Im
ersten Teil unserer Serie hatten wir uns auf die lange Vorgeschichte bis zu dem Zeitpunkt konzentriert, als Apple schließlich am 24. März 2001 mit dem brandneuen System aufwarten konnte. Bei den "Major Releases" 10.0, 10.1, 10.2 und 10.3 im
zweiten Teil der Serie legte Apple eine beeindruckende Update-Frequenz hin und versöhnte die Mehrheit der Nutzer sehr schnell dank rascher, großer Updates. Im Jahr 2001 erschienen 10.0 und 10.1, ein Jahr später bereits 10.2 Jaguar, ein weiteres Jahr darauf 10.3 Panther. Apple deutete allerdings bereits an, dass der Jahrestakt nicht zu halten sein wird und zwischen kommenden großen Updates etwas mehr Zeit vergeht.
Mac OS X 10.4 - TigerEineinhalb Jahre nach Panther erschien Mac OS X 10.4 Tiger am 29. April 2005. Offiziell vorausgesetzt wurde ein Mac mit mindestens 300 MHz, 256 MB RAM, 3 GB Speicherplatz sowie einem DVD-Laufwerk. Die ersten iMacs und iBooks konnten somit nicht mehr auf Tiger aufgerüstet werden, sondern mussten bei Panther bleiben. Tiger stellte die letzte Version von Mac OS X dar, die überhaupt noch auf G3-Macs installiert werden konnte, sofern diese über den Mindestanforderungen lagen. Auf direkte Nachfrage konnte man zudem eine Tiger-Version auf CD erwerben, das Angebot richtete sich insbesondere an Besitzer eines eMac.
Erstmals gezeigt wurde Tiger auf der WWDC. Zu den wichtigsten Neuerungen zählte die Metadaten-basierte Suche Spotlight, Safari RSS, Dashboard, Automator, VoiceOver, Mail 2 sowie Version 3 von iChat AV. Erneut warb Apple mit "mehr als 150 neuen Funktionen". An der Oberfläche nahm Apple einige Änderungen vor; der in Panther noch vorhandene Streifen-Look wich einer glasähnlicheren Optik. Für Entwickler brachte 10.4 die neue Datenbanktechnologie CoreData mit, außerdem hielten CoreVideo sowie CoreImage Einzug. Der gewaltige Vorteil von CoreImage/Video ist, dass die Effekte auf der Grafikkarte laufen, der Hauptprozessor im Idealfall also nicht in Anspruch genommen wird. Eindrucksvolle grafische Effekte ohne CPU-Last sind so möglich.
Eine gewaltige Zäsur stellte sich nicht mit, sondern nach der Veröffentlichung von 10.4 Tiger ein. Bei Tiger handelte es sich um die erste Version von OS X für Intel-Macs. Genau genommen ist die Aussage nicht richtig, da laut Steve Jobs auch die bisherigen Ausgaben sowohl für PPC- als auch für Intel-Macs kompiliert wurden, 10.4 ist jedoch das erste offizielle herausgegebene Mac OS X für Intel-Rechner . Auf der WWDC 2005 hatte Apple den Umstieg auf Intel-Prozessoren angekündigt, im Januar erschienen die ersten Intel-Macs mit Mac OS X 10.4.4. Auf den so genannten "Developer Transition Kits" lief eine angepasste Version von 10.4.1.
OS X auf Intel: An diese Einträge musste man sich erst gewöhnen
Die bei den vorangegangenen großen Updates entstandenen Diskussion OS 9 vs. OS X waren mit Mac OS X 10.4 schlicht nicht mehr vorhanden. Vier Jahre nach Version 10.0 handelte es sich bei OS X um das allgemein akzeptierte, alleinige Betriebssystem auf dem Mac. Allerdings begannen nun neue Streitigkeiten, die noch erheblich heftiger ausgefochten wurden: PowerPC-Prozessoren vs. Intel-Prozessoren. Um den Übergang zu erleichtern und zudem nicht auf reine PowerPC-Software verzichten zu müssen, stellte Apple "Rosetta" vor. Somit ließen sich auch PPC-Programme auf dem Intel-Mac ausführen, wenngleich mit reduzierter Geschwindigkeit. Das letzte Sicherheitsupdate für Mac OS X 10.4 Tiger erschien übrigens im Jahr 2009; seitdem wurde zwar noch die unter Tiger lauffähige Version von Safari aktualisiert, ansonsten konzentrierte sich Apple auf 10.5 und 10.6.
