10 Jahre Google Chrome – und wie Microsoft von 95% Marktanteil fast in die Bedeutungslosigkeit stürzte
Die Browserwelt hat sich in den letzten 15 Jahren grundlegend verändert – dabei ist diese Entwicklung gar nicht so selbstverständlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Nachdem Microsoft den "Desktop War" der 90er Jahre eindeutig gewonnen hatte, ging auch der "Browser War" erfolgreich für Redmond aus. So gelang es Microsoft, den Internet Explorer auf Marktanteile von 95 Prozent zu bringen. Nicht nur unter Windows, sondern auch auf dem Mac war der "IE", wie man den Browser oft nannte, voreingestellte erste Wahl. Um einen anderen Browser zu verwenden musste der Nutzer selbst aktiv werden. Einfacher gesagt als getan, denn nach dem Niedergang des Netscape Navigators war es gar nicht so einfach, gute Browser zu finden. Aus diesem Grund schien es vor eineinhalb Jahrzehnten auch undenkbar, dass die Internet-Welt irgendwann einmal von Vielfalt anstatt extremer Dominanz eines einzelnen Browsers geprägt sein wird.
Mehrere Tiefschläge für den Internet ExplorerDrei wichtige Dinge geschahen, die dem Internet Explorer nach und nach zu schaffen machten. Im Januar 2003 stellte Apple Safari vor – und Microsoft den Internet Explorer für Mac ein. Zwar hatte Apple damals einen wesentlich geringeren Marktanteil als heute, dennoch gingen erste Prozentpunkte für Microsoft verloren. Fast gleichzeitig machte auch der neue Browser namens Firefox von sich reden und zeigte erstmals einer Masse an Nutzern, dass es durchaus Alternativen gibt. 2007 hatte Firefox fast 15 Prozent Marktanteil, Safari kam auf rund 4 Prozent – und der Internet Explorer befand sich plötzlich schon bei weniger als 80 Prozent.
Chrome ändert allesDie komplette Umkehrung der Verhältnisse schaffte dann aber Google. Im September 2008 erschien Chrome und eroberte schon am ersten Tag der Vorstellung mehr als ein Prozent Marktanteil. Der schlanke und schnelle Browser zog sehr schnell viele Nutzer an – auch solche, die Firefox als immer träger und langsamer empfanden. Nicht nur der Internet Explorer musste fortan noch stärkere Einbußen hinnehmen, auch Firefox verlor empfindlich an Zuspruch. Von mehr als 20 Prozent Marktanteil ist heute weniger als die Hälfte übrig.
Vom Neuling zum MarktführerGoogle hatte hingegen genau die richtige Lücke gefunden und arbeitete konsequent an der Weiterentwicklung von Chrome. 2016 gelang dann das schier Undenkbare: Die zwei Jahrzehnte lange Marktführerschaft des Internet Explorers war gebrochen, Chrome befand sich erstmals auf dem ersten Platz. Zu diesem Zeitpunkt hatte Microsoft allerdings längst schon erklärt, den Internet Explorer beerdigen und durch ein ganz neues Produkt ersetzen zu wollen. Was zunächst unter dem Codenamen "Spartan" lief, erschien später als "Edge" – und zählt auch heute noch als wenig bedeutender Nischenbrowser.
Die aktuellen MarktanteileDie Erfolgswelle von Chrome ging bis heute ungebremst weiter. Aktuellen Zahlen zufolge setzen 60 Prozent der Desktop-Nutzer auf Googles Browser, gefolgt vom Internet Explorer mit 11,9 Prozent, und Firefox mit 10,8 Prozent. Edge (4,3%) erreicht hingegen gerade einmal ein halbes Prozent mehr als Safari (3,8 %), obwohl der Desktop-Marktanteil von Windows weiterhin erdrückend ausfällt. Vereint liegen die beiden Microsoft-Browser zwar bei über 16 Prozent und damit auf dem zweiten Rang, angesichts der einstigen 95 Prozent Marktanteil aber ein desaströses Ergebnis. Im Mobilbereich kommt Chrome auf 62,75 Prozent, Safari schafft hier sogar 26,61 Prozent.
Zum zehnten Geburtstag spendiert Google dem hauseigenen Browser übrigens eine optische Frischzellenkur. So kündigte das Unternehmen an, nicht nur die Oberfläche zu erneuern (unter dem Motto "rund statt eckig", sondern wie üblich auch zahlreiche technologische Verbesserungen vorzunehmen. "69" lautet übriges die Versionsnummer – denn Google hatte von Anfang an jedes Update mit einem kompletten Versionssprung versehen.