Folgender Text richtet sich an alle Computer (Speziell aber Mac-) Nutzer. Es wurde daher darauf geachtet, die technischen Erklärungen möglichst einfach zu halten und Begriffe, sofern nicht alltäglich, zu Hinterlegen und soweit es einen Sinn ergibt, ins Deutsche zu Übertragen. Einige Quellen sind jedoch auf Englisch hinterlegt- ich versuche in diesen Fällen den Inhalt so gut wie möglich auf Deutsch wiederzugeben. So mit ist dieser Text auch nicht für Entwickler gedacht und soll sich nicht zu Tief in die Materie begeben.
Über Sicherheit am Mac wird im Augenblick ja viel geschrieben und diskutiert. Die Ankündigung von Charlie Miller auf einem dieser Tage stattfindenden Event 20 Lücken in Applesoftware
aufzudecken lässt aufhorchen. Apple und gerade auch OS X galten bisher unter den Macnutzern als uneinnehmbare Festung, in der sich ein Nutzer keine Gedanken um seine Sicherheit machen musste und alle Angriffe, auch ohne Hilfsmittel wie Virenscanner, schadlos überstehen konnte- wenn es sie denn überhaupt gab, diese ominösen Viren für den Mac. Viren, das waren Sachen mit denen sich schnöde PCs herumplagen sollten -und mussten.
Muss man sich als Macnutzer jetzt nach dieser Ankündigung dieser 20 Lücken also Sorgen machen und sich einer ähnlichen Gefahr ausgesetzt wissen, wie es Windows immer unterstellt wird? Ist Windows in der neusten Version gar das sicherere System und sollte man über einen Wechsel nachdenken?
Eins vorweg: Es scheint relativ klar, der Mac ist in der Theorie nicht sicherer oder unsicherer als Windows 7 oder Linux. Doch welche Konsequenzen ergeben sich hieraus?
Als Hauptquelle und "roter Faden" werden mir der Jahresbericht
von Intego
(einem weltweit agierenden Softwareanbieter für Sicherheitsprogramme auf dem Mac) für das Jahr 2009, sowie dessen Blog
dienen. Weiter werde ich auf Wikipedia und ein paar Aussagen des oben genannten Charlie Miller zurückgreifen.
Jeder der sich intensiver mit Computern auseinander gesetzt hat wird wissen, 100% Sicherheit wird es nie geben. Programme werden durch Menschen geschrieben und die machen nun einmal Fehler. Jedoch sind Programmierfehler und eine reale Bedrohung ziemlich unterschiedliche Sachen.
Ein Blick in den Jahresbericht zeigt Beispiele, auf die ich im Folgenden kurz eingehen möchte.
Schadprogramme für OS X:Zum Jahresanfang 2009 geisterten illegale Vorabversionen von iWork 09 durch die Tauschbören und das Bittorrentnetzwerk. In diesen fanden sich Trojaner, welche durch die Installation in die Lage versetzt wurden eine Hintertür in OS X zu öffnen und so das einschleusen schädlichen Codes zu ermöglichen. Intego spricht hier von ca 20.000 Fällen, die recht schnell Eingedämmt werden konnten.
Einen ähnlichen Angriff gab es kurz danach mit einer illegalen Version von Adobe Photoshop CS 4, bei welcher sich der Trojaner jedoch nicht im Programm selbst befand, sondern in einem beigelegten Programm zum Cracken von Photoshop. Ebenfalls ein über Tauschbörsen verbreiteter Angriff.
Ein weiterer Fall tauchte im Sommer in Form eines Trojaners auf, dessen Ziel es war, speziell das Programm von Intego zu verhöhnen, jedoch keinen sonstigen Schaden anrichtete.
Ebenfalls im Sommer wurde von Intego eine Programm als Machbarkeitsstudie entdeckt, das die Möglichkeit besitzen sollte ein Botnet aufzubauen, Tastatureingaben aufzuzeichnen und sich selbst auf eingehängten Datenträgern zu verbreiten. Dieses Programm ist jedoch noch in keiner Form in freier Wildbahn gesichtet worden und es wurde selbst von Intego zugegeben, dass der Code in dieser Machbarkeitsstudie fehlerhaft war und nicht wirklich funktionierte, so dass keine Bedrohung dadurch ausgeht.
