Neben den Spielen, die auf dem heimischen Computer oder Notebook laufen, hat sich in den letzen Jahren eine weitere Art des Spielens etabliert: Das Online-Browserspiel.
Die stets wachsende Funktionalität der Browser wird genutzt, um eine breite Basis von Online-Browserspielen zu programmieren und dem Nutzer bereitzustellen.
Pennergame.de ist ein Onlinespiel, das erst in den letzten Wochen eine breite Nutzerschaft erreicht hat und das - laut Stern.de - am schnellsten wachsende Onlinespiel in Deutschland ist. Mehr als 600.000 Benutzeraccounts waren bereits vor mehr als einer Woche eingerichtet, die Zahlen steigen täglich.
Nicht nur wegen seiner Popularität, sondern auch wegen seines Names und seines Spielsystems ist das Spiel vermehrt in die Diskussion geraten und hat viel Kritik ernten müssen. In diesem Journal möchte ich einen Einblick geben in das Spiel, das System und die Diskussionen, die darüber geführt werden.
Hintergrund"Du bist ein untalentierter Penner am Hamburger Hauptbahnhof und kannst weder Lesen noch Schreiben." So fängt die Beschreibung an, die die Betreiber über ihr Spiel verfasst haben - und dies ist durchaus treffend formuliert. Mit nur mageren 10 Euro Startkapital ausgestattet, soll der Spieler versuchen seinen sozialen Status anzuheben und sich fortzubilden. Ziel des Spiels ist das Erlangen von Bildung, Wohlstand und einem angemessenen Eigenheim - einem Schloss! Nun, wie kann das funktionieren? Durch Sammeln von Flaschen und Spenden, Weiterbildungen und dem Sammeln von Punkten.
Der AnfangWer sich anmeldet, muss sich zunächst umschauen, wie die 10 Euro Kapital bestmöglich angelegt werden. Alles in Alkohol zu investieren und sich virtuell zu betrinken gehört schon mal nicht dazu!
Das Spielmenü - wie finde ich mich zurecht?Ein horizontal angeordnetes Menü gliedert die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten in klar getrennte Bereiche.
NewsIn dieser Sektion finden sich gelegentlich hilfreiche Hinweise über Änderungen im Spiel (z.B. im Spendensystem oder dem Preis für gesammelte Pfandflaschen). Ab und an lohnt sich daher ein Blick auf diese ansonsten für den Spielbetrieb wenig wichtige Sektion
ÜbersichtHier finden sich wichtige Infos wie der Punktestand und die damit verbundene Plazierung, Haustier, Schnorrplatz, Musikinstrument.
WeiterbildungHier gibt es die Möglichkeit, seinen "Penner" in allen Belangen weiterzubilden. Während Attacke und Verteidigung reine Kampfstärken sind, hilft eine hohe Geschicklichkeit nicht nur beim direkten Kampf. Ab Geschicklichkeit 20 lassen sich eingehende Kämpfe bereits vor Kampfende sehen - so kann man reagieren und sich z.B. totstellen oder einen falschen Wegweiser aufstellen. Durchaus lustige Einfälle, mit denen der Gegner verwirrt werden soll.
Wichtig für den Weg nach oben sind aber auch die anderen Bildungsmöglichkeiten:
Musik: Alle zwei Stufen kann man sich ein neues Instrument kaufen - dies sorgt für kontinuierliche Tageseinnahmen
Bildung: Schaltet bessere Schnorrplätze frei. Dadurch wird auf jede Spende ein fester Betrag addiert
Sozialkontakte: Wer hier punktet, kann sich bessere Haustiere kaufen und zudem ein besseres Eigenheim finden.
Sprechen: Tja, Sprache ist allgemein ganz nützlich - und Vorraussetzung für eine gute Bildung. Wer hier nicht investiert, wird in der Bildung nicht weit kommen
Die Weiterbildungen "Konzentration" und "Taschendiebstahl" sind sehr teuer und dauern lange, bekommen aber auch erst wirkliche Bedeutung, wenn man im Spiel etwas weiter ist. Konzentration ermöglicht die Beschleunigung der Weiterbildungen, Taschendiebstahl erhöht die Einnahmen durch Spenden etwas. Als Beginner kann man dies aber erst mal links liegen lassen - zudem man ohnehin nicht so viel Geld auf der hohen Kante haben wird.
AktionenWas macht deine Spielfigur, wenn du gerade nicht hinschaust? Richtig, sie sammelt Flaschen. Das sollte sie zumindestens, denn so kommt man schnell an Geld. Die Flaschen können hinterher auf einer "Flaschenbörse" verkauft werden, der Preis wird alle 5 Minuten neu generiert. Wichtig ist der Hinweis, dass die Ausbeute umso schlechter wird, je länger man seinen "Penner" sammeln schickt. Sprich: Wer seine Figur 6x 10 Minuten auf Suche schickt, wird mehr Flaschen erhalten als der, der 1x 60 Minuten auf die Suche geht. 9 Stunden Suche lohnen sich über die Nacht aber trotzdem - wer will schon nachts alle 10 Minuten aufstehen?
