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WWDC Keynote 2011 – Zusammenfassung und Bewertung der Neuvorstellungen Teil 1

Gestern Abend ließ Steve Jobs auf der Eröffnungs-Keynote zur Worldwide Developers Conference (WWDC) 2011 endlich den Löwen aus dem Sack. Mit der Präsentation von Mac OS X 10.7 Lion, dem neuen iOS 5 und der Onlinespeicherlösung iCloud, hat Apple alles wie vorher erwartet vorgestellt. Neue Hardware gab es hingegen dieses Mal nicht. So wurden gerade die Kunden enttäuscht, die auf eine Präsentation eines neuen iPhones gehofft hatten. Wie bereits von einigen Quellen prognostiziert, hat Apple sich dieses Jahr rein auf Software Vorstellungen beschränkt. Ich möchte euch hier gern eine kleine (persönliche) Zusammenfassung und Bewertung der gestern vorgestellten Neuerungen vorstellen.


Mac OS X 10.7 Lion


Hier gab es insgesamt gesehen die wenigsten Überraschungen. Erneut wurden einige der bereits auf der Back to Mac Präsentation im Oktober 2010 gezeigten Features vorgestellt und auch live demonstriert. Besonders interessant waren hierbei die neuen Multitouch Gesten, sowie auch Mission Control und das Launchpad. Eine der für den Endkunden nützlichsten Neuerungen dürfte wohl die Auto Save Funktion sein, hierbei wird eine Art Chronologie der Bearbeitungen eines Dokuments erstellt sowie dieses auch automatisch gesichert. So können keine arbeiten mehr verloren gehen wenn man das Speichern mal vergisst. Zudem kann man sehr leicht zu einem früheren Bearbeitungsstatus zurückkehren. Ansonsten hat sich nichts mehr getan gegenüber früheren Vorabversionen. Apple scheint hier nur noch Fehler zu bereinigen, neue Funktionen werden 10.7 nicht mehr hinzugefügt.


Größte Überraschung an dem Abend dürfte aber die Tatsache gewesen sein, dass Mac OS X 10.7 Lion ausschließlich über den Mac App Store in digitaler Form vertrieben wird. Eine Auslieferung in Form eines Datenträgers (CD / DVD / USB-Stick), wird es also bei Lion durch Apple nicht mehr geben. Die 4GB große Installationsdatei dürfte dabei gerade für die Nutzer ärgerlich sein, welche ländlich wohnen und über keinen schnellen Internetzugang verfügen. Mit ISDN oder DSL light wird der Download der 4GB wohl regelrecht zur Qual werden. Auch wie Apple sich das Neuaufspielen des Systems vorstellt, ohne physischen Datenträger, ist bisher nicht beantwortet worden. Aber es gibt noch mehr unbeantwortete Fragen. Was machen Nutzer die noch 10.5 Leopard nutzen? Müssen diese erst eine Lizenz für 10.6 Snow Leopard erwerben, um dann über den Mac App Store (dieser läuft erst ab 10.6) das Update auf 10.7 Lion über eben diesen zu kaufen? Auf den ersten Blick scheint die Entscheidung Apples, über die exklusive Distribution von Lion über den Mac App Store, doch ziemlich gewagt. Bleibt zu hoffen, dass Apple für die genannten Probleme gute Lösungen präsentieren kann beim Verkaufsstart.


Positiv bei 10.7 Lion fällt auch, wie schon bei 10.6 Snow Leopard, diesmal wieder der Preis auf. So wird das Update für den Endkunden erneut bei lediglich 29,99$ liegen, der deutsche preis liegt laut ersten Quellen bei 23,99€. Mac OS X Lion wird aber nicht nur sehr günstig angeboten, sondern wird sich auch auf allen Rechnern eines Haushalts, welche dieselbe Apple ID benutzen, installieren lassen. Somit kann man zum Preis von 23,99€ insgesamt bis zu 5 Macs mit Lion ausstatten. Billiger war ein Update auf ein neues Apple Betriebssystem noch nie. Kurz nach der Keynote hat Apple dann auch schon die vierte Vorabversion für Entwickler veröffentlicht. Für den Endkunden soll Mac OS X Lion dann laut Apple im frühen Juli über den Mac App Store verfügbar sein.


