20 Jahre .mp3: Wegbereiter für Internet-Audio feiert Namenstag
Das Audio-Format des Internets erhielt heute vor 20 Jahren nach einer Umfrage des Fraunhofer Institut sein Namen MP3 und leitete nicht zuletzt durch seine qualitativ hochwertige Kompression schleichend das Ende der Audio-CD ein. Das zuvor nur mit der Bezeichnung MPEG-1 Audio Layer III bezeichnete Format erlaubte erstmals die
Online-Übertragung ganzer Songs in weniger Minuten über das von Modem-Geschwindigkeit geprägte Internet. Was die Fraunhofer-Gesellschaft in Erlangen zusammen mit AT&T und Thomson ab 1982 geschaffen hatte, war der Grundstein für neue Verfahren der Audio-Komprimierung, wie sie beispielsweise auch bei AAC verfolgt werden.
Das Ergebnis basiert auf Forschungsarbeiten von Dieter Seitzer aus den 1970er Jahren zur Verbesserung der Sprachqualität von Telefonleitungen und auf Forschungsarbeiten von Heinz Gerhäuser zur Audiocodierung in Echtzeit. Karlheinz Brandenburg entwickelt den Ansatz in den 1980ern weiter und nutzte die psychoakustischen Effekte der menschlichen Wahrnehmung, um
nur die wesentlichen Töne und Geräusche digital umzuwandeln und zu speichern. Beispielsweise kann der Mensch nur bestimmte Tondifferenzen unterscheiden und leise Töne nach einem lauten Ton kurzzeitig nicht hören.
Entsprechend dieser Effekte wird ein Großteil der Frequenzen entfernt und nur noch die für den Menschen wesentlichen Anteile gespeichert.
Statt 10 MB benötigte eine Minute Musik bei MP3 nur noch ein MB. Schon bei der Entwicklung wurde MP3 mit anspruchsvollen Songs getestet, auf die auch HiFi-Magazine bei Produkttests zurückgriffen, um das Optimierungspotenzial auszureizen. Dadurch empfahl sich MP3 frühzeitig in seiner Entwicklung für Standards wie DAB (Digital Audio Broadcasting) und MPEG (Moving Picture Experts Group).
Zu Beginn war das Komprimierungsverfahren allerdings für die damalige Rechenleistung zu komplex. Davon ließ sich das Fraunhofer Institut aber nicht beirren und entwickelte Anfang der 1990er Jahre
spezielle MP3-ISDN-Server für Radiosender, die damit in Echtzeit zwischen Stationen sowohl Sprache als auch Musik hochwertig übertragen konnten. Es folgten PC-Erweiterungskarten für MP3-Decoderchips sowie der Prototyp eines MP3-Players, der ohne mechanische Komponenten auskam.
Nach der Standardisierung von MP3 unter dem Namen ISO MPEG Audio Layer 3 begann 1992 das Lizenzgeschäft. 1995 gründeten Fraunhoher und Thomson einen gemeinsamen Lizenz-Pool und das Audio-Format erhielt seine eigene Endung: .mp3
Nicht ohne Hintergedanken, denn gleichzeitig begann die Fraunhofer-Gesellschaft mit dem
Online-Vertrieb geeigneter MP3-Software zur Umwandlung und Wiedergabe. Dank Intel-Pentium-Prozessoren gab es schließlich auch endlich genügend Rechenleistung ohne Erweiterungskarten. Schon sehr früh wurde deutlich, dass die Qualität der MP3-Stücke stark vom verwendeten MP3-Encoder abhängt und das Fraunhofer Original lange Zeit die höchste Qualität versprach.
Nachdem ein australischer Student die Fraunhofer-Software mithilfe einer gestohlene Kreditkarte erworben hatte, nahm die Software als illegaler Download ihre Runden im Internet. Der Damm war gebrochen und MP3 erfreute sich großer Beliebtheit. Dabei florierten auch die illegalen Kanäle und MP3-Tauschbörsen und führten zu P2P-Netzwerken wie Napster.
1998 erschienen dann die ersten MP3-Player mit Flash-Speicher: MPMan in Korea und Rio PMP300 in den USA. Nach der Abwehr von Klagen der Musikindustrie nahm der Markt an Fahrt auf und wurde auch für Apple interessant. Gerade erst konnte das Unternehmen mit dem iMac die drohende Pleite abwenden, da läutete am 23. Oktober 2001 der vorgestellte iPod für Apple einen Erfolg ein, der später nur noch durch das iPhone überboten werden konnte.
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