Was möchte Apple mit dem iPhone erreichen?
Hallo!
Ich habe mir einmal ein paar Gedanken gemacht, was Apple eigentlich mit dem iPhone erreichen möchte und welches Ziel sie für die Zukunft haben.
Bis vor noch nicht all zu langer Zeit war Apple "einfach" nur ein Computerhersteller. Zwar hatten sie ein anderes Betriebsystem, aber es ging doch stetig bergab. Mac OS 8 und 9 waren nicht gerade das Gelbe vom Ei und ihren teuren Computer namens Performa, Quadro und was auch immer, waren sowohl vom Aussehen, als auch mit den kryptischen Bezeichnungen nicht sehr viel besser, als ihre Pendants in der PC-Welt. Zwar hat sich Apple seinerzeit auch in der Spiele-Branche versucht, entwickelte mit Kodak einer der ersten digitalen Kameras und brachte den ersten PDA namens Newton heraus, doch wurde dies alles zu keinem kommerziellen Erfolg.
Als dann Microsoft auch noch ihr Windows 95 auf den Markt brachten, sahen wohl viele Apple-User nicht mehr, warum sie für Mac-Rechner einen horrenden Preis zahlen sollten und dabei auch noch ihr geliebtes Mac OS hinterher hinkte.
Die Rettung kam von Steve Jobs, und einer daraus folgenden Neu-Ausrichtung der Firma.
Steve stoppte zunächst sämtliche Projekte, stampfte unrentable Produkte ein und vereinfachte die Rechner-Sparte. Mit einer grandiosen Idee, IT-Produkte schön aussehen zu lassen, katapultierte Apple sich innerhalb weniger Jahre wieder über Wasser. Mit dem iMac, welcher 1998 das Licht der Welt erblickte, begann diese neue Ära in Apples Geschichte.
Als dann nach und nach sämtliche neuen Macs das selbe Design-Konzept erhielten und die Sparte klar in Consumer und Pro-Rechnern aufgeteilt wurde, folge der nächste große Schritt.
Mit dem Wissen von Steves gegründeter Firma Next und das entwickelte Betriebssystem namens NextStep entwickelte Apple innerhalb von 3 Jahren ein neues OS. Dieses kam 2000 auf dem Markt und hörte auf den Namen Mac OS X.
Dies war eine Revolution. Neue Technologien gepaart mit der Einfachheit von Apples vorherigen OSs. Zudem sah es auch noch richtig schick aus.
Als in den kommenden Jahren neue Releases erschienen und die Geschwindigkeit und Stabilität stetig verbessert wurden, konnte man es auch produktiv einsetzen und auf einmal hatte Apple, welches ein paar Jahre zuvor kurz vor dem sterben war, das beste, stabilste und schönste Betriebssystem der Welt. Und zudem auch noch wunderschöne Rechner.
Es war Zeit für neue Dinge.
2001 erblickte ein teurer, schön anzusehender Festplatten-Musikplayer das Licht der Welt.
Warum? Keine Ahnung. Vermutlich wollte Steve eben einen schönen tragbaren Musikspieler sein eigen nennen, welcher sich auch noch einfach zu bedienen lies. Doch der damalige Markt bot dieses eben nicht. Nebenbei wäre es für Mac-Besitzer bestimmt auch ein nettes Zubehör.
Der iPod kam zunächst auch nur für den Mac. Es hat wohl niemand gedacht, welchen Siegeszug dieses Gadget einmal erfahren wird. Kurze Zeit nach der Einführung kam auch eine Windows-Variante auf den Markt.
Die Verkaufszahlen waren zwar gut, aber dennoch kein Gerät, welches den Massenmarkt für sich gewinnen konnte.
2003 starterte die erste Revolution in Sachen iPod. Und zwar eröffnete der iTunes Music Store. Es konnten somit einfach, Lieder und Alben für einen festen Preis online eingekauft und auf den Rechner, als auch auf dem iPod wiedergegeben werden. Zudem gab es keine undurchsichtigen Rechte. Alle gekauften Lieder konnten auf bis zu 5 Rechnern überspielt werden und es konnten 5 mal CDs gebrannt werden. Für jedes Lied das Selbe. So etwas einfaches kannte man zuvor nicht.
Alles lief zentral über eine Software, genannt iTunes. Einfach zu bedienen. So einfach ist es...
