Seit rund 15 Jahren bezeichnet Apple die eigenen Computer zwar durchgängig als "Mac“, von vielen Seiten ist aber auch immer noch die Langform „Macintosh“ zu vernehmen. Dies zeigt, wie sich die Bezeichnung Macintosh in das kollektive Bewusstsein eingebrannt hat. Genau 35 Jahre ist es nun her, dass Apples erster Macintosh auf den Markt kam und eine Ära begründete. Machte der Apple II das Unternehmen groß, so legte der Macintosh wesentliche Grundsteine für weiteres Wachstum.
Wie es begannDie Entwicklung hatte im Jahr 1979 begonnen. Hinter dem Projekt stand ursprünglich Jef Raskin, der die Vision hatte, einen einfach zu benutzenden, günstigen Computer für den normalen Verbraucher zu entwerfen. Bald wurde auch Steve Jobs auf das Macintosh-Projekt aufmerksam und erkannte das Potenzial. Schon 1981 verließ Raskin aufgrund persönlicher Konflikte mit Steve Jobs das Macintosh-Team - Apple-Urgestein Andy Hertzfeld sagte einst, das finale Design des Macintosh entspreche auch sehr viel stärker Jobs’ Vorstellungen als denen Jef Raskins.
Nach der LisaDie Grundzüge der System-Oberfläche kannte man bereits von Apples gefloppter "Lisa", um deren Weiterentwicklung Jobs sich zugunsten des Macintoshs nicht mehr kümmerte. Zudem schürte Jobs hohe interne Rivalität zwischen Macintosh- und Lisa-Team, die Zukunft sah Jobs ausschließlich im Macintosh-Projekt. Man kann darüber streiten, ob andernfalls die Lisa zu einem wegweisenden Produkt geworden wäre - Fakt war aber, dass allein schon die Preisgestaltung der Lisa (ca. 10.000 Dollar) zum damaligen Zeitpunkt einen Verkaufserfolg verhinderte.
Noch kein "Mac OS"Die Bezeichnung „Mac OS“ kam erst sehr viel später (nämlich 1996), vorher war schlicht von „System“ die Rede. Die Optik unterschied sich ganz gewaltig vom IBM-PC: Anstatt Textbefehle einzugeben, setzt der Macintosh auf eine grafische Oberfläche mit Büro-Metaphorik. Gearbeitet wurde auf dem Schreibtisch, mit Ordnern, Files (wörtlich übersetzt „Akte“) und dem Papierkorb. Eine Kommandozeile existierte gar nicht erst, der Benutzer sollte alle Funktionen mit der Maus bedienen können. Das Macintosh File System (MFS) kannte zwar Ordner, nicht jedoch Ordner in Ordnern. Schon 1986 wurde MFS durch das Hierarchical File System ersetzt, sodass auch Unterordner zur Verfügung standen.
Nur ein Programm offenWas auf iPhone und iPad längere Zeit nicht möglich war, betraf auch die frühen Versionen des Macintosh-Systems: Programme konnten nur nacheinander, nicht jedoch gleichzeitig ausgeführt werden. Erst mit System 5 und dem so genannten MultiFinder führte Apple Multitasking von Programmen ein. Der erste Macintosh hätte ohnehin viel zu wenig Arbeitsspeicher für zwei zeitgleich laufende Programme gehabt, denn selbst mit nur einem Programm war der RAM oft schon zu knapp bemessen.
Jobs setzte sich beim Preis nicht durchEigentlich wollte Steve Jobs das Gerät für weniger als 2000 Dollar anbieten, konnte sich damit aber nicht durchsetzen und so wurde der Macintosh 128k schließlich für 2495 Dollar verkauft. Dies war immer noch ein stattlicher Preis, dennoch befand sich die Achillesferse des ersten Macintoshs an ganz anderer Stelle: Für viele Aufgaben war er schlicht und einfach viel zu langsam, der Grund lag im zu niedrig dimensionierten Arbeitsspeicher. Die Demonstrationen, die Apple damals mit dem angeblichen 128k zeigte, wurden gar nicht mit dem genannten Gerät, sondern auf einem leistungsstärkeren Prototypen mit zusätzlichem Arbeitsspeicher erstellt.
