehung zueinander stellt, dann erkennt man darin schon ein Muster. Und um dieses Muster geht es in diesem Journal.Das Gerücht von 10.6Nun, da wird behauptet, dass 10.6 keine neuen Features erhalten wird. Es soll nur schneller, schlanker und stabiler werden. Dafür sollen alle alten Techniken ausgemistet werden. Den Gerüchten zu Folge wird Apple Carbon über Bord werfen, genau so wie alles unter 64Bit. 32Bit-Programme so wie Carbon-Programme soll 10.6 dann nicht mehr ausführen können.
Das Gerücht vom gestrichenen „Mac“ in Mac OS XAuf dem Messegelände sollen Plakate mit der Bezeichnung „OS X Leopard“ gesehen worden sein. Das Wort „Mac“ wurde also gestrichen. Worauf deutet das hin?
Das Gerücht von Mac OS X für alle PCsSchon länger gibt es immer mal wieder das Gerücht, dass Apple sein OS X auch für andere Rechner anbieten könnte. Es gibt viele Gründe die dafür sprechen, und ebenso viele Gründe, die das verbieten. Letztlich muss man die Summe der Vorteile mit der Summe der Nachteile für Apple(!) betrachten und abwägen. Im Moment scheint es, dass die Vorteile es für alle PCs zu öffnen überwiegen.
Das Problem bei AppleApple hat mit Mac OS X, Cocoa und den ganzen Core-Diensten eine unglaubliches System geschaffen, ein System mit einer ungewöhnlichen Leistungsfähigkeit, etwas, was es in ähnlicher Form nirgends auf dem Markt gibt. Doch es wird von den großen Anbietern kaum genutzt. Der Grund dafür ist, dass es weder Cocoa noch die Core-Services auf anderen Plattformen gibt. So kann Adobe z.B. nicht auf die sehr leistungsfähigen Core-Image-Funktionen zurückgreifen, weil es kein Core-Image auf Windows gibt. Sie müssen alles selbst programmieren, damit sie es auf beiden Plattformen haben.
Ein weiterer Grund ist, dass Wenn man plattformübergreifend programmieren möchte, man das nur sehr schlecht unter Cocoa machen kann. Carbon ist dafür weit besser geeignet, was auch ein Grund dafür ist, dass Hersteller wie Adobe (Creative Suite) und Microsoft (Office) nicht freiwillig auf Cocoa umsatteln. Dabei könnte man unter Cocoa bis zu 10 mal schneller Software entwickeln. Also, „was tun?“, sprach Zeus.
Mögliche LösungenIn den 90er Jahren hat Apple mal von der „Yellow Box“ gesprochen, und das man das auch für Windows anbieten wolle. Die „Yellow Box“ ist praktisch Cocoa. Würde Apple das Cocoa-Framework auch für andere Systeme anbieten, dann könnten Programme wie Photoshop oder Office für Cocoa und trotzdem Systemübergreifend programmiert werden. Eine andere Lösung wäre es, gleich das ganze Mac OS X für andere Rechner anzubieten. Wie auch immer, Apple muss einen Weg finden die großen Hersteller auf Cocoa zu „zwingen“. Und das kann nur mit dem Wegfall von Carbon gelingen.
Jetzt entsteht endlich ein MusterNimmt man also das Gerücht, dass unter 10.6 kräftig aufgeräumt wird, und dass alte Technologien zugunsten eines sicheren und stabileren Systems über Bord geworfen werden, zusammen mit dem Gerücht, dass OS X auch für andere PCs kommen könnte, dann zeichnet sich ein deutliches Muster ab. Apple könnte Mac OS X für alle anbieten und so Cocoa und die Core-Services für alle Systeme anbieten. Wenn sie nun gleichzeitig Carbon aus dem System rausschmeißen, zwingen sie Adobe & Co. auf Cocoa umzustellen. Das wird aber nur gelingen, wenn Apple gleichzeitig dafür sorgt, dass Adobe & Co. auch so ihre Programme für alle Computer auf dem Markt anbieten können. Allerdings wird das nur gelingen, wenn der Mac inzwischen so wichtig ist, dass die Anbieter nicht mehr darauf verzichten können Software dafür anzubieten. Der Mac hat diese Grenze gerade so erreicht und eine Freigabe von OS X für alle würde innerhalb von wenigen tagen dafür sorgen, dass man auf Windows verzichten könnte, nicht aber auf OS X.
FazitWenn Apple dieser Schachzug gelänge (Achtung! Es ist alles nur Spekulation!), dann wäre das eine Revolution, wie es das noch nie zuvor auf dem Computermarkt gegeben hat. Es gibt viele Indizien, die für ein solches Szenario sprechen, denn die Möglichkeiten existieren bereits alle. Der Vorteil für uns Nutzer wäre ein System, was außerordentlich schnell ist, stabil und sicher (viele Möglichkeiten für Sicherheitslücken wären weg). Für die Softwareentwickler wäre Cocoa ein Turbo, der die Entwicklung unglaublich beschleunigen und gleichzeitig die Kosten dramatisch senken könne. Und es wäre eine total veränderte Computerlandschaft im vergleich zu heute.
Nachtrag: Vielleicht unternimmt Apple auch deswegen nichts gegen Psystar, weil es sowieso ab 10.6 OS X für alle gibt. Nur ein weiteres Indiz.
Nachtrag:Nach reiflicher Überlegung muss ich sagen, dass ein OS X nicht für alle PCs kommen kann. Wenn, dann wird es vermutlich nur für modernere Systeme kommen, also Systeme mit EFI und ohne alte Schnittstellen wie Serielle oder Parallele Schnittstellen. Daher erwarte ich OS X eher zuerst auf professionellen Rechnern, und wenn die Mainstream werden, dann wird auch OS X Mainstream.
Die Freigabe von OS X für PCs hat genau so viele Risiken wie Chancen. Und selbst Apple sagt, dass sie es nicht wissen, wie so ein Versuch ausgeht. Doch ich denke, wenn Apple es je versuchen möchte, dann jetzt! Diese Chance bekommen sie vielleicht nicht wieder: Microsoft bringt ein Flop nach dem anderen, Apple steht gleichzeitig im gleißenden Scheinwerferlicht als die da, die es richtig können. In der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und der Presse steht Microsoft zurzeit immer als Looser und Apple zurzeit immer als die Könner. Das ist so eine günstige Konstellation, dass man es jetzt(!) einfach versuchen muss.
Na ja, in ungefähr einer Stunde wissen wir mehr.
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