Mac OS X 10.5 - LeopardZwischen der Veröffentlichung von 10.4 und 10.5 lagen mehr als zwei Jahre, eigentlich hatte Apple eine raschere Updatefolge prognostiziert. Ursprünglich sollte 10.5 Ende 2006 erscheinen, dann im April 2007, bis schließlich feststand: Leopard wird erst im Oktober 2007 freigegeben. Die Arbeiten am iPhone OS sorgten für Verzögerungen, sodass sich Apple nicht mit voller Kraft der Entwicklung von Mac OS X 10.5 widmen konnte. Als 10.5 am 26. Oktober 2007 in den Regalen stand, warb Apple mit mehr als 300 neuen Funktionen. Schon auf der WWDC 2006 wurde 10.5 erstmals demonstriert; allerdings waren nicht alle großen Neuerungen Bestandteil der Präsentation, denn angeblich wollte Apple der Konkurrenz nicht die Gelegenheit geben, alle Innovationen zu kopieren.
Apple nutzte die Veranstaltung, um eine Vielzahl an Neuerungen aus Mac OS X 10.5 Leopard vorzustellen, das aber noch lange nicht marktreif war. Die "Top Secret Features" wollte man erst später nennen. Zu den wesentlichen neuen Funktionen in 10.5 zählte Boot Camp, das nun nicht mehr als externe Lösung vorlag, sondern in 10.5 integriert wurde. Quick Look bietet seit 10.5 schnelle Voransichten von Dateien, Time Machine kümmert sich um Backups. Mit Spaces übernahm Apple die Idee virtueller Desktops, wie sie unter verschiedenen Linux-Distributionen schon länger üblich waren. Ansonsten aktualisierte Apple zahlreiche Programme und Dienste, so zum Beispiel iCal, Safari, Vorschau oder auch Spotlight. Die Classic-Umgebung ist seit Mac OS X 10.5 nicht mehr Bestandteil von OS X. Der Benutzer kann also nicht mehr Software für OS 9 ausführen, außer es wird zu einer Dritthersteller-Lösung gegriffen.
In den Mac-Foren waren die Eindrücke von Mac OS X 10.5 sehr gemischt; häufiger als nach 10.4 waren sehr kritische Stimmen zu lesen, die sich unter anderem an der bisweilen schlechteren Performance des Systems störten. So wurde 10.5 oft als "zäher" beschrieben, andere wollten mehr Fehler und Probleme ausmachen. Auch die veränderte Benutzeroberfläche stellte sich als sehr umstritten heraus. Im Falle der transparenten Menüleiste bot Apple dann sogar mit einem späteren Update die Option an, auf Transparenzeffekte zu verzichten.
Für Entwickler führte 10.5 Objective-C 2.0 mit Garbage Collection ein, Core Animation erlaubte weitere Animationen der Oberfläche, ohne damit den Prozessor zu strapazieren. Weitere Entwickler-Technologien betreffen native 64-Bit Apps in Cocoa. Nicht implementiert wurde hingegen das ZFS-Dateisystem, welches für kurze Zeit in einem der Entwicklerbuilds auftauchte. Es gilt als sicher, dass Apple an einem neuen Dateisystem arbeitet - ZFS scheint aber eher nicht der Nachfolger von HFS+ zu werden. Mac OS X 10.5.8 ist die letzte Version, die sich noch auf PowerPC-Macs betreiben lässt.