10 Jahre Final Cut Pro X – Vom Desaster zum Vorzeigeprodukt
Apple stellt große neue Produkte meist entweder auf einem Presse-Event oder einer Veranstaltung wie der WWDC vor. Als vor zehn Jahren die neue Generation der professionellen Schnittlösung Final Cut Pro auf den Markt kam, wählte Apple die NAB (National Association of Broadcasters) in Las Vegas. Apple rühmte sich während der
Präsentation damit, dass keine Schnittsoftware ähnlich hohe Zufriedenheitswerte aufweise. Die Zeit sei aber reif für eine komplette Neuentwicklung, also für Final Cut Pro X. Während die Ankündigung im April 2011 für Begeisterung sorgte, drehte sich die Stimmung nach Veröffentlichung der finalen Version allerdings sehr schnell.
Enttäuschte HoffnungViele Nutzer hatten die neue Version herbeigesehnt und daher direkt nach Erscheinen auch sofort gekauft. Die Ernüchterung folgte allerdings sofort und in den Rezensionen dominierte bisweilen Fassungslosigkeit. Während es kaum Zweifel gab, dass die Arbeitsgeschwindigkeit der Software beeindruckend war, sorgte der Wegfall zahlreicher Funktionen für großen Ärger. Sehr oft zu hören war, dass Apple unter Missachtung sämtlicher Anforderungen, die der Schnittmarkt stelle, lediglich ein aufgebohrtes iMovie auf den Markt gebracht habe. Für den professionellen Einsatz sei die Software vollständig ungeeignet, da nicht einmal externe Monitore, Ausgabe auf Band, RED- und EDL-Unterstützung oder Import von Projekten der Vorgängerversion unterstützt wurden.
Apple reagierte schnellDie ersten Reaktionen fielen derart negativ aus, dass Apple noch am selben Tag Nachbesserungen und die Rückkehr einiger Funktionen versprach. In der Tat hielt Apple Wort und veröffentlichte zahlreiche Feature-Updates. Es dauerte allerdings Jahre, bis Apple die Nutzer zufrieden stellen konnte und die Bewertungen im Mac App Store von zwei auf drei auf jetzt 4,2 Sterne kletterten. Ein Faktor, der in all den Jahren aber stets gelobt wurde, war die Updatepolitik. Auch ein Jahrzehnt nach der Vorstellung muss man noch immer nichts für Aktualisierungen bezahlen. Jüngst kam hingegen ein
Bericht auf, wonach Apple die Schnittsoftware möglicherweise auf das Abo- statt Kaufmodell umstellt. Von Apple ist diesbezüglich aber nichts bestätigt, sodass es sich weiterhin nur um Spekulationen handelt.
Im Audiobereich machte es Apple dann besserAls Apple Logic Pro X folgen ließ, wiederholte sich das Debakel übrigens nicht, offensichtlich hatte Apple aus dem anfänglichen Fehlschlag gelernt. Einerseits war die Softwarequalität selbst wesentlich besser, andererseits traute sich Apple diesmal aber wohl auch nicht, wichtige Funktionen erst deutlich später nachzuliefern. Kritik blieb fast vollständig aus, stattdessen dominierten schon direkt nach Release geradezu euphorische Stimmen.