20 Jahre Mac OS X – ein neues Mac-Zeitalter brach an
Im März 2001 begann ein neues Kapitel für Apple, dessen Bedeutung wohl noch höher als der Wechsel einer Prozessorarchitektur anzusehen ist. Mit der Veröffentlichung von Mac OS X 10.0 im März 2001 beendete Cupertino einerseits die seit Herbst 2000 laufende Public Beta, andererseits erfolgte ein großer Schritt in die Zukunft. In mehrfacher Hinsicht war das klassische Mac OS nämlich technologisch veraltet, es fehlte beispielsweise Speicherschutz oder Präemptives Multitasking. Dies hatte gravierende Auswirkungen, denn der Software im Vordergrund gehörte quasi der gesamte Mac. Konkret: Ein steckengebliebener Druckdialog blockierte das komplette System, nichts anderes war mehr auszuführen. Apples Versuche, ein ganz neues OS zu entwickeln, scheiterten ("Copland") – doch mit der NeXT-Übernahme sicherte sich Apple den technischen Unterbau, Mac OS X auf die Beine zu stellen.
Mac OS X machte so ziemlich alles neuStatt einer Weiterentwicklung von Mac OS 9 war Mac OS X ein von Grund auf neu konstruiertes, modernes Betriebssystem auf UNIX-Basis, das viele Elemente von NEXTSTEP übernahm. Viele Anwender stellten sich nach der Veröffentlichung dennoch die Frage, ob Apple nicht einen falschen Weg beschritt. Vor allem auf G3-Rechnern war die Performance teils so schlecht, dass Tastatureingaben nur zeitverzögert auf dem Bildschirm erschienen. Auch ein Großteil der kommerziellen Software war noch nicht an das neue Betriebssystem angepasst, womit der Einsatz für viele Unternehmen ausschied. Kernel Panics verursachte man bereits gerne durch Abstecken der Maus – DVDs ließen sich nicht abspielen, die meisten Drucker wurden schlicht nicht erkannt.
Beeindruckende Oberfläche, doch Macs waren zu langsamEin anderer Punkt sorgte indes bei vielen für Begeisterung, denn die Aqua-Oberfläche war geradezu revolutionär. Schatten- und Glanzeffekten verliehen dem System eine Anmutung, welche man noch nie zuvor gesehen hatte. Die Philosophie hinter Aqua besagte, dass man einzelnen Elemente der UI das Aussehen von Flüssigkeiten verlieh. Fast alle Buttons verhielten sich wie ein Tropfen Öl, der sich ganz bewusst von der Oberfläche abhebt. Sicherlich wären mehr Nutzer davon begeistert gewesen, hätte die Rechenleistung der damaligen Macs auch für das grafische Spektakel ausgereicht.
Mac OS X 10.0 in der finalen Version
Mac OS 10.1 kam rasch, um die gröbsten Mängel zu beseitigenDas erste große Update ließ nicht lange auf sich warten, Mac OS X 10.0 wies einfach noch zu viele Schwächen auf. Aufgrund der teils heftigen Kritik entschied sich Apple, bereits am 25.09.2001 Mac OS X 10.1 (Codename Puma) auszuliefern – und zwar als kostenloses Updates, wohingegen Mac OS X 10.2 wieder rund 160 Euro kostete. Puma brachte vor allem spürbare Performance-Verbesserungen mit, "Digitale Bilder" sorgte fortan für Zugriff auf Digitalkameras und Scanner, Druckertreiber für die meisten populären Baureihen waren vorhanden, der "DVD Player" erschien – und gleichzeitig legte sich auch die Entwicklergemeinde ins Zeug, Programme nativ für Mac OS X anzubieten. Das System begann, immer mehr Nutzer zu überzeugen und sein Potenzial auszuspielen.
Mac OS X 10.1 "Puma" im Einsatz
20 Jahre später: Mac OS X/10 wurde zu macOS 11Das "X" im Systemnamen stand einerseits für 10 als Nachfolger von Mac OS 9, andererseits galt es aber auch als Anspielung auf den UNI"X"-Unterbau. Fast zwei Jahrzehnte lang blieb Apple der Bezeichnung treu und veröffentlichte insgesamt 15 weitere "10.x"-Releases. Erst im Spätherbst 2020 erfolgte der Schritt, den "10er"-Raum zu verlassen. Allerdings war die Versionsnummer ohnehin immer weiter in den Hintergrund gerückt, denn seit Mac OS X 10.2 Jaguar begann Apple, im Marketing vorrangig von Katzennamen zu sprechen. OS X 10.9 Mavericks brachte den Wechsel von Vierbeinern hin zu bekannten Orten – und Big Sur wechselte dann erstmals die Hauptversionsnummer 10 durch eine 11 aus.