Switch Back. Ein Betriebssystemwechsel zum Vista.
Ich bin ein Computerspieler, war ich eigentlich schon seit dem CPC464. Seit 5 Jahren bin ich jetzt glücklicher Mac-User und bin mit dem Betriebssystem, mit dessen Verwaltung ich auch Beruflich zu tun hatte, recht zufrieden.
Es gibt aber Probleme mit dem Mac, wenn man eine breite Auswahl an Spielen haben möchte. Erstens muss man zwei Systeme auf dem Computer installiert haben. Am Ende war ich nur noch am hin- und herwechseln zwischen XP und Leopard, was natürlich alles andere als komfortabel ist. Zweitens, und hier wird´s wirklich ärgerlich, hat es noch keinen Mac gegeben, der mich in Sachen Spieleperformance glücklich gemacht hat. Ja, ich will GTA IV und Unreal Tournament in Vollaufösung auf einem mobilen Rechner spielen. Selbst mit den aktuellen MBPs hat man da ziemlich schlechte Karten. Ich will gar nicht auf die blöde Microsoft-Laptop-Hunter eingehen, die war wirklich schlecht, aber Fakt ist, dass "Gamer" nicht die Zielgruppe von Apple sind.
Daher habe ich mich umgesehen und ein wirklich gutes mobiles Gerät gefunden. Es handelt sich um ein MSI GT725, ein 17-Zol-Notebook mit mächtig Dampf unter der Haube.
ein P9500-Prozessor tut hier seinen Dienst, und die Grafikkarte ist eine ATI HD4850. Diese lässt eine GeForce 9600 GT, wie sie in den aktuellen MBPs verbaut ist, sehr sehr alt aussehen. Allein der Vergleich von 800 Shadereinheiten zu 32 soll hier als Zahlenbeispiel genannt werden.
Dieses Notebook kostet mit 4GB RAM, 500GB Festplatte und einem Vista Home Premium knapp 1300 Euro. Das Display spiegelt deutlich weniger als das der aktuellen MBPs, aber - und das muss man leider sagen - es sieht auch nicht so schick aus.
Als Technik-Fan bin ich allerdings im siebsten Himmel. Grafikkarte und CPU sind gesockelt! In wenigen Minuten ist ein Wechsel der CPU und des optischen Laufwerks möglich! Auch sonst ist die Ausstattung luxuriös:
4 x USB
1 x Firewire 400 (reicht mir, denn:)
1 x eSATA (Yay!)
1 x HDMI (ohne irgendwelche Adapter)
1 x VGA (ebenso)
1 x SD/CF-Kartenslot
1 x PCI Express-Kartenslot
4 Audioports für Aufnahme, Kopfhörer und was weiss ich alle.
Ausserdem Bluetooth, Webcam, Mikro, GB-Ethernet und was man sich noch so wünschen könnte.
Für mich als Gamer, der auch mal Simulatoren fliegen möchte, ist der Zahlenblock das nächste Zuckerstückchen.
Aber das nur zum Gerät, eigentlich ging es um den Betriebssystemwechsel. Ich hatte ja schon so halbe Albträume. Verdammt, ich hatte mich so gut in der vollintegrierten Apple-Welt ausgekannt und meine Workflows haben sich gut eingeprägt... was jetzt?
Kurz: die Umgewöhnungszeit betrug effektiv nur ein paar Tage. Ich habe nicht einmal geflucht während der ganzen Zeit (was für mich aussergewöhnlich ist), und ich komme hervorragend mit dem aktuellen Vista klar. Seit Service Pack 2 ist das Ding völlig in Ordnung, ich hatte keine Abstürze, habe nie lange nach etwas gesucht oder eine Aufgabe nicht erfüllen können.
Für meine täglichen Aufgaben habe ich mir die komplette Mozilla-Suite installiert. Thunderbird braucht etwas konfigurationsaufwand, aber danach ist es Apples sehr gutem Mail.app ebenbürtig. Auf meinem verbliebenen iMac (den ich zuhause behalte) werde ich auch von Mail auf Thunderbird umsteigen, damit ich auf allen Systemen mit den gleichen Programmen arbeiten kann.
Da ich ein iPhone besitze und (bisher) MobileMe-Synchronisierung benutzt habe, musste hier eine neue Lösung gefunden werden. Und ich habe es mit kostenlosen Services geschafft. Google synchronisiert meinen Thunderbird/Lightning-Kalender mit deren Onlinekalender und meinem iphone. Zum Nulltarif. Ich bin völlig von den Socken. Bei der Gelegenheit habe ich noch meine Email-Arbeitsabläufe verbessert und angeglichen, jetzt bin ich schneller als vorher.
Scheinbar schwerer zu ersetzen war der IM-Client Adium, den ich nach wie vor sehr schön finde. Aus Paranoiagründen musste es sich natürlich um eine OpenSource-Lösung handeln. Gefunden habe ich nach einiger Suche Pidgin, ein einfacher, aber mächtiger Multimessenger, der wie Adium auch OTR-Verschlüsselung beherrscht.
So, und nun zum wichtigsten Teil. Kennt Ihr Steam? Steam ist so etwas wie der itunes Music Store für Spiele, aber mit noch deutlich mehr Services. Enthalten ist eine komplette Community samt Chat, VoiceChat, der ausserhalb und innerhalb von Spielen einsetzbar ist. Mit einer Steam-ID kauft man sich ein Spiel und kann es dann auf beliebigen Rechnern einsetzen. Sprich, bei einem Rechnerwechsel (oder bei Freunden/im Internetcafe etc) meldet man sich einfach mit Username und Passwort an und kann alle jemals gekaufen Spiele herunterladen. Sie werden dadurch automatisch freigeschaltet. Und damit entfällt jedes weitere DRM, also so etwas wie "bitte legen sie die DVD ein". Einfach los, und dabei mit dem entsprechenden Team im Spiel über den integrierten TeamChat absprechen. Großartig.
Ich war ja sehr gespannt über die Leistung des Rechners. Also alle Spiele runterladen, alle Optionen auf die höchste Qualitätsstufe eingestellt und los.
Was soll ich sagen. Nichts ruckelt, egal was ich tue. Der Virenscanner, das mailprogramm, der Browser und sonstwas noch laufen im Hintergrund, und dem Rechner macht es gar nichts. Bei UT3 wird er nach 10 Minuten etwas lauter, aber nicht lauter als sein Vorgänger, ein MBP (bei nichtmal einem Viertel der Einstellungen). Ich bin begeistert.
Das MacBook Pro ist mittlerweile verkauft, und ich vermisse es tatsächlich gar nicht. Hätte ich nicht gedacht, denn ich war damit (bis auf die Spieleperformance) eben auch recht zufrieden. Aber auch das Betriebssystem hat sich wirklich gemausert. Auch wenn es sich hier nur um die 32-Bit-Version von Vista (die ja als die langsamste überhaupt verschrien ist)handelt, es läuft alles wie der Teufel. Ein Freund, der schonmal den Windows 7 Release Candidate installiert hat, berichtet von einem deutlichen Geschwindigkeitszuwachs. Aber das probiere ich erst aus, wenn 7 wirklich auf dem Markt ist.
FAZIT.
Der Wechsel tat überhaupt nicht weh. Dank Firefox, Thunderbird und OpenOffice habe ich auf beiden Systemen ein gleiches, angenehmes Arbeiten und auf dem PC noch eine mächtige Spielstation, die ich überall mit hinnehmen kann. Kurzum: das Betriebssystem macht kaum noch einen Unterschied. Irgendwie ist das doch eine Gute Nachricht, oder?