15 Jahre Mac OS X, Teil 3: Tiger bis Lion
Mac OS X 10.6 Snow Leopard - Apples XPMit Mac OS X 10.6 entschloss sich Apple zu einem weitreichenden Schritt: Die neue Version brachte nur wenige neue Funktionen, stattdessen konzentrierte sich Apple vollständig auf den Unterbau. Zu Zeiten von Mac OS X 10.5 wurde Apple oft vorgehalten, dass die Entwicklung von OS X in eine falsche Richtung läuft. Immer neue Funktionen führten zu immer mehr Fehlern im System und immer schlechterer Performance - Apple hatte diese Gefahr erkannt und schlug daher mit 10.6 einen anderen Weg ein.
In Apples offizieller Pressemitteilung hieß es damals: "Wir haben in nur sieben Jahren mehr als 1.000 neue Funktionen in OS X integriert und Snow Leopard liefert jetzt die Basis für 1.000 weitere neue Funktionen", sagt Bertrand Serlet, Senior Vice President Software Engineering von Apple. "In unserem andauernden Bestreben, die beste Nutzer-Erfahrung zu liefern, haben wir den 'Pause-Knopf' für neue Funktionen gedrückt, um uns ganz auf die Perfektionierung des am weitesten entwickelten Betriebssystems zu konzentrieren."
Mit 10.6 hatte Apple tatsächlich ein schnelles und stabiles System geschaffen. 10.6 diente als Grundlage für die nächsten Jahre - und Mac OS X Lion zeigt, dass Apple durchaus weiterhin in der Lage war, viele neue Funktionen und Bedienweisen zu ersinnen. War 10.6 ein Performance-Update und legte Grundsteine, so bot 10.7 Lion wieder viele neue Funktionen. Die Zeit ab 10.7 zeigte allerdings auch, dass Snow Leopard zu Apples XP wurde - denn anders als bei sonstigen Updates verweigerten überdurchschnittliche viele Nutzer den Umstieg auf eine neuere Version von OS X.
OS X 10.7 - LionGleich auf den ersten Blick erkennt man eine wesentliche Änderung: Das "Mac" verschwindet aus dem Systemnamen, statt von Mac OS X 10.7 sprach Apple ab Veröffentlichung der finalen Version nur noch von OS X 10.7. Lion verfolgte die Strategie, bewährte und beliebte Funktionen aus iOS zu übernehmen. Auf dem "Back to the Mac"-Event im Oktober 2010 führte Steve Jobs aus, dass man zuerst auf Grundlage von OS X iPhone OS bzw. iOS entwickelte, jetzt aber einen Schritt in die andere Richtung gehen wolle und Erfahrungen von iOS auf den Mac zu bringen.
Bei der Ankündigung hieß es noch "Mac" OS X
Dies erkennt man sowohl an Elementen der Oberfläche (beispielsweise die Scrollbars aus Lion) als auch an Funktionen wie Launchpad zum Starten von Programmen. Der Mac App Store war seit 10.6.6 fester Bestandteil des Systems, Apple wollte damit ebenfalls Nutzungserfahrung von iOS auf den Mac holen und mehr Kontrolle über Art und Vertriebsweise von Mac-Software erlangen. Das Mail-Programm aus Lion führte nicht nur den Conversation View ein, sondern auch die Darstellungsweise der Mailsoftware aus iOS.
Zu den häufigen Kritikpunkten an Lion zählte neben bisweilen äußert schlechter Performance und zähem Verhalten sowie Reduzierung von Kontrasten (Icons in der Finder-Seitenleiste sind nun alle grau), dass sich Apple mehr und mehr vom professionellen Umfeld abwende und aus dem Mac ein großes iPhone oder ein großes iPad machen wolle. Dieser Vorwurf ist sicherlich zu pauschal, auch wenn zu diesem Zeitpunkt für viele relativ klar zu sein schien, wohin die Reise gehen sollte: Die Zusammenführung von OS X und iOS. Was im Jahr 2011 noch als wahrscheinlich galt und möglicherweise von Apple auch so geplant war, stellte sich jedoch als nicht zutreffend heraus. Apple nahm sich die Nutzerkritik zu Herzen und stellte mit den kommenden großen Updates wieder stärker heraus, dass der Mac kein großes iPad oder iPhone ist. Einige Fehlentscheidungen aus OS X 10.7 wurden rasch korrigiert, wie wir morgen im vierten und letzten Teil der Serie "15 Jahre OS X" beschreiben werden.
Alle Teile der Serie Teil 1: Die Vorgeschichte sowie der Marktstart von Mac OS X
Teil 2: Das System wird erwachsen
Teil 3: Tiger bis Lion
Teil 4: Die schnellen Zyklen seit 2012