vielleicht geht es euch ja auch so...
...ich musste bei diesem Text (der nicht von mir stammt) schmunzeln und hab mich in einigen Punkten wiedergesehen. Ist wirklich nett erzählt
Viel Spaß beim lesen.
"Der erste Kontakt fand im Büro statt. Da habe ich mich angesteckt. Eines Tages stand ein neuer Computer auf dem Schreibtisch. Auf dem Gehäuse prangte ein angebissener Apfel. Ein Mac, toll. Alle redeten damals davon, dass ja nur ein Macintosh von Apple das Wahre sei. Für mich war es erstmal ein Computer wie alle anderen vorher, ein Arbeitsgerät. Was für ein Irrtum! Nur wenige Wochen später kaufte ich meinen ersten eigenen Computer - einen Mac. Schon einige Monate später habe ich ihn durch einen neuen, schnelleren ersetzt. Das geht jetzt seit zwölf Jahren so. Ich bin infiziert.
Die Symptome stellten sich damals schnell ein: Fanatische Abwehrhaltung gegen alles, was auch nur entfernt mit Microsoft und Windows zu tun hatte; übertrieben liebevoller Umgang mit ein paar Kilo Metall, einer schon Ende der neunziger Jahre technisch überholten Ein-Tasten-Maus und einer klobigen Tastatur; ein seliges Lächeln beim Klang des Tuschs nach Druck auf den Startknopf. Und wehe, jemand wagte, das Gerät als teuer, unnütz oder kompliziert zu bezeichnen - zehn wortreiche Minuten dauerte mein ebenso unausweichliches wie deutliches Plädoyer, mindestens. Der Mac wurde zu einem Teil meines Lebens, ein guter Freund, ein (meist) treuer Begleiter, ein Hilfsarbeiter. Und ein Statussymbol.
"Apple hat keine Kunden, Apple hat Jünger", hat mal jemand gesagt. Also bin ich ein Jünger. Kaum eine Marke hat so treue Fans wie das inzwischen mehr als 30 Jahre alte Unternehmen aus Cupertino in Kalifornien, das bekanntermaßen 1976 von Steve Jobs und Steve Wozniak in einer Garage gegründet worden war. Vielleicht abgesehen von Leica unter den Fotografen oder Harley-Davidson unter den Motorradfahrern. Einen Mac zu haben, umgab und umgibt einen Menschen mit einer Aura - der des Exklusiven, des Besonderen. Denn Macs waren grundsätzlich teurer als andere PC. Mac-User waren deshalb immer eine vergleichsweise kleine Schar Individualisten, sie waren anders als der Rest der Welt und wollten es auch sein. Der Rechenknecht als Aufwertung des Egos - Apple förderte das nach Kräften, vor allem Steve Jobs. Wer kann schon von sich behaupten, in seiner Sprache für ein ganz neues Verb gesorgt zu haben. Das Englische "to steve" beschreibt die Strategie, Funktionen anderer Produkte in eigene einzubauen und so die Konkurrenz überflüssig zu machen.
Knubbel-Mac beim Superbowl
Als der erste Macintosh-Computer am 24. Januar 1984 auf den Markt kam, war das noch anders. Doch Steve Jobs wusste, wie man einen Mythos erzeugt: Seinen ersten großen Auftritt hatte der Macintosh zwei Tage zuvor in einem TV-Werbespot während der Superbowl-Übertragung, dem jährlichen Sportereignis in den USA. Der Spot war eine einzige Anspielungen auf George Orwells "1984": Menschen sitzen lethargisch vor einer Leinwand und lassen sich von einem Gesicht indoktrinieren - bis eine Frau, von Polizisten verfolgt, hereinstürmt und einen Hammer auf die Leinwand wirft, die daraufhin explodiert. "On January 24th, Apple Computer will introduce Macintosh. And you'll see why 1984 won't be like '1984'.", lautete der Werbe-Claim am Ende: "Am 24. Januar stellt Apple Computer den Macintosh vor. Und Sie werden sehen, warum 1984 nicht sein wird wie '1984'". Keine technischen Daten, kein Preis, nichts. Der Spot wurde nur ein einziges Mal gezeigt, ist heute ebenso legendär wie epochal und ein Renner bei YouTube <http://www.youtube.com/watch?v=OYecfV3ubP8> .
Die Strategie des Vagen und Geheimnisvollen hatte auf Fans denselben Effekt hat wie die geschlossene Tür an Weihnachten auf Kinder. Apple ist ihr bis heute treu geblieben. Der Name Macintosh übrigens stammte von Apple-Entwickler Jef Raskin, dem Vater des Mac: Er gab dem Projekt kurzerhand den Namen seiner Lieblingsapfelsorte McIntosh, verschrieb sich dabei jedoch - ein Kult war geboren.