Tja, für die dem Gesetz unbeugsamen gibt es dann ja noch den Diebstahl. Gefährlich, und Anfängern nicht zu empfehlen. Eine hohe Geschicklichkeit ist hier stark von Vorteil. Für Beginner ist der Kaugummiautomat zur Übung drin
StadtAlles was man braucht ... bekommt man hier. Egal ob einen größeren Klingelbeutel, Getränke (um die Stimmung zu heben und damit Weiterbildungen zu beschleunigen), Essen (um den Akoholpegel zu senken und sich kampfbereit zu machen), eine ordentliche Wäsche (wer sauber ist, kassiert mehr Spenden) oder, oder, oder...
Ganz wichtig aber: Die Stadtteile! Wer beginnt, muss sich zunächst einen Stadttei suchen, in dem er wohnen möchte. Zur Verfügung stehen allerlei Hamburger Stadtteile. Sie unterscheiden sich hauptsächlich durch den Flaschenfaktor. Dieser beeinflusst die Menge an gefundenen Flaschen. Der erste, kostenlos zu erwerbende Stadtteil hat einen Faktor von 5. Wer in einen Stadtteil mit Faktor 10 ziehen möchte, muss bereits 100 Euro berappen, was am Anfang gar nicht so leicht ist. Faktor 70, und damit der höchste Faktor, kostet dann gerade einmal 5000 Euro - wer hat das nicht
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InventarWie der Name sagt: Hier gibt es alles, was man hat. Lebensmittel, Flaschen, Waffen und Instrumente können hier betrachtet und ggf. ausgewählt oder verkauft werden.
Let's fightDie Sektion für alle kampfeswilligen! Wer keine Ruhe hat, kann hier nach Lust und Laune angreifen - vorausgesetzt, er ist nicht gerade mit Flaschensammeln beschäftigt. Angegriffen werden kann jeder, der etwa 20% weniger bis 50% mehr Punkte hat, als man selbst. Es lohnt sich aber ein Blick auf das Profil des potentiellen Opfers, denn wenn dieser ein extrem bissiges Haustier hat, sollte man es sich zwei mal überlegen. Entscheidend für den Ausgang des Kampfes ist hauptsächlich, wer in Angriff bzw. Verteidigung überlegen ist. Die Angriffspunkte setzen sich aus den Grundwerten des Haustiers + der eigenen Angriffsstufe + der Waffe zusammen, die Defensivpunkte aus den Grundwerten des Haustiers + der eigenen Defensivstufe + dem Eigenheim + einer evtl. vorhandenen Defensivwaffe zusammen. Hinzu kommt die Geschicklichkeit - und etwas Glück.
Wer in der Geschicklichkeit Stufe 20 erreicht hat, kann zudem eintreffene Kämpfe vor Ende sehen. Dies ist sehr gut, um schnell noch eine Defensivwaffe zu erwerben oder sein Haustier gegen ein aggressiveres Exemplar zu tauschen.
FazitDas "Pennergame" ist das erste Onlinespiel, das ich spiele. Bisher habe ich Spiele immer etwas links liegenlassen. Aber dieses Spiel ist wirklich "anders". Zum einen ist es wunderbar auch über iPhone und iPod Touch unterwegs spielbar, zum Anderen setzt es sich stark von waffenstrotzenden "Alien-Attack-Metzel"-Spielen ab. Man kommt nicht nur einmal ins Schmunzeln, wenn man sich die Beschreibungen der Gegenstände durchliest und einen Blick auf das wirft, was hier als "Waffe" bezeichnet wird. Mit einer Spraydose voll Farbe anzugreifen, sich mit einem falschen Wegweiser und einer wütenden Katze (*kratz*) dagegen zu wehren, hat nach meiner Meinung mehr Niveau, als blind rumzuballern.
Dennoch gibt es an dem Spiel nachvollziehbare Kritik. Hauptargument der Kritiker ist, dass das Spiel zu Lasten derer geht, die als reale Obdachlose in unserer Gesellschaft leben, und die nicht mal eben 1000 Euro am Tag durch Flaschensammeln verdienen können.
Die Betreiber bemühen sich aber, dieser Kritik entgegenzuwirken. So wurden vor ein paar Wochen einige Paletten "Pennerbier" höchstbietend bei eBay versteigert, der Reinerlös ging an die Hamburger Obdachlosenhilfe. Zudem geht ein Teil der Einnahmen, die durch "Ehrenmitgliedschaften" in dem Spiel erhalten werden, an die Obdachlosenhilfe.
Links Hauptseite des Pennergame
Meine Seite (Spendenseite)
Kritik am Spiel in Spiegel-Online
Kritik am Spiel auf Stern.de