Das menschliche Auge kann nur einen sehr kleinen Bereich im Spektrum elektromagnetischer Strahlung wahrnehmen. Aus diesem Bereich der Strahlung setzt sich das zusammen, was wir allgemein als 'Licht' bezeichnen. Das für den Menschen sichtbare Licht fängt irgendwo bei einer Wellenlänge von ca. 400 nm mit einer Art Violett an, verändert sich bei sich gleichzeitig vergrößernder Wellenlänge von Türkis zu Grün und von dort weiter über Gelb und Orange zu Rot, wo es dann ab ungefähr 780 nm für das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbar ist. – Dass das Licht nicht mehr für uns zu sehen ist, heißt aber nicht, dass es ganz unsichtbar bleiben kann: Kameras zum Beispiel 'sehen' auch das, was der Mensch nicht mehr sieht.
Eher durch Zufall bin ich auf dieses interessante Feld der Photographie gestoßen, genauer gesagt durch den Sigma-Newsletter vom 24.06.2008
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Die Faszination an dieser Art von Bildern hat mich seither nicht mehr losgelassen und ich habe mich selbst daran gemacht, ein paar Experimente in diesem Gebiet zu unternehmen.
Zunächst: was brauche ich, um Photos im infraroten Bereich zu machen?
Zuerst benötigt man eine Kamera, die den Infraroten 'sehen' kann: Es gibt Hersteller, die bauen in ihre Kameras Infrarot-Sperrfilter ein. Und das nicht ohne Grund: Da die Frequenz des infraroten Lichtes eine andere ist, wie die des sichtbaren Lichtes, wird es in Lisen stärker gebrochen. Damit also ein Bild nicht unscharf wird, obwohl man es doch scharf gestellt hat, versucht man diesen Bereich des Lichtes auszufiltern, da man ihn
in natura eh nicht sieht. Ob eine Kamera infrarotes Licht 'sieht', kann man ganz einfach mit einer Fernbedienung testen, beispielsweise einer solchen, die bei jedem neuen Mac beiliegt: Man richtet die Kamera auf die Fernbedienung, stellt sie scharf, dunkelt das Zimmer ab und drückt gleichzeitig auf den Auslöser der Kamera und auf die Fernbedienung (oder man drückt zuerst die Kamera, welche recht lang belichten sollte und drückt dann auf die Bedienung). Sieht man nun ein Licht, welches in die Kamera leuchtet, ist dies die infrarote Strahlung, welche die Kamera aufgenommen hat. Sieht man nichts, hat man entweder einen Fehler gemacht oder die Kamera hat einen sehr guten Sperrfilter, welchen man jedoch ausbauen (lassen) kann.
Dann braucht man natürlich noch einen Filter für die Kamera, welcher nur infrarotes Licht hindurch lässt. Den kann man sich entweder in einem Photogeschäft kaufen oder aber man bastelt sich einen selbst (was um Welten günstiger ist), worauf ich dank Google gestoßen bin (
): man benötigt lediglich ein entwickeltes und schwarzes Dia oder einen schwarzen entwickelten Film (wie man ihn zu Zeiten der analogen Photographie oft am Anfang oder am Ende des entwickelten Filmes hatte). Diese schwarzen Flächen lassen genau die Frequenzen hindurch, die im Infraroten Bereich liegen und filtern das heraus, was ansonsten sichtbar ist und in diesem Fall unerwünscht.
Ich habe aufgrund fehlender schwarzer Dias einen schwarzen Film genommen und diesen zweifach (einfach hat er zu viel sichtbares Licht hindurch gelassen) auf eine runde Pappscheibe geklebt, welche ich nun als Filter in die Sonnenblende eines meiner Objektive klemmen kann.
Hat man nun einen Filter und ist draußen genug Sonne, kann man sich mit einem Stativ auf den Weg machen um sein Glück zu versuchen. Ein Stativ ist aus zwei Gründen nötig, da man –hat man den Filter auf der Linse – logischer Weise durch den Sucher nichts sehen kann, lässt der Filter ja nur das Licht hindurch, welches nicht sichtbar ist. Mit Stativ kann man also das Bild so einstellen, wie man es haben will, den Filter befestigen und abdrücken. Zudem kann es sein, dass man auch trotz heller Sommersonne recht lange belichten muss, um ein schönes Ergebnis zu erhalten. Dies hängt einmal mit dem wenigen Licht zusammen, welches durch den Filter hindurch kommt und gegebenenfalls mit dem Sperrfilter, der - obwohl man beim Fernbedienungs-Test ein Licht gesehen hat - über dem Sensor ist. Belichtungszeiten von bis zu fünf Sekunden können - je nach Licht und Blende - schon vorkommen.
Zudem ist zu beachten, dass das infrarote Licht - wie oben erwähnt - etwas stärker gebrochen wird, als das sichtbare Licht. Ist ein normales Bild also scharf, ist es mit Filter nicht mehr scharf. Hierzu kann man sich entweder auf die Autofokus-Funktion der Kamera verlassen, sofern genug Licht vorhanden ist, oder man stellt manuell nach und versucht einfach sein Glück (was mit etwas Übung recht gut klappt).
Zu den Photos:
Bei den Bildern im infraroten Bereich fällt auf, dass vor allem Pflanzen im infraroten Bereich sehr intensiv, also sehr hell zu sehen sind, was am Chlorophyll der Pflanzen liegt. Das folgenden Bild wurde ohne Filter in schwarz/weiß aufgenommen. Darunter seht ihr das unbearbeitete Bild mit Filter und wiederum darunter eine bearbeitete Version, bei der ich etwas den Kontrast und die Tonwerte bearbeitet habe, sodass das Schwarz schwärzer und das Weiß weißer ist.
Größer:
Doch nicht alle Objekte eignen sich, um im infraroten Bereich photographiert zu werden, wie das folgende Beispiel zeigt: Hier sind im Bild mit Filter keine unterschiede in Blättern (grün), Blüte außen (gelb) und Blüte innen (schwarz) zu erkennen. Was die Experimentierfreude angeht, ist das Bild trotzdem interessant, weil man nie genau weiß, was dabei rauskommt.
Es folgen nochmals zwei Beispiele, jeweils mit und ohne Filter.
Ich hoffe ich konnte mit meinem kleinen Erfahrungsbericht einen kleinen Einblick in die Welt der Photographie im infraroten Bereich geben und den ein oder anderen zum Basteln und Experimentieren anregen.