29 Jahre bei Apple - Eddy Cue bietet faszinierende Einblicke in Apples Wesen und Entwicklung
Missmanagement bei AppleAls Beispiel, wie schlecht Apple Ende der 80er geführt war, erzählt Cue eine Episode. Cues erste Arbeitswoche war am Ende eines Quartals. Direkt am Anfang sei sein Manager zu ihm gekommen und habe ihm erklärt, es sei noch zu viel vom Budget übrig. Daher solle Cue alles bestellen, was ihm irgendwie einfalle. Damals hatte Apple noch gute Ergebnisse vorzuweisen, was sich einige Jahre später aber schlagartig änderte. Derartige Prozesse lassen sich aber nicht so einfach umstellen - und gerade dann, wenn viel Geld fließt, bemerke man derlei Fehlentwicklungen gar nicht.
Wer sich heutzutage übrigens beschwert, Apples Hardware-Margen seien viel zu üppig (Apple erzielt ca. 30 Prozent Marge, die meisten anderen Hersteller im einstelligen Bereich), für den hält Cue einen interessanten Wert parat. Ende der 80er arbeitete Apple mit Hardware-Margen von 80 Prozent. Die Computer wurden extrem teuer verkauft und selbst ohne Inflationsbereinigung habe man damals ein Vermögen für einen Computer aufbringen müssen.
Ein Schwachmat an der Spitze - und die AuswirkungenMieses Management - dieser Vorwurf fällt diverse Male, wenn Cue über Apples Probleme der 80er und 90er spricht. Besonders drastisch ist dabei folgende Aussage, die er als eine wichtige Lektion sieht: Wenn man einen Schwachmaten ("bozo") als CEO anheure, dann sind alle von demjenigen ausgesuchten Personen noch schlimmer. Apple habe einen riesigen Deppen beschäftigt, sein Name Gil Amelio. Amelio habe keine Qualifikationen als CEO mitgebracht, er war ein Manager, aber ohne die erforderlichen Kenntnisse für die höchste Führungsebene.
An der weiteren Personalpolitik, die sich fortan bis in die unteren Ebenen zog, ließ sich sehr gut beobachten, wie wichtig ein guter Mann an der Spitze ist. Wenn man Cue frage, was seine wichtigste Tätigkeit ist, gebe es die klare Antwort: Hiring, Anwerbung von Mitarbeitern. Wenn man wirklich gute Leute gewinne, so lassen diese einen sehr viel besser erscheinen, als man wirklich sei. Umgekehrt gelte dies natürlich gleichermaßen.
Bekanntlich war Apple Mitte der 90er Jahre angeschlagen und verbrannte kontinuierlich Geld. Laut Cue müsse man schon massiv zielgerichtet arbeiten, um derlei hohe Beträge zu versenken. Apple war faktisch bankrott, so Cue.