Abschließend nennt Intego noch ein "Spiel" das sich 'lose/lose' nennt. Nach der Installation durch den Benutzer spielt man den Abschuss von Aliens, wobei für jedes abgeschossene Alien eine willkürlich ausgewählte Datei auf dem Rechner gelöscht wird.
Das ist alles was Intego für das Jahr 2009 an Maleware angibt. 2 Programme die der Nutzer durch illegale Programme über Tauschbörsen beziehen und selbst Installieren muss damit sie Schaden anrichten können. Eine nicht funktionierende Machbarkeitsstudie und ein Spiel, dessen Benutzung circa so Sinnvoll ist wie Russisch Roulett spielen.
Eine ernsthafte Bedrohung kann hieraus jedoch nicht geschlossen werden.
Dies lässt sich auch auf die Jahre davor (OS X wurde 2001 eingeführt) erweitern. Auf Wikipedia heißt es hierzu weiter
, das "sich global ausbreitende Viren oder Würmer für OS X nicht nachgewiesen" sind. Dabei wird darauf hingewiesen, das dass das in diesem Zusammenhang oft zitierte Argument, das OS X nur aufgrund seiner geringen Verbreitung weniger Angegriffen würde, nicht haltbar sei, da für "Mac OS 6–9 trotz wesentlich geringeren Marktanteils und weit weniger Internetanbindungen etwa 30 Viren gab". In wie weit man dieser Argumentation folgen möchte, sei dem Leser selbst überlassen.
Als Stützung für diese These ist in Wikipedia weiter aufgeführt, das bis 2010 (also 9 Jahren Existenz von OS X) nur neun Prototypen viren- oder wurmähnlicher Schadprogramme für OS X bekannt sind, von denen sich jedoch keines Verbreiten konnte und die zum Teil ein willentliches Ausführen des Nutzers voraussetzten. Einen Vergleich mit den letzten 9 Jahren Windows erspare ich mir an dieser Stelle. Darüber wurde schon an diversen anderen Stellen ausführlichst diskutiert.
Danach wurde in dem Bericht von Intego noch auf diversen Updates von Apple eingegangen, welche zum Teil die Sicherheit verbessert und potentielle Lücken geschlossen haben- ohne das jedoch vorher eine dieser Lücken aktiv ausgenutzt wurde.
Apple stellt zur Abwehr von Schadsoftware auch eigene Werkzeuge zur Verfügung, welche direkt in das System eingebettet sind. Intego äußert sich hierzu allerdings negativ
("es Untersucht nur wenige Datein, und sucht nur nach 2 Trojanern; und die Definitionen der Schadprogrammand wurden seit dem Erscheinen im August 2009 nicht Aktualisiert"). Diese negative Einschätzung wird durch die oben genannten Zahlen etwas relativiert, denn auch wenn Apple "nur" nach 2 Trojanern scannt kann dies daran liegen, das es nicht mehr in freier Wildbahn gibt. Verbreitete Sicherheitsfunktionen wie DEP
und ASLR
stehen OS X spätestens seit 10.6 auch zur Verfügung und lassen so zumindest gegenüber den Mitbewerbern wie Windows 7 und Linux kein Nachteil entstehen.
Sicherheit beim iPhone:Der Bericht beschäftigt sich ebenfalls mit der Sicherheit des iPhones. Hier hatte es einige Angriffe gegeben, welche aber allesamt nur iPhones betrafen, die einem Jailbreak unterzogen wurden und deren Passwort nach dem Eingriff nicht geändert wurde (durch den Jailbreak wird ein Standardpasswort für den Zugriff gesetzt). Für die unmodifizierten iPhones bestand und besteht bisher nach Aussage von Intego keine Gefahr.
Weitere Gefahren:Ein größeres Problem besteht jedoch bei Adobe Flash
. So beschreibt Charlie Miller, das hier eines der größten Risiken auf dem Mac (und den anderen Plattformen) schlummert. So rät er allen Benutzern (auch Windows und Linux-Usern): "Das wichtigste ist Flash nicht zu Installieren!”, da Flash Anfällig für Angriffe sei und Adobe bekannte Lücken nur sehr langsam schliessen würde.