iOS 5


Über iOS 5 gab es im Vorfeld nur Gerüchte, aber keinerlei Handfeste Fakten. Umso mehr war man gespannt was Apple auf der gestrigen Keynote der Öffentlichkeit präsentieren wird. Gehofft hatten viele auf ein neues Benachrichtigungskonzept sowie auch auf Widgets im iOS. Ersteres wurde dann auch zumindest von Apple erhört und gestern durch Scott Forstall, der Senior Vicepresident für iOS Software, auf der Keynote vorgestellt. Das neue Notification Center übernimmt die Aufgabe der zentralen Anlaufstelle für alle Arten von Benachrichtigungen. Seien es SMS, E-Mails, Erinnerungen an Kalender Einträge sowie auch Nachrichten von dritt-Anbietern wie etwa Facebook. All dies wird man zentral über das Notification Center ansehen, beantworten und / oder löschen können. Auch im Lockscreen können nun Benachrichtigungen angezeigt werden. Zudem kann man vom Lockscreen jetzt auch direkt in die jeweilige App springen, um z.B. eine SMS zu beantworten ohne erst das Gerät zu entsperren und die SMS App manuell aufzurufen. Auffällig bei Apples Lösung, ist die Ähnlichkeit zu Googles Benachrichtigungsdienst im mobilen Android OS sowie auch zu Jailbreak Apps, die über Cydia verfügbar sind. Insgesamt gesehen ist das Notification Center aber absolut notwendig gewesen und von Apple auch scheinbar gut umgesetzt worden.


Eine weitere Neuerung in iOS 5 ist das so genannte Newsstand, eine Art Zeitungsstand auf dem iPhone / iPad / iPod touch. Dieses soll helfen bei Abos immer auf dem neuesten Stand zu sein und lädt, wenn gewünscht, automatisch immer die aktuellste Ausgabe einer Zeitung oder eines Magazins auf das Gerät herunter. Vom Design her sieht Newsstand dann auch aus wie ein Zeitungsstand in einem Kiosk. Was auf den ersten Blick ganz nett ausschaut, ist auf den zweiten dann doch stark abhängig vom angebotenen Content. Gerade hierzulande sind noch immer sehr wenig Zeitungen und Magazine für das iPad verfügbar. Viele Publisher setzen auch nicht auf das von Apple angebotene System, sondern veröffentlichen lediglich Apps in denen dann über einen In-App kauf die Zeitung in Form eines PDFs gekauft werden kann. Ob so der Newsstand in Deutschland erfolgreich sein kann darf stark bezweifelt werden.


Mit dem iOS 5 geht Apple auch erneut stärker auf die populären Social Networking Dienste ein. So wurde nun eine systemweite Implementierung des Twitter microblogging Dienstes vorgenommen. Man kann nun zum Beispiel aus der Foto App direkt ein Bild auf Twitter hochladen. Aber auch in Safari oder Mail ist Twitter nun vorhanden und man kann entsprechenden Content an Twitter weiterleiten. Twitter ist immer noch sehr beliebt bei vielen Nutzern, auch ich selbst habe einen Twitter Account den ich nicht missen möchte. Trotzdem wünschen sich viele Nutzer dass auch Facebook stärker eingebunden wäre. Dieses ist aber aufgrund der „Schwierigkeiten“ zwischen Apple und Facebook wohl leider nicht möglich gewesen. Man ist in Sachen Facebook somit weiterhin auf Apps aus dem App Store angewiesen.


Auch Safari bekommt unter iOS 5 ein Facelift. So wird hier endlich die bisher umständliche Seitenverwaltung durch das tabbed browsing ersetzt. Über die Tabs ist somit ein schnelles wechseln zwischen mehreren geöffneten Webseiten um einiges komfortabler als es bisher der Fall ist. Safari holt so nun endlich wieder etwas auf zu im App Store vertretenen Browser Alternativen, wie etwa dem Mercury Browser, welcher schon seit längerem das tabbed browsing beherrscht. Mit dem neuen Safari kommt auch die Reader Funktion auf die mobilen iDevices. Mit Reader kann man eine Webseite mit einem Klick in ein lesbares Dokument umwandeln. Es wird beschränkt auf die zum Artikel gehörenden Texte und Bilder. Werbung, Menüleisten und Co. Werden von Safari automatisch ausgeblendet. Auch das Speichern ermöglicht Safari Reader, so können Artikel später gelesen werden. Die Neuerungen in Safari sind mehr als notwendig gewesen. Das Tabbed Browsing hätte eigentlich schon sehr viel früher kommen MÜSSEN. Die Konkurrenz, auch in Form von alternativen Browsern im App Store, ist da Apple schlichtweg davongerannt. Aber besser spät als nie.