2005 folgten dann weitere billigere iPods, welche nun auch auf Flash-Speicher basierten und somit kleiner und leichter waren.
Der iPod wurde zum Verkaufsschlager. Apple erbaute sich ein zweites Standbein.
Durch den Erfolg des iPods und das gute Betriebssystem und auch wegen den schicken Rechnern stieg der Marktanteil Apples sowohl für den iPod, als auch für den Mac stetig an. Nichts war mehr von der düsteren Stimmung ein paar Jahre zuvor zu spüren.
Doch was sollte nun kommen?
Lange gab es Gerüchte, Apple entwickle ein Mobiltelefon, ja gar einen neuen Newton, welcher nach Steves Rückkehr eingestampft wurde.
Auf der Macworld in San Franzisko 2007 war es dann so weit. Apple stellte ein bis dahin noch nicht einmal in den kühnsten Traumen vorstellbare Mobiltelefon vor.
Ein 3,5" großes Display, welches man komplett mit mehreren Fingern bedienen konnte. So etwas gab es zuvor nicht.
Des weiteren war es ein Widescrenn-iPod, ein Telefon, welches als erstes überhaupt, das "richtige" Internet darstellen konnte und, ja, auch ein Telefon.
Alles so einfach und innovativ zu bedienen. Die Oberfläche passt sich je nach Gebrauch an, man kann mit den Fingern scrollen, zoomen und natürlich Texte eingeben.
So ein Gerät hatte die Welt bislang noch nicht gesehen. Es musste einfach zum Erfolg werden.
Doch da gab es einen Haken. Nein sogar Mehrere. Es war teuer, hatte zu wenig Funktionen und es war in nur Amerika zu bekommen. Letzteres änderte sich später, aber dennoch waren es bis zu letzt nur 6 Länder. Einfach zu wenig um den Handymarkt für sich zu gewinnen.
Dieser Zustand änderte sich vor kurzem. Auf der WWDC 2008 stellte Apple sein zweites iPhone vor.
Dieses kann mehr, ist für Dritthersteller-Software zugänglich, hat eine schnelle UMTS-Verbindung und einen GPS-Chip bekommen. Zudem verfügt es für Firmen wichtige Schnittstellen und wurde im Preis deutlich gesenkt.
Ist das Apples Angriff in den Handymassenmarkt? Was möchte Apple damit bezwecken? Schließlich wurden die eigenen Marschen deutlich gesenkt.
Ich denke, Apple möchte sich ein ganz anderes Image verschaffen.
Bis vor kurzem war Apple nur ein Computerhersteller, später kam dann auch noch die Musiksparte hinzu. Doch der elitäre Eindruck zum Mac hat sich nicht sonderlich gebessert. Zwar verkauft Apple so viele Macs wie niemals zuvor. Doch der weltweite Marktanteil wächst nur sehr langsam.
Nun kann man sich ja fragen, warum lizensiert Apple ihr Betriebssystem nicht einfach. Bei Windows hatte es doch großartig funktioniert. Doch so einfach geht das nicht.
Microsoft schaffte es nur, indem sie sich mit Hilfe IBM hinterrücks in den Markt schlichen.
IBM hatte einen guten Ruf, alle kannten sie. Und durch die Lizenzierung von DOS an IBM verkaufte Microsoft Unmengen an ihrem OS.
Zwar hielt die Lizenzierung an IBM nur ein paar Jahre, doch einmal im Massenmarkt angekommen kannten sie alle. Und warum davon abrücken?
Apple hingegen war neu in der Computerbranche und war teuer.
Niemand kannte sie zuvor. IBM dagegen war Weltberühmt. Viele Firmen hatten bereits Rechner von IBM. Und so erhielten sie halt Windows als Beilage. Ungefragt.
So nahm die Erfolgsgeschichte von Microsoft ihren Lauf. Jeder PC musste mit Windows verkauft werden und bald hielten die Menschen Computer für Windows. "Was ist ein Betriebssystem?" "Mein Computer hat Windows".
So etwas kann nicht wieder wiederholt werden. Der PC-Markt ist fest in den Händen von Windows.
Für viele Bereiche ist es nicht möglich, einfach so ihre komplette Software umzustellen. Zudem kommen eng gestrickte Verträge mit Microsoft. Man hat eine Menge für Linzensen bezahlt. Also warum das alles aufgeben. Es funktioniert ja schließlich. Irgendwie.
