15 Jahre Apple TV - doch die Plattform hat sich überlebt
Die ersten Prognosen zum erwarteten Verkaufserfolg des Apple TV fielen euphorisch aus. Das zunächst noch unter dem Arbeitstitel "iTV" vorgestellte Gerät habe das Potenzial, zu einem wichtigeren Markt als als Mac und iPod zu werden - so zumindest die Ansicht vieler Branchenexperten im September des Jahres 2006. Auf einem Presse-Event hatte Apple das iTV erstmals präsentiert, bis zum Verkaufsstart verging aber noch einige Zeit. "Erstes Quartal 2007" lautete die damalige Ankündigung. Der Preis für die Set Top Box lag zu Anfang bei 299 Dollar (40 GB Speicherkapazität) bzw. 399 Dollar (160 GB). Als Betriebssystem kam eine angepasste Version von Mac OS X 10.4 zum Einsatz. Man erinnere sich: Zum Zeitpunkt der Präsentation gab es noch kein iPhone, stattdessen war der iPod zu Apples umsatzstärkstem Produkt geworden.
Das oft zitierte "Hobby"Sehr schnell zeigte sich jedoch, dass Kunden nur sehr zögerlich zu diesem gänzlich neuen Apple-Produkt griffen. Die erste Generation des Apple TV wurde sogar derart verschmäht, dass von Steve Jobs zu hören war, das Gerät stelle für Apple eher ein "Hobby" dar. Mit dem Apple TV 2 veränderte Apple das Konzept daher grundlegend. Anstatt eines großen Aluminium-Gehäuses und mit viel Speicher versehen, war das Apple TV fortan nur noch eine kleine schwarze Box, deren Preis zudem massiv sank. Ganz auf Streaming ausgelegt verbaute Apple auch nur noch sehr wenig internen Speicher. Das seit September 2010 erhältliche Gerät verkaufte sich deutlich besser als die erste Generation - um einen Kassenschlager handelte es sich aber weiterhin nicht.
Die Anfänge des Apple TV
Apple TV 3 - der Absatz steigtTrotz geringer Verkaufszahlen gab Apple das Gerät nicht auf und präsentierte im Herbst 2012 die dritte Generation in unverändertem, schwarzen Gehäuse. An der Systemoberfläche änderte sich viel, außerdem unterstützte das Apple TV 3 Auflösungen von bis zu 1080p. Ein Blick auf die Quartalsergebnisse zeigte, dass sich das Apple TV so langsam zum stabilen Umsatzbringer mauserte. Tim Cook kommentierte den Absatz mit den Worten, es werde inzwischen immer schwerer, das Apple TV noch als "Hobby" zu bezeichnen. 2013 überschritt Apple erstmals die Marke von zehn Millionen Geräten pro Jahr.
Apple TV 4 und tvOSMit dem Apple TV 4 (2015, offiziell: "Apple TV HD") hatte sich Apple eigentlich noch viel mehr vorgenommen und wollte die Inhalte aller großen TV-Stationen als Abo mitliefern. Die Verhandlungen scheiterten jedoch, weswegen das Apple TV 4 in erster Linie große Neuerungen beim System sowie die Siri-Fernbedienung mitbrachte. Auf den ersten Blick hat sich das Design des Gehäuses nicht verändert, nur mit Maßband lassen sich Unterschiede feststellen. Das Betriebssystem erhielt zudem einen neuen Namen und hört seit 2015 auf "tvOS". Erstmals erhielten auch Drittanbieter die Möglichkeit, Apps für das Apple TV zu entwickeln und via App Store auf dem Gerät zu verkaufen. Die App-Revolution blieb indes aus, kaum jemand interessierte sich sonderlich für besagten App-Vertrieb.
Die aktuelle MarktsituationIn den vergangenen zwei Jahren hatte das Thema "Apple TV+" für Apple deutlich höheren Stellenwert, als die eigentliche Hardware. Die Strategie hat sich gewandelt, denn Apples Fokus auf Dienste beinhaltet in diesem Fall, das Streaming-Angebot auf so viele Plattformen wie möglich bringen zu wollen. Hätte man in früheren Jahren darauf abgezielt, das Apple TV durch zusätzliche Inhalte attraktiver zu machen, sieht es nun ziemlich anders aus. Kaum ein Marktbeobachter bescheinigt Apples TV-Box eine besonders rosige Zukunft. Laut Mark Gurman könnte der nächste große Schritt eher die Vereinigung von Apple TV und HomePod samt Display zu einem neuartigen Produkt sein.
Dass Apple jedoch viel Energie in zukünftige Generationen des Apple TV steckt, scheint eher unwahrscheinlich. Auch wenn es zwischenzeitlich einmal so aussah, als könne Apple tatsächlich zu einem wichtigen Anbieter für Streaming-Hardware werden, scheint dies inzwischen einerseits sehr unwahrscheinlich, andererseits aber kaum mehr erstrebenswert. Die Thematik "Smart Home" verpasste Apple, das "digitale Wohnzimmer" ist von Echo und Alexa dominiert, für Streaming gibt es günstige Dongles oder Apps auf dem Smart TV.