Mit der neuen App Reminders, versucht Apple sich erstmals an einer eigenen To-do Liste. Warum Apple dies tut bleibt allerdings fraglich, sind doch im App Store mehr als genug To-do Lösungen vorhanden, größtenteils sogar kostenlos. Reminders ist allerdings ganz nett umgesetzt und dürfte dem ein oder anderen auch ganz nützlich sein. Für mich persönlich ist Reminders die schwächste und auch nutzloseste Vorstellung des Abends gewesen. Da hätte Apple lieber an anderen Stellen nachbessern sollen.


Die wohl Praktischste Neuerung betrifft die Kamera App. Hier hat Apple endlich auf seine Kunden gehört und einige tolle Neuerungen implementiert. So ist es nun endlich möglich die Kamera direkt über ein neues Symbol aus dem Lockscreen heraus zu starten. Bisher musste man erst das iPhone entsperren und die Kamera App manuell öffnen. Für schnelle Schnappschüsse eindeutig zu langsam. Nun muss man nur noch auf dem Lockscreen das Kamerasymbol drücken und ist sofort in der Kamera App. Gleichzeitig erlaubt Apple nun auch die Nutzung des Volume + Buttons als Kamera-Auslöser. Alle die sich immer einen Hardware Auslöser wünschten wurden endlich erhört.


Apple hat aber auch an anderer Stelle nachgelegt, so ist es jetzt auch möglich kleinere Bearbeitungen an Fotos vorzunehmen. Ein Foto kann nun gedreht, beschnitten oder auch rote Augen entfernt werden. Auch eine automatische Bildverbesserung ist möglich, hierbei macht das iPhone alle notwendigen Verbesserungen von ganz allein. Insgesamt gesehen hat Apple die ohnehin schon gute Kamera des iPhone 4 mit den Neuerungen noch weiter verbessert. Hierfür gibt es von mir sogar Applaus.


Größte Neuerung bei iOS 5 dürfte der überarbeitete Updateprozess sein. Bisher musste bei einer Aktualisierung immer das komplette OS heruntergeladen werden. Mit iOS 5 gehört dies der Vergangenheit an, so werden nur noch die Dateien heruntergeladen welche auch wirklich ein Update erfahren, so genannte Delta Updates. Ob Apple für komplette Geräte-Wiederherstellungen aber weiterhin auch die kompletten Firmwares zum Download anbieten wird, ist bisher unklar. Auch die Trennung von der Synchronisierung mit iTunes über ein Kabel kommt mit iOS 5. So wird es möglich sein iOS Updates sowie Synchronisierungen über WiFi bzw. 3G Verbindungen durchzuführen. Also vollständig kabellos, einen Schritt welchen Apple mit der Post-PC Ära begründet. Man möchte die iDevices so auch für Kunden verfügbar machen welche nicht über einen eigenen PC verfügen, aber ebenfalls ein iPhone, iPod touch oder iPad nutzen wollen. Welche Auswirkungen die neue Updatepolitik für künftige Jailbreaks hat, ist allerdings bisher noch nicht absehbar.


Zu guter Letzt zeigte Apple noch eine neue Messaging Lösung für Nutzer von iPhone, iPod touch und iPad. Der iMessage getaufte Dienst ist in die SMS App integriert und wird das kostenlose versenden von Nachrichten, Fotos , Videos und sogar Kontakten zwischen iDevice Nutzern ermöglichen. Hierbei wird auf eine bestehende Datenverbindung via 3G oder WiFi gesetzt. Alternativ können natürlich auch weiterhin SMS geschrieben werden. Ankreiden könnte man Apple, das es sich bei iMessage wieder nur um eine Insellösung handelt, ähnlich wie bei FaceTime. Nutzer anderer Mobiltelefone, etwa Android, können nicht via iMessage angeschrieben werden. Hier sind Apps wie etwa What’s App aus dem App Store besser, da diese auch Plattformübergreifend funktioniert. Wer allerdings viele iDevice Besitzer in seinem Freundeskreis hat, wird mit iMessage durchaus glücklich werden.


iOS 5 wird als kostenloses Update für alle Besitzer eines iPhone 3GS, iPhone 4, iPod touch 3G und 4G sowie iPad und iPad 2 ab Herbst diesen Jahres zum Download bereitstehen. Warum Apple erst so spät das Update veröffentlicht ist unklar, klar dürfte aber hingegen sein das die Konkurrenz nicht schläft. So veröffentlicht Google ebenfalls gegen Ende des Jahres seine neueste Version des mobilen Android Betriebssystems, genannt Ice Cream Sandwich. Für Apple wird es somit immer schwieriger Technologieführer zu bleiben. Schon jetzt hängt Apple in gewissen Bereichen der Konkurrenz stark hinterher. Und iOS 5 ist nicht gerade der große Wurf geworden der Apple wieder weit nach vorn bringt, eher im Gegenteil.