Auch den 128k hat iFixit zerlegt
Die HardwareAls Prozessor setzte Apple einen Motorola 68000 mit 8 MHz ein, das Display verfügte über eine Auflösung von 512x342 Pixel bei einer Diagonale von 9" und einer Pixeldichte von 72 dpi (Standard im Desktop-Publishing). Zum Vergleich: Icons für iPhone- oder iPad-Apps müssen in einer Auflösung von 1024x1024 Pixel an Apple geschickt werden, also in mehr als der vierfachen Pixelanzahl, die der Macintosh-Bildschirm darstellen konnte. Eine interne Festplatte gab es nicht, wohl aber ein Laufwerk für 3,5“-Disketten. Bei Prototypen waren noch Laufwerke für 5,25“-Disketten verbaut, in der marktreifen Version erhielten die stabilen 3,5“-Disketten aber den Vorzug. Kein anderer „Personal Computer“ zuvor verfügte über ein solches Laufwerk.
Fast geräuschlosDer Macintosh sollte geräuschlos arbeiten, daher musste auf einen Lüfter verzichtet werden. Ebenfalls verzichtet wurde auf Erweiterbarkeit durch den Nutzer; nur Techniker durften das Gehäuse öffnen. Eine große Erweiterung konnte man sich aber hinzukaufen: Um vom 128k auf einen 512k aufzurüsten, ließ sich ein „Motherboard Replacement“ für 995 Dollar erwerben, das aus dem Macintosh 128k angesichts zusätzlichen Arbeitsspeichers einen Macintosh 512k machte. Der Macintosh 128k stand bis Oktober 1985 im Sortiment, das letzte lauffähige System war 3.2 mit Finder 5.3.
Zum ersten Mal ans Licht der ÖffentlichkeitDer ersten Vorstellung auf einer Bühne am 24. Januar 1984 ging ein legendärer Werbespot voraus. Viele Geschichten ranken sich um diesen Clip, so die immer wieder geäußerte Angabe, Apple habe den Spot nur ein einziges Mal, nämlich zum Super Bowl gezeigt. Das stimmt jedoch so nicht. Am 15.12.1983 erfolgte die Premiere des Spots im Fernsehen. Man machte die Erstaufführung nur einem kleinen Publikum zugänglich, jedoch hatte Apple einen Grund für dieses Vorgehen: Hätte Apple nicht für diesen Zeitpunkt die TV-Premiere angestrebt, so wäre man zu spät für die Qualifikation zum Filmpreis in Cannes gewesen. Richtig bekannt wurde "1984" dann aber tatsächlich erst mit dem Super Bowl.
Ein legendärer Clip„1984“ gilt heute als einer der besten und einflussreichsten Werbespots aller Zeiten - Apples Aufsichtsrat zeigte sich vor 35 Jahren allerdings entsetzt und hätte den Clip lieber direkt und für alle Zeiten im Giftschrank eingesperrt. Aus diesem Grund kam es auch nur zu einer einzigen Buchung, denn den Werbeplatz anlässlich des Super Bowls hatte man bereits gekauft.
Interessant ist, dass Apple den Macintosh im Clip überhaupt nicht zeigte und sich stattdessen implizit auf die Botschaft konzentrierte: Wir befreien die Welt von IBM und den einheitlichen PC-Kisten. Die Medien waren so begeistert vom Clip, dass er immer wieder unentgeltlich von TV-Sendern wiederholt und so noch stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt wurde. Der Aufsichtsrat stand zwar mit seiner Ablehnung weitgehend alleine da, hätte aber beinahe ein Stück Werbegeschichte verhindert.
SchlusswortAuch wenn es unzählige Macs in Apples Produktgeschichte gab, am wichtigsten bleibt wohl der vor 35 Jahren präsentierte gemeinsame Vorfahre, selbst wenn der erhoffte - und von Steve Jobs erwartete - Markterfolg ausblieb. In den ersten 4 Monaten setzte Apple rund 70.000 Geräte ab; insgesamt kein schlechtes Ergebnis, aber eben weit unter den Hoffnungen. Der PC-Markt blieb weiterhin dominant; nicht nur durch den IBM-PC an sich, sondern auch durch Microsoft Windows, das ab Version 3.11 zu einem Kassenschlager für Microsoft wurde.
20 Jahre nach Apples Gründung legte Cupertino den Twentieth Anniversary Macintosh auf - allerdings ließ man die runden Geburtstage des ersten Macintoshs immer verstreichen und so erfüllte sich weder im Jahr 2004 noch 2014 die Hoffnung auf ein Jubiläumsmodell. Vor fünf Jahren feierte Apple den 30. Geburtstag immerhin groß im Mac App Store sowie auf den Produktseiten.
35 Jahre Mac(intosh)-Geschichte liegen hinter der Computerwelt - und wer weiß, ob es in 35 Jahren überhaupt noch Macs gibt, oder ob alternative Computerkonzepte dann endgültig die Regentschaft übernommen haben. Egal wie es kommt, der erste Macintosh ist und bleibt Kult - Alles Gute zum 35., du beiger kleiner Würfel!