Die größte Gefahr für die alle Nutzer geht jedoch laut Meinung vieler Experten nicht von Sicherheitslücken oder Schadsoftware die diese Ausnutzt aus, sondern von Gefahren, welche durch ein lückenloses System oder eine Anti-Virensoftware nicht verhindert werden können. Dazu zählt zum Beispiel der so genannte Phishing-Angriff
zum Ausspionieren sensibler Daten wie Kontoinformationen. Diese lassen sich daher auch nur durch einen skeptischen Umgang mit dem Medium Internet, sowie einer erhöhten Aufmerksam immer wenn es um Konto- oder Zugangsdaten geht begegnen.
Bei der Diskussion um Sicherheit am Mac hat man es wie gezeigt immer mit viel wenns, vielleichts und möglicherweises zu tun.
Fazit:Ich komme zum Schluss, dass die Mac-Plattform Lücken aufweist und sofern sie Apple betreffen, teilweise schneller geschlossen werden könnten. Ein signifikanten Nachteil der Sicherheit beim Mac gegenüber Windows und Linux kann ich jedoch nach der derzeitigen Lage nicht erkennen. Sicherheit ist dabei natürlich auch immer subjektiv und Definitionssache, von einem ernsten Sicherheitsproblem beim Mac zu sprechen führt meiner Meinung nach jedoch weit an der Realität vorbei. Die geringe Verbreitung von Virenprogrammen auf dem Mac, ohne das diese Plattform im Chaos versinkt, stützt diese These.
So besteht trotz der von Charlie Miller gezeigten Angriffe meiner Meinung nach kein Grund zur großen Sorge, auch wenn Macs immer zu den ersten System gehören, welche auf Hack-Wettbewerben geknackt werden. Dies führt er auch darauf zurück das Macs zu knacken mehr Spaß mache. Miller selbst beschreibt den Mac als "Sicherer, jedoch weniger gesichert" als die meisten seiner Mitbewerber. Er benutzt dabei die Analogie "Mac OS X ist wie das Landleben auf einem Bauernhof ohne Türschlösser, und Windows ist wie das Leben hinter vergitterten Fenstern im Elendsviertel der Stadt." (Gemeint ist hier vor allem Windows 7) Er attestiert offen Versäumnisse seitens Apple, welche OS X in eine nachteilige Position versetzen. Ich kann jedoch dieser Argumentation nur bedingt folgen, da Apple längst nicht mehr der Exot ist, für den es sich nicht lohnen würde Schadprogramme zu schreiben. In Teilen mag dies zutreffend sein, jedoch ist dies keine Erklärung für die geringe Anzahl von Schadprogrammen in den letzten 9 Jahren.
Klar ist, irgendwann wird auch für den Mac ein böses Schadprogramm in Form eines Trojaners oder Virus nicht mehr nur als Machbarkeitsstudie existieren, sondern den ein oder anderen Schaden anrichten. Bis dahin braucht es aber nicht zwingend Virensoftware auf dem Mac um Sicherheit zu gewährleisten. Die Beispiele aus dem Jahr 2009 haben gezeigt, dass mit einem bisschen "gesunden Menschenverstand" 99,9% der Gefahren ausgeschaltet werden können, was natürlich einschließt Programme nicht über illegale Tauschbörsen sondern nur von vertrauenswürdigen Anbieten zu beziehen. Dies wird, ohne das ich mich hier festnageln lassen möchte, sicher noch einige Zeit ausreichen um die Nutzer von OS X vor Schaden zu bewahren. Wenn der Nutzer jedoch willentlich Schadprogramme ausführt, ist auch das sicherste System fast immer Chancenlos- egal ob es Linux, OS X oder Windows 7 heißt. Noch hat OS X die Zahlen auf seiner Seite und kann sich als das System mit den wenigsten ausgenutzten Lücken und wenigsten Schadprogrammen bezeichnen. Manche würde daher sagen das es das Sicherste sei, andere mit anderen Definitionen würde das Gegenteil behaupten. Recht haben wohl beide ein bisschen, wie ich (hoffentlich) gezeigt habe.
Die Scheckensszenarios und Hiobsbotschaften wie sie so manche Hersteller von Virenprogrammen für den Mac alle paar Monate verkünden sind jedenfalls kein Grund in Angst zu verfallen und Blind alles zu Kaufen was diese verkaufen, sondern eine gute Gelegenheit Wachsam zu bleiben.
Also rate ich, getreu nach 'Per Anhalter durch die Galaxis': Keine Panik!
Der Autor ist Gentoo- und Macnutzer und lässt sein benötigtes Windows in einer VM laufen. Aber das ist noch eine ganz andere Geschichte...