Hier geht es zu Teil 2 der großen Zusammenfassung und Bewertung:


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Quelle Bildmaterial: Engadget.com

Kommentare

flocko07.06.11 18:06
Danke für dein tolles Journal!!! Sehr gut zu lesen. Ich hab (hier?) gelesen, dass sich die Reminder App mit Orten usw verbinden kann. Also zum Beispiel wenn ich von der Uni nach Hause fahre, dass dann mein Handy piept und mich erinnert dass ich Ommse anrufen muss. Wenn das so klappt, wäre es für mich eine der besten Features.
bono01
bono0107.06.11 20:04
flocko

Ja das kann es, ist aber auch nichts neues. Gibt auch to-do Apps im App Store die das können.
"Ich glaube nicht an den Teufel oder an sein Buch. Aber die Wahrheit ist nicht dieselbe ohne seine Lügen." (God Part II, Song von U2)
pqr200908.06.11 03:55
ja beim Programmieren muss man schon sehr kreativ sein
nics
nics08.06.11 09:13
Wie groß ist bei euch die WWDC Keynote, wenn ihr sie in iTunes ladet? Irgendwie lädt der bei mir bloß 33,9 MB.

http://itunes.apple.com/de/podcast/apple-wwdc-2011-keynote-address/id275834665?i=94679400

falcon08.06.11 10:07
flocko @@ bono01
Die Todos werden aber bei Reminders auch mit allen anderen Geräten über die iCloud abgeglichen (Oder ist das etwa nicht so?). Das ist/wäre schon ein Vorteil gegenüber anderen ToDo-Apps.
rudolf07
rudolf0708.06.11 11:52
bono01
Schönes Journal, wie immer.
Ersetz mal in diesem Satz - "Insgesamt gesehen ist das Notification Center aber absolut notwendig gewesen und von Apple auch scheinbar gut umgesetzt worden." - scheinbar durch anscheinend, dann stimmts. Im gleichen Abschnitt könntest du auch noch erwähnen, dass Apple einen Entwickler aus der Jailbreak-Szene extra für das Notification Center eingekauft hat. Daher auch die Ähnlichkeiten.
Wenn der Weise auf den Mond zeigt, schaut der Dumme auf den Finger.
rudolf07
rudolf0708.06.11 12:04
Kurze Ergänzung: Diese Sätze - "Schon jetzt hängt Apple in gewissen Bereichen der Konkurrenz stark hinterher. Und iOS 5 ist nicht gerade der große Wurf geworden der Apple wieder weit nach vorn bringt, eher im Gegenteil." - sind ohne Begründung reine Behauptungen.
In welchen Bereichen hängt denn Apple "der Konkurrenz" angeblich so "stark" hinterher? Wenn iOS 5 angeblich das Gegenteil von einem "großen Wurf" ist, wäre es dann nicht totaler Mist? Und wie kommst du darauf? Weil scheinbar nichts "magisches vorgestellt wurde?
Bei diesem Satz - " So veröffentlicht Google ebenfalls gegen Ende des Jahres seine neueste Version des mobilen Android Betriebssystems, genannt Ice Cream Sandwich." - fehlt der Fakt, dass es sich dabei hauptsächlich um ein konsolidierendes Update handelt, welches endlich Phone- und Tablet-OS bei Android zusammenführen soll (etwas, was bei Apple längst stattgefunden hat - soviel zum "hinterherhängen").
Wenn der Weise auf den Mond zeigt, schaut der Dumme auf den Finger.
bono01
bono0108.06.11 14:44
nics

Bei mir ist die Keynote 1,21GB groß.
"Ich glaube nicht an den Teufel oder an sein Buch. Aber die Wahrheit ist nicht dieselbe ohne seine Lügen." (God Part II, Song von U2)
nics
nics08.06.11 15:24
Wird irgendwie nicht mehr als 33,9 MB geladen! Vielleicht liegt's am Proxy. Gucke zu Hause nochmal. Danke bono
Ironman1stgw08.06.11 22:21
Also den Reminder fand ich dahingehend so faszinierend als das er die wirklich wichtigen Funktionen einer ToDo App zusammenfasst und hoffentlich ENDLICH diesen Schwall an ToDo Apps stoppen wird.
Manche Programmierer glauben anscheinend dieses Prinzip stetig neu erfinden und damit den App-Store füllen zu müssen, ohne das dabei wirklich etwas Neues bei rum kommt.

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