Der Macintosh war revolutionär. Technisch, weniger optisch. Bildschirm und Rechner steckten in einem grauen kantigen Gehäuse von der Größe einer Weinkiste, was dem Gerät den liebevollen Beinamen Knubbel-Mac einbrachte. Anschalten, loslegen - das ging wirklich. Jeder Kaffeeautomat hat heute mehr Rechenleistung, damals allerdings rissen sich die Kunden darum, obwohl der Mac mit einem Verkaufspreis von rund 4000 D-Mark kein Schnäppchen war. Gesteuert wurde er mit der - bis dahin fast unbekannten - Maus, auf dem Bildschirm gab es erstmals Fenster, einen Desktop und einen Papierkorb - während die meisten Computer nur grüne Buchstaben auf schwarzem Grund zeigten. Der Mac war angenehm anders: einfach.
Zu dünn für diese Welt
Stets gab es objektive Gründe, einen Mac zu besitzen. Gute Gründe. Die Computer aus Cupertino waren der Konkurrenz in Bedienung und zumeist auch Leistung einen Schritt voraus. Der PowerMac G4 aus dem Jahr 1999 beispielsweise rechnete so schnell, dass er nicht nach China exportiert werden durfte - er galt als Supercomputer und unterlag damit amerikanischen Ausfuhrbeschränkungen. Mit den iMacs brachte Apple 1998 Farbe in die graue Rechner-Welt: Die kultigen Kugel-Macs gab es in fruchtigen Farbtönen wie Blaubeere, Limette, Erdbeere, Traube, Mandarine; ein Jahr später kamen ebenso bunte iBooks in die Läden. Die Zeit der kunterbunten Rechenkisten ist inzwischen vorbei - das coole Weiß der zweiten iMac-Generation und der iPods, mit dem die Marke lange identifiziert wurde, ist Aluminium und Schwarz gewichen.
Elf Macs habe ich im Laufe der Jahre wieder verkauft - immer nur, um mir den neusten leisten zu können. Und immer mit schlechtem Gewissen. Und Wehmut. Denn als ich sie weggab, waren sie immer noch auf der Höhe der Zeit. Viren gab es praktisch keine - das allerdings lag mehr an der verhältnismäßig geringen Verbreitung des Macs als am Können der Programmierer.
Eigentlich gab es keinen Grund, sich von einem Mac zu trennen - höchstens aus Versehen. 2007 brachte Apple mit dem MacBook Air eines der dünnsten Notebooks der Welt auf den Markt. Zu dünn für Steven Levy, Tester bei der US-Zeitschrift "Newsweek": Er mischte es unter die Zeitungen auf seinem Tisch, das Notebook wanderte ins Altpapier und ward nie wieder gesehen.
Die Zündschnur brennt
Natürlich gibt es objektive Gründe, keinen Mac zu besitzen. Auch Macs haben Fehler und Macken. Sie können einen Menschen zur Weißglut treiben. Die "Bombe" etwa aus den späten Neunzigern ist legendär - eine kleine Kugel mit Zündschnur auf dem Bildschirm zeigte an, dass man besser den Netzstecker zog und von vorne anfing. Und bis vor wenigen Jahren hatten Macs ein gravierendes Kommunikationsproblem - auf einem Apple erstellte Texte ließen sich in Windows nicht öffnen.
Zeitweise war sehr viel Gottvertrauen nötig, um nicht den Glauben an den Mac nicht zu verlieren - und nachdem sich die ersten Modelle einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent gesichert hatten, wäre der Apfel Anfang der neunziger Jahre beinahe von der Bildfläche verschwunden. Nur wenige blieben dem Mac treu, als Apple glaubte, ohne Firmengründer Jobs auszukommen, schlechte Digitalkameras verkaufte und mit einer Flut von Rechnertypen Stammkunden vergraulte. Erst als Apple Jobs Ende der Neunziger zurückholte, ging es wieder aufwärts.
Die Zahl der Infizierten steigt. Wer sich einmal mit dem Apfel angesteckt hat, wird ihn nicht wieder los. Ich habe es mit XP und Vista versucht, mit Linux, ohne Computer. Alles vergeblich. Jahrelang lauerte ich bei jeder Messeeröffnung auf den Satz "One more thing", der das Neueste verhieß. Fast jeden neuen Rechner habe ich mir angeschaut, jedes neue Programm getestet. Und natürlich ein iPhone gekauft, am ersten Tag zehn Minuten nach Ladenöffnung. Ist ja auch ein Apfel drauf."
Viele Grüße
Pathip