Viele Privatleute kennen Apple überhaupt nicht, oder eben nur vom iPod. Fragt man eine Menge an Menschen, was denn ein Mac sei, wissen nur die wenigsten eine Antwort darauf.
Zudem wird es nicht von heut auf morgen sämtliche Software für Mac OS geben, Spiele werden weiterhin für Windows programmiert, die Steuersoftware wird auch nicht plötzlich für den Mac erscheinen. Da können noch so viele Mac OS X DVDs in den Läden stehen. Man kennt eben nur Windows und eben dieses wird gekauft. Die Qualität spielt keine Rolle. Der Otto-Normal-Verbraucher wird sich nicht die Mühe machen, neue Programmen zu kaufen (oder zu "saugen") und die gewohnten Windows-Gewohnheiten beiseite legen.
Und PCs werden weiterhin mir vorinstalliertem Windows verkauft. Schließlich würde Microsoft was anderes nie zulassen.
Und die Mac Besitzer würden wohl nicht mehr die Kompromisse der begrenzten und zwar schicker und hochwertiger, aber eben etwas teueren Apple Hardware in kauf nehmen und sich dagegen einen PC von Aldi kaufen.
Somit hätte Apple keinen explodierenden Marktanteil zu vermelden und zudem würden sie sich ihr gewinnträchtiges Hardwaregeschäft über kurz oder lang zerstören.
Apple hätte nichts gewonnen. Sie müssten sich mit unzähligen billigen Treibern auseinandersetzen und hätten Gewinneinbrüche durch den Verlust der eigenen Hardwaregewinne.
Mit dem iPod und dem iPhone hat Apple nun die Chance, breiter in den Business und Consumer-Markt zu einzusteigen.
Da die iPods und die kommenden iPhones immer preiswerter und erschwinglicher werden, hat Apple die Chance, die Marke breiter ins Volk zu streuen. Und wer einmal das Bedienkonzeptes des iPods oder des iPhones kennen und schätzen gelernt hat wird zwangsweise auch irgendwann mit dem Begriff "Mac" in Berührung kommen. Und wenn derjenige Willens ist, sich auf was Neues einzulassen, dann steht ein Kauf eines Macs nicht mehr viel im Wege.
Mit der neuen Exchange Unterstützung des iPhones und somit deren Geschäftstauglichkeit werden wohl einige Firmen das iPhone nutzen. Und wenn dort alles einfach und innovativ zu statten geht, dann überlegt vielleicht auch manch ein Chef, die Windows-Maschinen zu verschrotten und auf die Mac-Plattform zu wechseln.
Da dies nicht so einfach geht, habe ich oben bereits erörtert. Doch es wird diese Beispiele geben und es werden immer mehr werden.
Mit dem Einstieg des iPhones in den Massenmarkt werden auch dementsprechend viele Programme dafür geschrieben. Und wer Cocoa Touch programmieren kann, der kann auch mit wenig Aufwand Applikationen für den Mac schreiben.
Somit werden wir auch nach und nach mehr spezialisierte Software für den Mac sehen, was wiederum die Mac Verkäufe ankurbeln wird.
Bei den Consumern werden vorallem die Spiele für den iPod und das iPhone heiß bekehrt sein. Somit wird über kurz oder lang eine mobile Spieleplattform entstehen. Spiele, welche sich einfach neben Musik im iTunes Store laden lassen und zudem weit billiger sind, als die Konkurrenz von Sony und Nintendo.
Somit wird auch dass Argument (und auch die Wahrheit), Apple sei nichts für Spieler langsam ausgeräumt und auch die Kids werden bei dem Wort "Apple" an Spiele denken.
Auch dies wird den Mac befördern.
Und wenn Apple dann auch noch für Spieler ausgelegte Macs ins Portfolio aufnimmt und durch das iPhone auch so mancher Spielentwickler das ein oder andere Spiel mehr für den Mac rausbringt, dann wird auch der Mac dieser Käuferschicht langsam gerecht.
Somit wird Apple den selben Weg gehen, wie damals Microsoft mit ihrem OS. Nur werden sie nicht ihr OS lizensieren, sondern durch Einführung neuer Produkte, die Menschen auf den Geschmack des "Apple und Mac-Feelings" bringen und somit auch den Mac-Marktanteil langsam, aber weiter ausbauen.
Mac + iPod + iPhone = iPod + iPhone + Mac!