15 Jahre Mac OS X Teil 4 - schnelle Zyklen seit 2012
OS X 10.10 YosemiteHatte Apples maßgebliche Design-Umstellung bei iOS 7 schon für viele Kontroversen zwischen Befürwortern und Gegnern gesorgt, wiederholten sich die Diskussionen bei OS X Yosemite. Erwartungsgemäß überarbeitete Apple die Optik grundlegend und ließ nahezu kein grafisches Element unangefasst. Jony Ive, seit geraumer Zeit nicht mehr nur für Hardware-, sondern auch für Interface-Design zuständig, drückte dem System sichtbar seinen Stempel auf. Für viele Entwickler bedeutete dies nach Freigabe von OS X Yosemite, ihre Programme ebenfalls zu überarbeiten und neue Konzepte wie transparente Bereiche mit Weichzeichnungsfilter, flache Objekte sowie keine Nachahmung von echten, plastischen Materialien mehr umzusetzen.
Zur Markteinführung hatte Yosemite ebenfalls mit Qualitätsproblemen zu kämpfen - allen voran im Netzwerkbereich. WLAN auf dem Mac war schon bei den letzten großen Systemupdates recht instabil geworden, mit OS X Yosemite handelte es sich aber nun endgültig um ein weit verbreitetes Problem, das eine Vielzahl von Nutzern betraf. Auf manchen Macs funktionierte WLAN überhaupt nicht mehr, auf anderen Macs hingegen nur mit regelmäßigen Verbindungsabbrüchen. Apple versprach mit jedem Update Verbesserungen der Stabilität - doch es änderte sich leider nichts. Mehr als ein halbes Jahr später erst war der Schuldige gefunden. Apples neuer Netzwerkdienst "discoveryd" funktionierte hinten und vorne nicht, weswegen Apple mit OS X 10.10.4 wieder auf den zuvor verwendeten Dienst "mDNSResponder" umstellte - acht Monate nach Markteinführung von Yosemite verschwanden die Probleme damit weitgehend.
An neuen Funktionen brachte Yosemite unter anderem deutliche Verbesserungen bei Spotlight, Handoff sowie iCloud Drive mit - nicht nur eine Online-Festplatte, sondern eine komplett neue iCloud-Architektur im Hintergrund. Sehr gut kam bei vielen Nutzern der "Dark Mode" an, mit dem sich einige Elemente wie Dock oder Menüleiste in dunkler Farbe halten lassen. Mit einer späteren Version von Yosemite (10.10.3) ersetzt Apple iPhoto durch die neue Fotos-App.
OS X 10.11 El CapitanAngeblich hatten sich zahlreiche Entwicklerteams bei Apple zusammengetan und massiven Druck auf die höheren Management-Ebenen ausgeübt. Der Wunsch: Endlich Fehler beheben zu dürfen anstatt ständig im Akkord an neuen Funktionen arbeiten zu müssen. Ganz offenkundig hatte Apple vermehrt mit Qualitätsproblemen in OS X zu kämpfen und der schnelle Release-Zyklus brachte zwar rasch neue Systeme an die Kunden - aber der Nutzerunmut, unausgereifte Software zu erhalten, wuchs ebenfalls deutlich an. Mit OS X El Capitan sollte daher der Weg von Mac OS X Snow Leopard einige Jahre zuvor gegangen werden: Stabilität, Fehlerbehebungen, Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit, Sicherheit - und keinen Fokus auf immer neue Funktionen.
Insgesamt zeigte sich, dass Apples Entscheidung eine sehr gute war und OS X El Capitan beim Erscheinen einen weitaus ausgereifteren Eindruck als seine Vorgänger machte. Viele Nutzer attestieren dem System spürbar mehr Geschwindigkeit und weniger Probleme. Für Kritik sorgten das funktionell kastrierte Festplatten-Dienstprogramm sowie zahlreiche Darstellungsfehler im Mail-Programm. Ansonsten verbesserte El Capitan die generelle Qualität von OS X - was auch dringend erforderlich war.
Ein paar neue Funktionen gab es ebenfalls. Apple bohrte die Notiz-App auf, schützt Systemverzeichnisse standardmäßig vor Veränderungen und führte mit "Metal" eine neue Grafik-API ein. Außerdem gibt es seit El Capitan den "Split View", um auch im Vollbild-Modus zwei Programme nebeneinander darzustellen. Apple ersetzte die mit Yosemite eingeführte Systemschrift "Helvetica Neue" durch die Eigenentwicklung "San Francisco" und verbesserte damit die Lesbarkeit.
SchlusswortDamit endet unsere vierteilige Serie zur fünfzehnjährigen Geschichte von (Mac) OS X. Wir wünschen dem "Geburtstagskind" alles Gute und blicken auf spannende 15 Jahre zurück. Als MacTechNews im Sommer 2002 den Newsdienst aufnahm, litt OS X noch unter vielen schwerwiegenden Problemen, die längst der Vergangenheit angehören - kaum kompatible Software, extrem lange Wartezeiten beim Starten von Programmen oder bei Aktionen in der Oberfläche oder auch regelmäßig auftretende Kernel Panics, also Komplettabstürze des Systems. Damals war aber mit Jaguar bereits abzusehen, in welche (gute) Richtung sich Mac OS X entwickeln sollte. Wir sind gespannt, welche Wege OS X (oder wie auch immer das System demnächst heißen wird) in Zukunft beschreitet und was sich im OS-Markt in den kommenden Jahren alles tut.
Alle Teile der Serie Teil 1: Die Vorgeschichte sowie der Marktstart von Mac OS X
Teil 2: Das System wird erwachsen
Teil 3: Tiger bis Lion